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Fokus auf Vermittlung: Bachakademie Stuttgart stellt Programm 25/26 vor

In der Saison 2025/26 will die Bachakademie Stuttgart ihr spektakuläres Kantatenprojekt fortsetzen. Vor allem aber steht die Musikvermittlung im Fokus. Die fängt schon bei den Kleinsten an.

Hans-Christoph Rademann führte mit der Gaechinger Cantorey in der Stuttgarter Liederhalle Bachs »Matthäus-Passion« auf.
Hans-Christoph Rademann führte mit der Gaechinger Cantorey in der Stuttgarter Liederhalle Bachs »Matthäus-Passion« auf. Foto: Holger Schneider
Hans-Christoph Rademann führte mit der Gaechinger Cantorey in der Stuttgarter Liederhalle Bachs »Matthäus-Passion« auf.
Foto: Holger Schneider

STUTTGART. Lob im In- und Ausland und sogar einen »Opus Klassik« hat die Bachakademie für ihr Projekt »Vision.Bach« eingeheimst. 300 Jahre nachdem Johann Sebastian Bach seinen ersten Leipziger Kantaten-Jahrgang vorlegte, brachte Bachakademie-Leiter Hans-Christoph Rademann den Werkkomplex mit der Gaechinger Cantorey von 2023 an neu heraus.

Die große Resonanz ermunterte ihn, eine Fortsetzung nachzuschieben. Von der Saison 2025/26 an soll es nun Bachs dritter Leipziger Kantatenjahrgang sein, der live und als Aufnahme neu ersteht. Entstanden ist er 1725 bis 1727 – auch Rademann will sich mehrere Spielzeiten Zeit nehmen, um die Stücke neu herauszubringen, wie er bei der Online-Vorstellung des neuen Saisonprogramms erläuterte. Zudem geht es »nur« um 33 Kantaten und nicht mehr um 50 wie im ersten Jahrgang. Die Kantaten wolle man »frisch« und in ihren Strukturen durchhörbar präsentieren, so Rademann. Nicht als Expertenstoff, sondern als Hörgenuss. Zumal oft aktuelle Themen auftauchen wie die Bewahrung der Schöpfung.

Angebote selbst für die Kleinsten

Abgesehen von diesem Leuchtturmprojekt liegt der Fokus auf Musikvermittlung. Den Begriff »Akademie« trage man nicht umsonst im Namen, so Geschäftsführer Michael Hörrmann. Die Angebote fangen bei den Kleinsten an und reichen bis zu angehenden Profis. Dabei lege man großen Wert auf Qualität, so Hörrmann. Nur hochqualifizierte Profis kämen zum Einsatz, auch Akademieleiter Rademann selbst sei beteiligt.

Im Projekt »BachBewegt! Singen!« wirken Gaechinger Cantorey und Grundschüler zusammen.
Im Projekt »BachBewegt! Singen!« wirken Gaechinger Cantorey und Grundschüler zusammen. Foto: Holger Schneider
Im Projekt »BachBewegt! Singen!« wirken Gaechinger Cantorey und Grundschüler zusammen.
Foto: Holger Schneider

So erarbeiten Profis der Gaechinger Cantorey mit Schulkindern Bachs »Ratswahlkantate«, die mit einem neuen Text des Stuttgarter Sprechkünstlers Timo Brunke zum Lehrstück der Demokratie wird – Aufführung ist im Juni 2026 in der Liederhalle. In eine neue Runde geht das 2018 gestartete Projekt »BachBewegt! Tanzen!«. Mit Schülerbeteiligung aufgeführt wird dabei im Dezember eine choreografierte Version von Bachs Weihnachtsoratorium.

Bach-Club und Mitmachkonzerte

Unter dem Titel »BachBewegt! Begegnung!« bietet man Workshops für Jugendliche im Hinblick auf Abokonzerte, die man hinterher gemeinsam besucht. An Kita-Kinder richten sich Mitmachkonzerte in der Bachakademie, Räumen der Musikhochschule oder direkt in Kitas. Der »Bach-Club« bietet jugendlichen Klassikfans die Möglichkeit zum Austausch. An angehende Musikprofis richtet sich das Projektorchester des Bachfests samt Kursen.

Auch für die Erwachsenen will man »Akademie« sein. So gibt es vor allen Abokonzerten Einführungen. Darüber hinaus eigene Abende, die Musikthemen mit Experten beleuchten, die »Musikalischen Salons«. Diese Abende, meist im Hospitalhof, erfreuten sich großer Beliebtheit, so Dramaturgin Maria del Mar Alonso Amat. So klärt etwa im Dezember Christiane Hausmann vom Leipziger Bach-Archiv, was im Fernsehfilm »Bach – Ein Weihnachtswunder« über die Entstehungsgeschichte des Weihnachtsoratoriums Wahrheit und Erfindung ist.

Aboreihen an zwei Orten

Wichtige Säule sind die Abokonzerte: je fünf in der Stuttgarter Liederhalle und im Ludwigsburger Forum. In beiden Reihen geht es im Oktober um Bach-Motetten, im Dezember um Bachs Weihnachtsoratorium – in Ludwigsburg in der mit Schülerbeteiligung vertanzten Form. Ende Januar/Anfang Februar beleuchten Konzerte die britische Verehrung der Schutzheiligen der Musik, Cäcilie, mit Werken von Henry Purcell, Benjamin Britten und dem schottischen Gegenwartskomponisten James MacMillan.

Ein Konzert beider Aboreihen widmet sich den Komponistinnen Fanny Hensel (Abbildung) und Emilie Mayer.
Ein Konzert beider Aboreihen widmet sich den Komponistinnen Fanny Hensel (Abbildung) und Emilie Mayer. Foto: Wikipedia
Ein Konzert beider Aboreihen widmet sich den Komponistinnen Fanny Hensel (Abbildung) und Emilie Mayer.
Foto: Wikipedia

Im April steht in Ludwigsburg Haydns »Jahreszeiten«-Oratorium auf dem Programm. Im Mai geht es an beiden Orten um Musik von Emilie Mayer und Fanny Hensel. Auch zur Cäcilien-Tradition und zu Komponistinnen gibt es Musikalische Salons. Den Schluss macht im Juni 2026 in Stuttgart ein Kantatenkonzert um Bach und seine Vorgänger.

Erfolg des neuen Bachfests

Das aus »Bachwoche« und »Musikfest Stuttgart« fusionierte »Bachfest Stuttgart« wertet Hörrmann nach der ersten Ausgabe im März als Erfolg. 11.000 Besucher und positive Presseresonanz sprächen für sich. Das will man fortsetzen – das Programm wird im November veröffentlicht.

Mit Gastspielen trägt die Bachakademie Stuttgarts Ruf als Bach-Metropole (in die Bach freilich zeitlebens nie einen Fuß setzte) in die Welt hinaus. Auftritte geplant sind in Lausanne, Paris, Luzern, beim Bachfest Leipzig, bei den Bachtagen Rostock, den Thüringer Bachwochen, in der Alten Oper Frankfurt und der Elbphilharmonie. Abos für die Konzertreihen in Stuttgart und Ludwigsburg gibt es bereits, Einzelkarten sind ab September zu haben. (GEA)
www.bachakademie.de