Logo
Aktuell Klassik

Kammermusikmatinee und Vernissage im Reutlinger WPR-Studio

Erst begeisterte ein Streichtrio mit Musikern der Württembergischen Philharmonie. Anschließend wurde im WPR-Studio in Orschel-Hagen eine Ausstellung eröffnet. Auch in den Zeichnungen Irma Schüles geht es um Musik.

Sena Umul, David Inbal und Stephan Meyer (von links nach rechts) spielten eindrucksvoll Werke von Sibelius und Mozart.
Sena Umul, David Inbal und Stephan Meyer (von links nach rechts) spielten eindrucksvoll Werke von Sibelius und Mozart. Foto: Verena Völker
Sena Umul, David Inbal und Stephan Meyer (von links nach rechts) spielten eindrucksvoll Werke von Sibelius und Mozart.
Foto: Verena Völker

REUTLINGEN. Zunächst einen musikalischen Genuss und anschließend einen zeichnerischen konnten die Gäste am Sonntagvormittag im WPR-Studio erleben. Erst spielte das Miniatur-Trio bestehend aus den WPR-Musikern Sena Umul an der Violine, David Inbal an der Bratsche und Stephan Meyer am Cello auf. Anschließend wurde eine Ausstellungen mit Zeichnungen von Irma Schüle eröffnet. Auch in den Bildern der ehemaligen Pressezeichnerin (1914 - 2007) geht es um Musik - und vor allem um Musiker.

Zuerst spielte das Trio die Suite für Streichtrio in A-Dur von Jean Sibelius. Diese komponierte er, wie Meyer zu Beginn erläuterte, als er Student in Helsinki war. Augenzwinkernd fügte der Cellist hinzu, dass das Werk »Sibelius im Kleinen« sei, gleichzeitig jedoch auch ein Werk von Größe. So scheint der Komponist viele Elemente seiner späteren Sinfonien in dieser Kleinbesetzung schon angelegt zu haben. Die kühnen Harmonien, die sich mit volksliedhafter Schlichtheit abwechseln, und brüchige Melodielinien, die wie vorbeirauschende Schatten wirken, präsentierte das Trio in einfühlsamer Weise.

Mozarts Divertimento

Im Anschluss folgte Mozarts Divertimento Es-Dur KV 563, das aus sechs Sätzen besteht und trotz seiner Länge äußerst kurzweilig und vielschichtig ist. Hierbei brillierten alle Instrumente gleichberechtigt. Nacheinander ließen die Musiker ihre Instrumente strahlen. Mal war die Bratsche das Fundament, dann wieder das Cello. Ernste und heitere Passagen wechselten sich ab. Gerade im zweiten Satz schien es, als seien die Musiker in ein Gespräch vertieft, in dem sie tiefgreifende Gedanken austauschen.

Dann schien die Musik sich wieder Freudigem zuzuwenden, wenn fast schon Tanzartiges auf Jagdmotivik traf. Was die drei Musiker scheinbar mühelos zu einem lebendigen Gesamtklang verwoben, um schließlich in einem feurigen Finale zu münden. Das Publikum applaudierte so lange, dass das Trio den zweiten Satz aus Sibelius‘ Suite noch einmal wiederholte.

Mit Tusche oder Bleistift

Im Anschluss an das Konzert wurde die Ausstellung »Ein Leben für die Kunst« eröffnet, die auf reges Interesse stieß. Die Besucher konnten Zeichnungen der Künstlerin Irma Schüle (1914-2007) bewundern, die 2001 mit ihrer Familie nach Gomaringen gezogen war. Viele Jahre lang hatte sie zuvor als Pressezeichnerin in Freiburg gearbeitet. Nach ihrem Studium in Berlin und einer Station in Wiesbaden zeichnete sie für die »Badische Zeitung« zahlreiche Dirigenten, Instrumentalisten und Sänger und ließ viele von ihnen ihre Werke auch signieren.

Ihre Tochter Bettina Casabianca, die ebenfalls als Künstlerin tätig ist, hatte eine Auswahl der Zeichnungen ihrer Mutter gerahmt und mit den Namen der abgebildeten Musiker versehen. Einen Einblick in die Pressearbeit der 1950er-Jahre gewinnen die Besucher durch die ausgestellten Zeitungsausschnitte mit den Pressezeichnungen Schüles. Die Ausstellung bietet somit nicht nur einen künstlerischen Einblick, sondern ist auch ein historisches Zeugnis darüber, wie über Musik in den 1950er-Jahren berichtet wurde – eine Zeit, in der Fotos selten waren und Zeichnungen eine wichtige Rolle spielten.

Die Pressezeichnerin Irma Schüle zeichnete viele namhafte Musiker, so auch den Pianisten Claudio Arrau.
Die Pressezeichnerin Irma Schüle zeichnete viele namhafte Musiker, so auch den Pianisten Claudio Arrau. Foto: Verena Völker
Die Pressezeichnerin Irma Schüle zeichnete viele namhafte Musiker, so auch den Pianisten Claudio Arrau.
Foto: Verena Völker

Mal mit Bleistift, mal mit Tusche zeichnete Schüle berühmte Musiker darunter auch den Dirigenten Herbert Karajan, den Jazzmusiker Louis Armstrong und den Pianisten Claudio Arrau. Skizzenhaft und doch erkennbar waren die Bilder der Künstler, die sie mal musizierend, mal als Porträt gezeichnet hatte. So war die Matinee nicht nur ein Konzert, sondern auch ein rundum künstlerischer Mittag. (GEA)