TÜBINGEN. Helge Thun hat einmal mehr im Tübinger Sudhaus (das fühle sich an »wie zu Hause«, so Thun) Premiere eines neuen Programms gefeiert - und erinnerte bei dieser Gelegenheit an Heiner Kondschak, den im August gestorbenen Musiker, Schauspieler, Autor, Regisseur und Bühnenautor, mit dem er 1995 sein erstes abendfüllendes Zauber-Comedy-Programm »Der Schöne und das Biest« herausbrachte. Weitere Zusammenarbeiten unter diesem Titel folgten. Zu Kondschaks Sprüchen, so Thun, habe immer gehört: »Wenn einer von uns beiden stirbt, macht Helge alleine weiter.« Das hat sich nun auf traurige Weise bewahrheitet.
»Wir haben nie verraten, wer wer ist«, sagte Thun über die Rollenverteilung in »Der Schöne und das Biest«. Und tat es auch diesmal nicht. Als Zugabe brachte der Spezialist für Reime, Tricks und Comedy im ausverkauften Sudhaus-Saal eine Hypnose-Nummer mit einer Waschbär-Puppe namens Elvis, die schon bei »Der Schöne und das Biest« für Lacher sorgte und nun, zum ersten Mal nach Jahren, wieder zu sehen war.
Bloß keine Krise
»Zick Zack zum Zenit« - so der Name des neuen Programms - ist nach Bekunden des gebürtigen Kielers Helge Thun »nur aus Faulheit entstanden - weil ich mich um die Midlife-Crisis drücke«. Nach Tübingen kam er ursprünglich, um Germanistik und Anglistik zu studieren. Er brach das Studium ab, wurde Schauspieler am Landestheater Tübingen. Noch in den 1990er-Jahren machte er sich als Zauberkünstler, Komiker und Moderator selbstständig. Und blieb Tübingen treu.
Seinen ersten Zauberer sah er als Steppke auf einer Butterfahrt. Ein Däne sei es gewesen, lässt er sein Publikum wissen und präsentiert in einer Mischung aus Nostalgie und Ironie eine Nummer aus dessen Repertoire. Mit einer Zauberwurst mit Glimmer, Schnüren und Bommeln in verschiedenen Farben. Und einem Zungenschlag, der Dänisch wie ein lustiges Deutsch klingen lässt.
Tricks mit Weinflaschen
Was Thun an neuen Tricks bietet, ist durchaus verblüffend - ob er nun Weinflaschen auf wundersame Weise vermehrt oder zehn vom Publikum signierte Spielkarten an Stellen im Raum auftauchen lässt, wo man sie nicht vermutet hätte. Sein nachgeschobenes »Gibt's dazu Fragen?« garniert er mit einem schelmischen Lächeln. Und wenn etwas mal nicht auf Anhieb klappt, kann man sicher sein, dass das nur der Ablenkung dient oder dem Zweck, die Spannung vor dem glanzvollen Finale zu erhöhen.
Verspielt und verschmitzt kommen Helge Thuns Reime daher, mit denen er das Geschehen im Ländle kommentiert. Seit 2013 hat er dafür eine Rubrik bei einem »jungen, hippen Radiosender«, wie er augenzwinkernd anmerkt. »Reim Regional – Die aktuelle Gedichterstattung« läuft auf SWR4 als gereimter Monatsrückblick. Forscher, die herausgefunden haben, dass Kriminelle leichter Regeln brechen, bekommen da ihr Fett ab. Oder auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, der mit Böblingens Stadtoberhaupt die Frage bewegt, auf wessen Gemarkung sich Baden-Württembergs Mitte befindet. Wobei doch klar sei, dass er, Palmer, »selber der Mittelpunkt der Erde« sei. (GEA)