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Festival »Unikate«: Tage des Figurentheaters starten am 16. November in Rottenburg

Philosophisch, poetisch und witzig - das Programm des Festivals »Unikate« in Rottenburg. Auch eine Ausstellung zum bildnerischen Schaffensprozess des Figurentheaters ist im Theater am Torbogen zu sehen.

Lutz Großmann spielt »Kasper tot. Schluss mit lustig?«.
Lutz Großmann spielt »Kasper tot. Schluss mit lustig?«. Foto: PR
Lutz Großmann spielt »Kasper tot. Schluss mit lustig?«.
Foto: PR

ROTTENBURG. Unterschiedliche ästhetische Kunstformen des Figurentheaters zu präsentieren, darum geht es Anne-Kathrin Klatt, der Intendantin des Rottenburger Theaters am Torbogen (TaT), bei den »Unikaten«. Für die vierte Auflage des Festivals mit Aufführungen vom 16. bis zum 25. November im TaT hat sie ein Programm zusammengestellt, in dem Künstlerinnen und Künstler aus Tübingen, Stuttgart, Karlsruhe, Velbert, der Schweiz und aus Myanmar/Frankreich auf der Bühne Handpuppen, Flachfiguren, bildnerische Plastiken oder auch Material und Objekte animieren.

Das Festival ist Teil des Stadtjubiläums »750 Jahre Stadt Rottenburg am Neckar« und steht im Zeichen des gesellschaftlichen Zusammenhalts - »und des kreativen Potenzials, das daraus erwachsen kann«, wie Anne-Kathrin Klatt betont. Das Festival wird von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert und hält Programm für alle Altersgruppen und viele Geschmäcker bereit.

Illusion und Desillusion

Da ist zum Auftakt am Samstag, 16. November, um 20 Uhr zum Beispiel das Stück »Asking for a Friend«, in dem Elena Sofie Böhler Fragen nach virtueller Nähe, realer Distanz und dem allgegenwärtigen Ringen nach echter Bindung stellt. Die Figurenspielerin hat mit der Produktion ihren Bachelor-Abschluss an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HMDK) Stuttgart gemacht. Sie interagiert auf der Bühne des TaT via Smartphone mit einer Künstlichen Intelligenz, die ihr die Illusion einer Beziehung liefert, sie an bestimmten Punkten aber auch desillusioniert. Das Stück ist für Zuschauerinnen und Zuschauer ab 16 Jahren geeignet.

Am Eröffnungsabend zeigt außerdem die renommierte Performance-Künstlerin Yadanar Win, die nach dem Militärputsch in Myanmar 2021 für sechs Monate als künstlerische Residentin am TaT tätig war, ihr für die »Unikate« kreiertes performatives Stück »Echoes of Struggle«. Darin nimmt sie das Publikum mit auf eine Reise nach Myanmar. Angekündigt ist eine dynamische und immersive Tanzperformance, die symbolische Elemente verwendet, um die Geschichte von Myanmars Aufruhr und Widerstandsfähigkeit zu vermitteln. Einen Blick hinter die Kulissen des Stücks bietet ein 20-minütiger Dokumentarfilm an dem Abend über Yadanar Wins Zeit am TaT. Wie an allen Festivaltagen soll es jeweils moderierte Künstler(innen)gespräche im Anschluss an die Aufführungen geben.

Gebrochene Klischees

Lutz Großmann zeigt am Sonntag, 17. November, um 18 Uhr sein Handpuppenspiel »Kasper tot. Schluss mit lustig?«. Darin gehe es »auch ein bisschen philosophisch, um die Frage nach Leben und Tod - was man perfekt mit Puppen darstellen kann, weil die Grenze zwischen Tod und Leben ja genau in der Figur steckt und in dem Vorgang der Animation der Puppe«, sagt Anne-Kathrin Klatt. Das Stück sei witzig, temporeich und originell in der Brechung des Klischees des traditionellen Kasper-Ensembles.

Am Montag, 18. November, um 10 Uhr spielt Annina Mosimann aus der Schweiz in einer Vorstellung für Kindergärten und Schulen ihr Stück »Bestiarium – ein Varieté mit vergessenen Tieren«. Darin drängen eher ungeliebte Tiere wie eine Hausratte, eine Schmeißfliege oder eine Zitterspinne ins Rampenlicht.

Thomas Maos und Birgit Riegger sind mit »Les Oreilles de la Toile« beim vierten Festival »Unikate« vertreten.
Thomas Maos und Birgit Riegger sind mit »Les Oreilles de la Toile« beim vierten Festival »Unikate« vertreten. Foto: PR
Thomas Maos und Birgit Riegger sind mit »Les Oreilles de la Toile« beim vierten Festival »Unikate« vertreten.
Foto: PR

Bevor Yadanar Win am Freitag, 22. November, erneut mit »Echoes of Struggle« zu sehen ist, stehen um 20 Uhr Birgit Riegger und Thomas Maos aus Tübingen auf der Bühne. An diesem Doppelabend mit »2 Shorties« (einer davon Yadanar Wins Tanzperformance) präsentieren sie »Les Oreilles de la Toile«. Riegger malt auf dem Tablet, Maos vertont die dabei entstehenden Bilder live. »Das ist ein toller Trip zwischen Klang und Bild«, sagt Anne-Kathrin Klatt dazu.

Ein Stück, das Sebastian Kreutz vom Karlsruher Marotte-Theater 2022 beim Reutlinger Monospektakel des Theaters Die Tonne gezeigt hat, ist am Samstag, 23. November, um 20 Uhr im TaT zu sehen: die schwarzhumorige Komödie »Adams Äpfel«, die sich um Straffälligkeit und Resozialisierung dreht. Am Nachgespräch nimmt mit Inge Reinschlüssel-Eisner eine echte Resozialisierungsexpertin teil.

Der Sinn des Schenkens

Sebastian Kreutz gestaltet auch das Festival-Finale - mit einer witzigen Geschichte für Zuschauerinnen und Zuschauer ab vier Jahren über den Sinn des Schenkens. »Wie weihnachtelt man?«, fragt er in zwei Vorstellungen: am Sonntag, 24. November, um 15 Uhr und - für Kindergärten - am Montag, 25. November, um 10 Uhr.

Eine Ausstellung im Theater-Café (bis 30. November) rundet das Festival ab. Sie gibt unter dem Titel »Fragmente - Puppen im Prozess« einen Einblick in die Ateliers der HMDK Stuttgart und den bildnerischen Schaffensprozess des Figurentheaters. (GEA)

www.tat-rottenburg.de