STUTTGART. Mächtig. Das trifft es wohl am besten, was Filmmusik-Fans aus nah und fern am Sonntagabend in einer fast voll gefüllten Hanns-Martin-Schleyer-Halle erleben durften. Für »The World of Hans Zimmer« hat der wohl populärste Filmmusik-Komponist der Welt, Hans Zimmer, seine größten Hits neu arrangiert. Ein Orchester, bestehend aus 73 Musikern aus mehreren Dutzend Ländern, füllt die Halle zwei Stunden lang mit einem mächtigen Sound. Und das Publikum - bunt gemischter könnte es zumindest bezüglich des Alters kaum sein - ist mächtig begeistert von dieser Show. In den späten 1980er-Jahren, als der mittlerweile 67-jährige Komponist seine ersten großen Werke schreibt, sind viele der Zuhörer noch gar nicht geboren. Macht an diesem Sonntag nichts, denn auch Jahre und Jahrzehnte später hat Zimmer noch nahezu ikonische Stücke geliefert - und tut es immer noch.
Gleich das erste Stück gibt einen Vorgeschmack auf das, was folgen wird: Der Soundtrack zum Blockbuster »Man of Steel« besticht durch Wucht. Pauken und Trommeln dominieren, der Sound ist laut, eingängig und beeindruckend, stellenweise scheint der ganze Saal zu vibrieren. Vorteil dieser Wucht: Man kann ihr nicht entfliehen. Man kann diesem Konzert eigentlich nicht lauschen, ohne dass sich zumindest stellenweise große Emotionen einstellen. Nachteil dieser Wucht: Nur bei einzelnen Stücken schaffen es die exzellenten Musiker, wirklich aus der Masse herauszustechen. Es ist zum großen Teil die Show eines ganzen Orchesters. Nicht die Show der einzelnen Künstler.
Ein Konzert für alle Sinne
Dabei sind Zimmers leisere Lieder mindestens genauso schön. Beispielsweise das legendäre »Now We Are Free« vom »Gladiator«-Soundtrack, das an diesem Abend die begnadete libanesische Sängerin Carla Chamoun singt. Einer der Momente, in denen man gar nicht weiß, auf was man jetzt eigentlich schauen soll. Weil alles irgendwie faszinierend ist. Auf die Musiker, jeder für sich schon spannend zu beobachten und voller Leidenschaft? Auf die Leinwand, auf der jeweils passende Filmszenen laufen? Auf die Lasershow, die den Saal in das stimmungsvoll passende Licht taucht? Auf weitere Show-Effekte wie Rauch und Feuer?
Dazu Musiker aus Odessa, ein Chor aus der Ukraine, Songs aus »Pearl Harbour«, »James Bond« und »König der Löwen«. Es ist auf jeden Fall ein Konzert für alle Sinne an diesem Abend. Und die Zuschauer genießen genau das: Es gibt nicht wenige Fans, die Hans Zimmer und seinem Orchester schon zum zweiten, dritten oder gar zehnten Mal lauschen. Auch das Stück zu »Kung Fu Panda« ist wieder eins, bei dem einzelne Musiker glänzen können, dieses Mal besonders Saulius Petreikis an der Bambusflöte. Spielerisch, fröhlich, leicht, man muss als Zuhörer fast grinsen. Zum einen wegen der Musik, die so wunderbar die Film-Emotionen transportiert, wie eigentlich fast alle Stücke von Zimmer. Zum anderen wegen der lustigen Sequenzen im Hintergrund.
Hans Zimmer bleibt unnahbar
»Macht es euch Spaß?«, fragt Hans Zimmer das Publikum. Dieses applaudiert etwas zaghaft, im zweiten Versuch dann lauter. Liegt aber nicht etwa daran, dass die Menschen, die viel Geld für die Konzertkarte gezahlt haben, keinen Spaß haben. Sondern vielmehr daran, dass der bekannteste Mann des Abends nicht vor Ort ist. Zimmer ist per Video zugeschaltet, allerdings nicht live, sondern in einem vorgeplanten »Moderationsgespräch« mit Dirigent Matt Dunkley. Diese Show wirkt irgendwie unnahbar. Ganz anders als die legendären Stücke, die erklingen und die so viel Emotion in den Köpfen der Zuhörer erzeugen. Und sie sorgt somit für einen kleinen Minuspunkt an diesem Gänsehaut-Abend. Der natürlich - wie kann es anders sein - mit einer mächtigen Show und der Musik von »Fluch der Karibik« endet. (GEA)