DETTINGEN. Restlos gefüllt war am Samstag der Saal der Dettinger Schillerhalle. Das VHS-Orchester lud zum Herbstkonzert, das am Sonntag wiederholt wurde und bei dem sich eine Premiere an die andere reihte.
»Die Gemeinde ist stolz auf dieses riesige Orchester«, sagte der stellvertretende Bürgermeister Dr. Rolf Hägele. Bei jedem Konzert sehe man neue Gesichter. Sie fühlten sich offensichtlich wohl, was maßgeblich der Dirigentin Paula Stark zu verdanken sei. Vorstand Thomas Lambeck dankte Hägele und den vielen anderen, die das Orchester unterstützten. »Wir werden immer größer und professioneller.« Davon konnte sich das Publikum überzeugen.
Werke der Spätromantik
Im ersten Teil des Konzerts waren Werke der Spätromantik zu hören, allen voran Modest Mussorgsky mit zwei Stücken aus der Oper »Chowanschtschina«, die die Krisen des russischen Reichs thematisiert. Die Ouvertüre »Morgenstimmung an der Moskwa« beschreibt als friedvoller Auftakt den Sieg des Tages über die Nacht. Nach einem zarten Beginn nehmen Lautstärke und Intensität zu, mit Horn und Klarinette melden sich frühe Tiere zu Wort, unaufhaltsam bricht sich die Sonne Bahn. Das »Intermezzo« setzt fröhlich und voller Lebensfreude Querflöten und angezupfte Saiten ein, baut dann durch zunehmendes Tempo Spannung auf und löst sie wiederum in Walzertakten auf. Das Orchester setzte diese Bewegungen in seiner Dynamik überzeugend um.
Der zweite Satz »Allegro con grazia« aus der 6. Sinfonie h-Moll »Pathétique« von Pjotr Iljitsch Tschaikowsky geriet dem Orchester höchst eindrucksvoll. Mit großer Transparenz und sehr sauber intoniert gaben die Musikerinnen und Musiker die schwerelose Leichtigkeit und die Steigerung bis zum leidenschaftlichen Pathos wieder, die der Komponist in dieser »Hommage an die Liebe« vereinigte.
Im Einklang mit dem Orchester
Felix Burk aus Metzingen, seit Jahren Orchestermitglied, übernahm das Solo beim Konzert für Waldhorn und Orchester Nr. 1 Es-Dur von Richard Strauss. Souverän ließ er leise und dennoch kraftvolle Töne von großer Tragweite und ebenso schnelle, temperamentvolle Läufe und majestätisch-gewichtige Sequenzen hören. Konzentriert musizierte er im Einklang mit dem Orchester bis zum Schlussakkord.
Die »leichten Muse« des zweiten Teils begann mit bekannten lateinamerikanischen Stücken, dem »Tango in D« von Isaac Albéniz und dem »Libertango« von Astor Piazzolla, arrangiert von Gian Luigi Zampieri und Paula Stark. Das Akkordeon kam zum Einsatz, als das Orchester heiße Klänge nach Dettingen holte. Wer sich über den großen Aufbau an Rhythmusinstrumenten, von orientalischen Trommeln über Pauken, Tambourin und Becken bis hin zu Chimes und Marimbafon, gewundert hatte, sah jetzt acht Perkussionisten auf der Bühne agieren, die bei den »Arabian Dances« des zeitgenössischen Komponisten Brian Balmages auch lange, begeisternde Solopassagen übernahmen. Eingeleitet von der Klarinette erschufen die Musikerinnen und Musiker die Welt von »Tausendundeiner Nacht«. Einmal mal wurde auch ihr eigener Spaß an der Aufführung deutlich. Dieses Mal gab es von den Gästen nicht nur großen Beifall, sondern auch begeisterte Pfiffe.
Schwungvolle Tänze
Weiter ging es mit den »Tatarian Dances« der in Russland geborenen und heute in den USA unterrichtenden Komponistin Elena Roussanova Lucas. In ihrer hingebungsvollen Würdigung der tatarischen Kultur verband sie das majestätische Dahinrauschen des Sarmanflusses mit schwungvollen Frühlings-, Ernte und Hochzeitstänzen.
Mit der »Nostalgia« von Rossano Galante ließ das Orchester eine träumerische Erinnerung mit viel Pathos erklingen, in der die Anlehnung an Soundtracks des bekannten Filmmusikkomponisten aus den USA deutlich wurde. Zum Schluss erklangen glanzvoll und lebensfroh die »Resurgences« von Robert Sheldon, »Wiederauferstehungen«, in denen wehmütige Rückblicke zwar noch ihren Platz haben, jedoch immer wieder in strahlende, vorwärtsschreitende Akkorde mit Bläserbetonung und hellen Glockentönen übergeführt werden. Konnte es noch fantastischer kommen?
Zugabe mit Bauchtanz
Dem Publikum wurden als Zugabe nochmals die orientalischen Tänze geboten, zu denen jetzt aber als Überraschung die Bauchtänzerin Heide Vernalis von der Dettinger Gruppe Howeida auftrat. Mit ihrem Schleiertanz und ihrer Körperbeherrschung riss sie die Gäste zu weiteren Zugabe-Rufen hin. (GEA)