REUTLINGEN. Auf den ersten Blick scheint Birte Horn der Designwelt der 1970er-Jahre zu einer Neugeburt zu verhelfen. Auf Flächen in leuchtendem Orange, Rot, Blau und Violett stößt man in ihrer aktuellen Ausstellung in der Galerie Maas in der Reutlinger Gartenstraße.
Ausstellungsinfo
Zu sehen ist die Ausstellung »Colour_vote« von Birte Horn in der Galerie Maas, Gartenstraße 49 in Reutlingen bis 10. August, Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 14 Uhr. (GEA)
Nun ist die Konkrete Kunst sicher eine Traditionslinie, die für Birte Horn eine Rolle spielt. Sie wendet sie aber neu. Pappschachteln sind der Ausgangspunkt der Künstlerin, die 1972 in Düsseldorf geboren wurde, an der Essener Folkwang-Schule studiert hat und heute in Blaubeuren lebt. Die Künstlerin zieht jeweils eine gewisse Anzahl Schachteln gleichen Typs heran, faltet sie auseinander und platziert sie als Collage auf weißem Bildgrund. So entstehen Serien, in denen das Grundmotiv variiert wird. Derselbe Schachteltyp wird in verschiedenen Ausrichtungen platziert; wird auseinandergenommen und neu zusammengesetzt oder mit anderen Schachtelelementen kombiniert.
Formen in Variation
Es sind Kombinationsmöglichkeiten vorgegebener Formen, die Horn so erkundet. Gleichzeitig setzen die Schachteln mit ihren eigenen Farben Akzente. Zudem drängen die Pappformen, so flach sie sind, ins Räumliche. Das Bild wird zum Objekt.
Prinzipien, die Horn in der Arbeit mit den Schachteln entwickelt hat, wendet sie auf das große Leinwandformat an. Auch hier findet man flächige Formen, die rekombiniert werden - nun jedoch nicht aus Pappe, sondern auf Leinwand aufgemalt. Auch hier drängt das Flächige ins Räumliche, das Bild zur Objekthaftigkeit. So sind manche Flächen als Leinwandteile aufgenäht, manchmal nur an der oberen Kante befestigt, sodass die Form sich vom Untergrund löst und in der Zugluft flattert.
Über den Rahmen hinaus
Schließlich drängen die Flächen über den Rahmen hinaus. In manchen Bildern hat sich die eigentliche Bildfläche auch völlig aufgelöst; zurück bleibt eine Form, die sich im Zickzack frei über den im Hintergrund durchschimmernden Rahmen hinwegsetzt. Endlich ist auch der Rahmen komplett verschwunden; was bleibt, ist eine raffinierte Anordnung gleicher Teile wie ein Tangram-Spiel. Aus dem Bild ist ein Wandobjekt geworden. (GEA)