REUTLINGEN. Arbeiten von Helmut Anton Zirkelbach finden sich beispielsweise im Kunstmuseum Albstadt, in der Grafiksammlung »Mensch und Tod« der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, in der Kunstsammlung des Landkreises Reutlingen und der Grafiksammlung der Staatsgalerie Stuttgart. Bekannt ist der in Schorndorf geborene und in Engstingen-Kohlstetten lebende Künstler vor allem für seine Radierungen, die er in Klein- und Kleinstauflagen auf seiner eigenen Presse druckt. In Pop-up-Räumlichkeiten der Galerie Reinhold Maas in der Reutlinger Wilhelmstraße lässt sich derzeit Zirkelbachs Schaffen erkunden.
Nicht ganze Serien sind es, die er dort präsentiert, sondern unter dem Ausstellungstitel »Tiefer Gehen« Fundstücke aus seinen Schubladen, die er, wie er bei der Vernissage sagte, »zum Teil selbst nicht mehr auf dem Schirm hatte«. Unikate, Vorabdrucke, Arbeiten, die mitunter auch entstanden sind, wenn er in Workshops etwas demonstrierte. Werke aus den Jahren 1999 bis 2024. Auch zwei Mappenwerke, auf Zekall-Bütten beziehungsweise Hahnemühle-Bütten gedruckt, sind dabei.
Von Musik inspiriert
Musik hat ihn zu manchem inspiriert, das verraten Titel wie »For Keith Jarrett« oder »Preludium Blue«. Landschaft auch (»Albland«, »Geometrie der Landschaft«, »3steps-Landscape Blue«) und Gemütszustände (»Mein Herz brennt«), wobei beides nicht immer zu trennen ist, wie Arbeiten wie »Gezeitenschwarz« oder »Ich zündete den Blutmond an« nahelegen. Letztere wirkt mit tiefem Schwarz, aus dem sich ein gebrochenes Rot herausschält, besonders expressiv. »Der unendliche Formenreichtum der Natur reizt mich zu Abstraktionen wie zu sehr gegenständlichen Darstellungen«, lässt der Künstler auf seiner Homepage wissen. Und dass ihn die Radierung auch nach 30 Jahren noch fesselt. »Welch Fülle an Herausforderungen: Widerstand des Materials, Vielfalt der Arbeitsverfahren, Unwägbarkeiten chemischer und physikalischer Prozesse! Welch Spannung, wenn der erste Bogen nach dem Drucken sichtbar wird!«, betont er.
Beim Rundgang durch die Ausstellung erklärt der 1962 geborene Künstler vor dem dreiteiligen Bildobjekt »3steps-Landscape Blue«, was ihn an dieser Ausdrucksform reizt. »Ich kann damit anders ins Format gehen als mit der Radierung, wo ich eine Vorgabe von meiner Presse habe.« Im Grunde gehe er bei seinen Bildobjekten aus Holz »wie bei der Radierung ins Material rein«. Nur färbe er sie und drucke sie nicht. »In einem bestimmten Stadium könnten sie auch als Druckstöcke fungieren. Ich könnte einen Holzdruck damit machen. Das interessiert mich aber nicht, weil ich ja schon so viele Drucke mache.« Hier gehe es ihm darum, malerische Elemente mit reliefierten Oberflächen zu verbinden.
Ausstellungsinfo
Die Ausstellung »Tiefer Gehen« mit Arbeiten von Helmut Anton Zirkelbach ist bis zum 15. September in den Pop-up-Räumlichkeiten der Galerie Reinhold Maas, Wilhelmstraße 97 in Reutlingen, zu sehen. Geöffnet ist Donnerstag und Freitag von 11 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr sowie nach Vereinbarung. (GEA)
Die Radierung bleibt aber seine wichtigste Ausdrucksform. »Im Moment ist es das Thema Stundenbuch, das mich umtreibt«, sagt er. Drei kleine Blätter, »die zu diesem Thema spielen«, hat er mitgebracht. Vorabdrucke. »Ich werde wohl erst im Herbst dazu kommen, die Auflagen zu drucken«, sagt er über den neuen Zyklus und erklärt, dass es sich beim Stundenbuch um ein Buch handelte, das früher Gebet und Andacht mit bestimmten Tageszeiten verband. Bei Zirkelbach basiert das Ganze nicht auf Schrift. Es handelt sich um freie Arbeiten, die er aus alten Druckplatten zusammengesetzt hat. Dabei ergibt sich in Teilen die Anmutung von Buchrücken oder aufgeblätterten Seiten. »Es kommt einem nicht als Erstes in den Sinn, dass das etwas mit Stundenbuch zu tun hat - muss es auch gar nicht«, sagt er. (GEA)