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Werkstatt des Romantikers: Caspar-David-Friedrich-Schau in Dresden

Das Caspar-David-Friedrich-Jahr endet: Noch bis Januar sind Gemälde und Zeichnungen des gefeierten Romantikers in Dresden zu sehen. Es ist auch ein Blick in die Maler-Werkstatt.

Spezialist für melancholische Naturstimmungen:  Caspar David Friedrichs Bild »Schiffe im Hafen am Abend« von 1828.
Spezialist für melancholische Naturstimmungen: Caspar David Friedrichs Bild »Schiffe im Hafen am Abend« von 1828. Foto: Elke Estel
Spezialist für melancholische Naturstimmungen: Caspar David Friedrichs Bild »Schiffe im Hafen am Abend« von 1828.
Foto: Elke Estel

DRESDEN. Kein deutscher Künstler war im Jahr 2024 in Deutschland größer als er. Caspar David Friedrich wurde geboren am 5. September vor 250 Jahren, ist tot seit 184 Jahren. Er ist ein Klassiker, der sein Publikum schnell gewinnt, mit seiner handwerklich überaus akkuraten Malerei, seinen schwelenden Emotionen, der menschenleeren Weite seiner Bilder, dem Hauch von Jenseitigkeit, der sie durchweht.

Caspar David Friedrich wurde zum Inbegriff der deutschen Romantik erhoben, steht mithin für ein Deutschlandbild, einen deutschen Heimatbegriff, der mild, empfindsam, schwärmerisch auftritt. Vielleicht lässt sich hier ein Grund für seine Popularität suchen. Zu Jahresbeginn war in der Hamburger Kunsthalle die Ausstellung »Kunst für eine neue Zeit« mit Werken Friedrichs zu sehen; bis in den August zeigte die Nationalgalerie Berlin die Schau »Unendliche Landschaften«. Noch bis Januar ist in Dresden die dritte der großen Ausstellungen zu sehen, ein Abschied vom Caspar-David Friedrich-Jahr: »Wo alles begann« ist ihr Titel.

Sorgfalt und Kalkül

Friedrichs Geburtsort ist Greifswald; Dresden wurde zu seiner wichtigsten Wirkungsstätte. Dort beendete er sein Studium, dort gelang es ihm, sich als Maler zu etablieren. Die Dresdner Ausstellung nimmt dies zur Gelegenheit, nicht nur Friedrichs Werk sehr umfänglich zu zeigen; sie spürt auch seinen Vorbildern nach, legt zudem ein starkes Augenmerk auf technische Aspekte seiner Malerei. Stilistische Eigenheiten werden herausgearbeitet, den Arbeiten seiner Vorbilder und Zeitgenossen gegenübergestellt. Eine parallele Ausstellung im Kupferstich-Kabinett rückte Friedrichs zeichnerisches Werk in den Vordergrund, parallel zur Schau seiner Bilder im Albertinum – sie endete am 17. November.

Eine Zeichnung von Caspar David Friedrich in der Ausstellung im Kupferstich-Kabinett des Dresdner Albertinums.
Eine Zeichnung von Caspar David Friedrich in der Ausstellung im Kupferstich-Kabinett des Dresdner Albertinums. Foto: Thomas Morawitzky
Eine Zeichnung von Caspar David Friedrich in der Ausstellung im Kupferstich-Kabinett des Dresdner Albertinums.
Foto: Thomas Morawitzky

Mit insgesamt 160 zeichnerischen Werken wurde dieser Aspekt stärker noch als in Hamburg und Berlin betont. Weit weniger bekannt als seine Ölgemälde gestatten Friedrichs Zeichnungen in all ihrer Sorgfalt und Detailliertheit gewissermaßen den Blick durch die Hintertür ins Werk des Künstlers, führen hinter die Kulissen. Sie zeigen dabei aber auch, wie nahe Caspar David Friedrichs Kunst dem Kunsthandwerk stand, mit welch beflissenem Kalkül er die verschiedenen Elemente seiner Szenarien entwickelte und ins Bild brachte. Und damit fast mehr schon eine Marke als einen Stil schuf – was ein weiterer Grund dafür sein könnte, dass der Maler dem heutigen Geschmack so sehr entspricht. Das Kupferstich-Kabinett präsentierte mit dem »Karlsruher Skizzenbuch« ein Zeugnis aus Friedrichs Frühzeit und ein Manuskript, in dem er seine Gedanken zur Kunst niederlegte.

Ausstellungsinfo

Die Ausstellung »Caspar David Friedrich. Wo alles begann« ist bis zum 5. Januar 2025 im Albertinum, Tzschirnerplatz 2 in Dresden, zu sehen. Geöffnet ist Dienstag, Mittwoch und Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Donnerstag bis Samstag von 10 bis 21 Uhr. (GEA)

Dresden überbot bewusst die Ausstellungen in Hamburg und Berlin. Im Albertinum sind neben vielen Leihgaben auch Stücke zu sehen wie der »Tetschener Altar«, »Schiffe im Hafen am Abend« oder »Friedhof«, die andernorts nicht gezeigt wurden. Im Albertinum wird der Betrachter überwältigt von einer Flut der romantischen Malerei – Caspar David Friedrich, immer wieder auch kontextualisiert mit Werken seiner Vorbilder, seiner Zeitgenossen. Sein sehr persönlicher Stil und dessen Entwicklung treten dabei deutlich heraus.

Anders als der Brite William Turner, der heute als bedeutendster romantischer Maler neben Caspar David Friedrich angesehen wird, findet man bei Friedrich keine Naturgewalten, kein Wind und kein Meer, die die Bildgestaltung zerwühlen und die Formen hinwegfegen. Bei Caspar David Friedrich ist alles wohlgeordnet an seinem Platz. Und die deutsche Schwermut liegt wie Blei auf Landschaften, die sich ins Endlose strecken, auf Ruinen und Gräber, und den wenigen lebenden Wesen, die verloren in den Panoramen stehen und ins Weite blicken. (GEA)