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Französische Filmtage Tübingen: Interimsleitung mit positivem Fazit

Starker Publikumszulauf in den Kinosälen, so sehr, dass man darüber nachdenkt, nächstes Mal die Blaue Brücke mit einzubeziehen: Die Interimsleitung der Französischen Filmtage Tübingen ist hochzufrieden mit dem Festival. Der Hauptpreis des Wettbewerbs wurde aufgeteilt.

Sanaya Andrade in dem Spielfilm »Hanami«, einer der beiden Gewinner des Hauptpreises bei den Französischen Filmtagen.
Sanaya Andrade in dem Spielfilm »Hanami«, einer der beiden Gewinner des Hauptpreises bei den Französischen Filmtagen. Foto: Morethan Films
Sanaya Andrade in dem Spielfilm »Hanami«, einer der beiden Gewinner des Hauptpreises bei den Französischen Filmtagen.
Foto: Morethan Films

TÜBINGEN. Zwei Filme teilen sich dieses Jahr den Hauptpreis der Französischen Filmtage: Die Jury, bestehend aus den Regisseuren Julie Salvador und Ibrahima Mbaye sowie der Berliner Filmexpertin Birgit Kohler, befand sowohl das kapverdische Drama »Hanami« für preiswürdig wie auch den französisch-belgischen Thriller »Animale«. Die Filme teilen sich das Preisgeld von 5.000 Euro.

In »Hanami« beleuchtet Regisseurin Denise Fernandes ein Hauptthema des Festivals, nämlich kulturelle Identität und Migration. Die junge Nana wächst auf den Kapverden im Atlantik bei Verwandten auf, während ihre Mutter Nia in Nordamerika ihr Glück gesucht hat. Als eines Tages Nia auftaucht und sie mit nach Amerika nehmen will, muss sich Nana entscheiden, wo sie hingehört. In »Animale« legt Emma Benestan einen Thriller mit fantastischen und mythischen Motiven vor: Nemja will in eine Männerdomäne einbrechen und in einem traditionsreichen Stierwettkampf in der Camargue bestehen. Nach einer Verletzung bemerkt sie an ihrem Körper merkwürdige Veränderungen - gleichzeitig verbreitet sich das Gerücht, ein Untier treibe sein Unwesen.

Plakatmotiv des Thrillers »Animale« von Emma Benestan, einem der beiden Sieger des Filmtage-Tübingen-Preises.
Plakatmotiv des Thrillers »Animale« von Emma Benestan, einem der beiden Sieger des Filmtage-Tübingen-Preises. Foto: Plaion Pictures
Plakatmotiv des Thrillers »Animale« von Emma Benestan, einem der beiden Sieger des Filmtage-Tübingen-Preises.
Foto: Plaion Pictures

Den Tübinger Publikumspreis (1.000 Euro) holte Boris Lojkine mit »L'histoire de Souleymane« über den gehetzten Alltag eines Fahrradkuriers in Paris zwischen Essensauslieferung und dem Ringen um Asylanerkennung. Das Publikum in Reutlingen und in Stuttgart entschied sich für den Eröffnungsfilm »En fanfare« von Emmanuel Courcol über die Begegnung zweier einander bis dato unbekannter Brüder aus Bildungsbürgertum und Arbeiterschicht. Für die Jugendjurys in Tübingen wie Stuttgart war »Vingt Dieux« das Highlight: Louise Courvoisier porträtiert darin einen jungen Mann in der ländlichen Jura-Region Ostfrankreichs, der für sich und seine siebenjährige Schwester sorgen muss und dafür einen Preis für den besten Käse gewinnen will.

Volle Kinosäle

Vize-Filmtage-Vorsitzende Stefanie Schneider, Programmdirektorin Bärbel Mauch und ihr Mitstreiter Florian Bauer zeigten sich erfreut über die meist vollen Kinosäle. Genaue Besucherzahlen gab es noch nicht. Die künftige Leiterin Lisa Haußmann ist erst 2025 im Amt, sodass nach dem Weggang von Christopher Buchholz diesmal ein Interimsteam das Festival stemmte.

Guten Anklang fanden die Diskussionen, auch die mit Dokumentarfilmer Nicolas Philibert als Ehrengast, trotz des nicht einfachen Themas: Philibert hatte den Alltag in psychiatrischen Einrichtungen verfolgt. Ein Renner war Schneider zufolge das Schulkino. Mauch zeigte sich begeistert, mit wie viel Konzentration die Jugendlichen Vorführungen und Diskussionen verfolgten.

Andrang beim Schulkino

Der Andrang, beim Schulkino wie auch sonst, war so groß, dass man überlegt, in der nächsten Ausgabe das wiederbelebte Kino Blau Brücke mit seinem 300-Besucher-Saal mit einzubeziehen, wie Schneider erläuterte. Gut liefen auch die Begegnungsangebote: Diskussionen, Feste und der »Apéro«-Aufwärmtreff in der Filmtagelobby. Den hätten viele genutzt, um Bekanntschaften zu schließen und nicht allein ins Kino zu müssen, so Schneider. Es sei die Stärke einer kleineren Stadt wie Tübingen, dass man sich hier ständig begegne, sagte Mauch. Diesen Trumpf will man auch in zukünftigen Ausgaben nutzen. (GEA)