REUTLINGEN. Frischer Wind am Reutlinger Theater Die Tonne: Gleich fünf neue Akteurinnen und Akteure auf und hinter der Bühne sind bei »The Black Rider« dabei. Das Musical, das eine morbide Magie entfaltet, feiert am Donnerstag, 28. November, um 20 Uhr Premiere im großen Theatersaal (Tonne 1).
Ausgedacht haben sich das Musiktheaterstück vor bald 35 Jahren der Autor William S. Burroughs, der Komponist Tom Waits und der Regisseur Robert Wilson. Die Handlung fußt auf der Freischütz-Volkssage, auf der auch Carl Maria von Webers romantische Oper »Der Freischütz« basiert. »The Black Rider« wurde 1990 am Hamburger Thalia-Theater uraufgeführt und erfreut sich seither großer Beliebtheit an deutschen Bühnen.
Regieteam neu an der Tonne
Tobias Dömer, geboren im Münsterland, aufgewachsen in Mecklenburg-Vorpommern, inszeniert das Stück an der Tonne. Er hat zuletzt für das Schauspiel Essen, das Theater Münster und in der freien Szene gearbeitet. An der Reutlinger Bühne ist er - wie der musikalische Leiter Johannes Wasikowski und die Ausstatterin Elizaweta Veprinskaja - erstmals tätig. Auch für die Schauspielerin Marlene Goksch und den Schauspieler Magnus Pflüger ist die Arbeit an dem Haus eine Premiere.
Das Regieteam und Tonne-Dramaturg Michel op den Platz machen kein Geheimnis daraus, dass das Stück tragisch für das Liebespaar Käthchen (Marlene Goksch) und Wilhelm (Richard Kipp) endet. Ein Happy End wie in Carl Maria von Webers Oper, wo der Schlusschor die Milde Gottes gegenüber denen preist, die reinen Herzens sind, gibt es nicht. Vielmehr sei es so, dass man einer nahenden Katastrophe quasi in Zeitlupe zusehen könne, sagt Michel op den Platz. Die Theatermacher sprechen in diesem Zusammenhang von »Foreshadowing«, sprich: Das Unheil wirft seinen Schatten voraus. Dabei gebe es »in fast jeder Szene die Möglichkeit, dass man sagen könnte: Wenn man hier richtig abbiegt, kann man das schlimme Ende abwenden. Dass das nicht passiert, macht es natürlich umso tragischer«, so Regisseur Tobias Dömer.

In einem Dorf, das seine eigenen Regeln hat (mit denen es sich teilweise selbst im Weg steht), muss sich der junge Schreiber Wilhelm als treffsicherer Waidmann erweisen, um sein geliebtes Käthchen, die Tochter des Erbförsters (Michael Schneider), heiraten zu dürfen. Da er ein lausiger Schütze ist - das patente Käthchen versucht ihm in der Reutlinger Inszenierung das Jagen beizubringen -, greift Wilhelm zu magischen Kugeln, die ihm ein zwielichtiger Stelzfuß (Jonas Breitstadt) anbietet. Diese Teufelsfigur ist laut Dömer eine, »die das Ganze befeuert - aber die Entscheidungen treffen die Dorfbewohner«. Darunter sind auch die Frau des Erbförsters (Chrysi Taoussanis), Wilhelms kassandrahafter Onkel (Magnus Pflüger) und der Jägerbursche Robert (David Liske), Wilhelms Nebenbuhler.
Aufführungsinfo
»The Black Rider« wird nach der Premiere am Donnerstag, 28. November, um 20 Uhr im Theater Die Tonne, Jahnstraße 6 in Reutlingen, bis zum 11. Januar weitere 17 Mal gespielt. (GEA)
Das ganze Ensemble singt (Vocal Coaching: Ulrike Härter). Die Band, die in fast identischer Besetzung schon bei der Tonne-Produktion »Cabaret« dabei war, besteht aus Simon Amend (Posaune), Martin Förster (Klarinette, Altsaxofon, Bassklarinette), Joachim Gröschel (Schlagzeug), Daniel Sundy (Kontrabass) und Maciej Szyrner (Klavier, Synthesizer). Die Darsteller Michael Schneider und David Liske sind außerdem mit E-Geige, Gitarre und Banjo beziehungsweise Ukulele dabei. Der musikalische Leiter Johannes Wasikowski hat die Musik von Tom Waits - eine Mischung aus Folk, Singer-Songwriter-Klängen, Jazz, Klezmer und Klassik-Parodien - an einigen Stellen um Klangmalereien, die das Foreshadowing unterstützen, ergänzt. Ausstatterin Elizaweta Veprinskaja setzt auf eine stilisierte Bühne mit zeichenhaften Fragmenten und Kostüme mit einer Western-Ästhetik, die die patriarchalen Strukturen im Dorf unterstreichen. (GEA)