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Wenn sich Fun und Feminismus umarmen: Kapa Tult im Reutlinger franz.K

Kapa Tult rocken beim Indi(e)stinction-Festival das franz.K, und rund 140 Fans tanzen und hüpfen mit.

Sängerin Inga und Paul am Bass machen ansteckende Rockmusik im franz.K.
Sängerin Inga und Paul am Bass machen ansteckende Rockmusik im franz.K. Foto: Jürgen Spieß
Sängerin Inga und Paul am Bass machen ansteckende Rockmusik im franz.K.
Foto: Jürgen Spieß

REUTLINGEN. Wer von nichtssagenden Texten genervt ist, auf knackigen Indiepop aber nicht verzichten will, sollte sich mal Kapa Tult live anhören. Die Leipziger Band zeigt vieles, was ansteckende Rockmusik ausmacht: eine Leadsängerin, die sofort zur Sache kommt, knallige Lo-Fi-Ästhetik, ein Konzert zwischen Fun und Feminismus, zwischen Alltagsrevolte und Küchenmusik.

Mit ihrem Mix aus unangepasstem Deutschpop, großstädtischer Aufmüpfigkeit und ausladender Energie mischen Inga (Gitarre/Gesang), Paul (Bass) und Angi (Schlagzeug), live verstärkt durch Keyboarderin Robin, das junge, überwiegend weibliche Publikum am Montag beim Indi(e)stinction-Festival im franz.K richtig auf. Von Beginn an schüren dröhnende Akkord-Schleifen, unterwandert von kräftigen Keyboard-Linien, Sehnsüchte, die schon bald in Erfüllung gehen. Das äußert sich auch dadurch, dass Sängerin und Gitarristin Inga als keineswegs kleinlaute Anheizerin auftritt. Trotzdem ist es mehr als nur wildes Drauflosdreschen: Rock hat bei der Leipziger Frauenband mit männlichem Anhang auch immer etwas mit rotziger Auflehnung und klarer Kante zu tun.

Eindringliche Stimme

Gleichzeitig lassen sie ihren Gefühlen in Titeln wie »1/2 Cappuccino«, »Leck mich« oder »BitteBitteBitte«, eine Abrechnung über »toxische Beziehungen mit Arschlöchern«, freien Lauf: Krachende Beats gehen da eine Allianz mit der eindringlichen Stimme der Leadsängerin zwischen ernstem Aufschrei und jugendlicher Aufbruchstimmung ein. Am Ende klingen die Stücke von Kapa Tult hart genug, um als ehrlicher Rock durchzugehen, aber auch melodiös und gefällig genug, um das Popherz zu rühren und das Tanzbein zu schwingen. Dazwischen dürfen Besucher wiederholt in einem Strumpf nach Zetteln mit Kapa-Tult-Titeln fischen, die die Band dann als Nächstes spielt.

Beständig arbeitet der Pop-Vierer an der Auslotung gängiger Punkrock-Klischees. Er tut dies widerborstig, frauenbewegt und immer intensiv. Die Lärmwucht wirkt auf seine Weise recht vertraut, auch, weil immer mal wieder Reggae-, NDW- und Latin-Elemente einfließen. Dabei sind die Stücke des noisigen Quartetts spürbar aus der Improvisation entstanden. Gleichzeitig haben die vier jungen MusikerInnen die Lektion gelernt, die der Punk ihnen aufgab. Die lautet: Musikalisch eine Verbindung zwischen Anarchie und Fun suchen – und die Fans mitnehmen, die das anderthalbstündige Konzert oft tanzend, klatschend und zum Teil ziemlich textsicher und mitsingend begleiten.

Unverkrampfte deutsche Texte

Wen interessiert es da, dass für musikalische Feinheiten in dieser mit Adrenalin vollgepumpten Dramaturgie wenig Platz ist. Das Schöne an Kapa Tult ist, dass sie kompromisslosen Indiepop mit unverkrampften deutschen Texten machen, die es in sich haben. Damit befinden sie sich auf der Höhe der Zeit und zeigen gleichzeitig, was alles rauszukitzeln ist aus den Instrumenten von punkig angehauchten Musikerinnen. (GEA)