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Exquisite Vokalkunst: Der Knabenchor Collegium Iuvenum im Storlach

Die diesjährige Konzertreihe »Taste und Ton« an St. Peter und Paul im Storlach wurde am Sonntag beschlossen mit einem Konzert des Collegium Iuvenum. Die Chorknaben aus Stuttgart hatten dabei mehr zu bieten als die üblichen Adventslieder.

Der Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart in St. Peter und Paul.
Der Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart in St. Peter und Paul. Foto: Susanne Eckstein
Der Knabenchor Collegium Iuvenum Stuttgart in St. Peter und Paul.
Foto: Susanne Eckstein

REUTLINGEN. Das Collegium Iuvenum Stuttgart, kurz »CIS«, ist der jüngere der beiden Stuttgarter Knabenchöre. Im Gegensatz zu dem evangelischen Pendant, den Hymnus-Chorknaben, wurde er erst 1989 gegründet und versteht sich als konfessionell neutral. Seine Chorarbeit hat »nach Corona« einen guten Neustart geschafft. Seit 2022 leitet Sebastian Kurz das Ensemble; in St. Peter und Paul im Storlach trat er am Sonntag mit rund 40 »Cisianern« auf.

Für einen Knabenchor liegt es nahe, zum Advent auf populäres Liedgut zurückzugreifen. Nicht für Kunz und die Seinen: Sie haben tief in den Fundus gegriffen und ein anspruchsvolles, kontrastreiches Programm kombiniert. Zwei Orgel-Choralvorspiele von Bach über »Nun komm, der Heiden Heiland« gliedern es und verschaffen dem Chor eine Pause. Organist Karl Echle begleitet den Chor auch an Klavier und Truhenorgel.

Weckruf zum Beginn

Mit einem Weckruf beginnt das Konzert: »Machet die Tore weit!« des böhmischen Barockkomponisten Andreas Hammerschmidt (1611-1675). Der öffnet das Ohr für den besonderen Klang: Bestens geschulte junge Männerstimmen tragen die Sopran- und Altstimmen, die Singtechnik ist makellos, der Gesamtklang homogen und durchsichtig. Sebastian Kurz inspiriert die Sänger mit deutlicher, runder Gestik.

In der Folge kontrastieren barocke Motetten mit spätromantischen Klängen, eine sechsstimmige Motette von Schütz mit aparten Sätzen von Duruflé und diese mit geistlichen Sätzen von Vivaldi, gekrönt von glockenhellen Soli. Sowohl die kunstvolle Polyfonie der Motetten wie die farbige Harmonik späterer Zeit sind in besten Händen: Die Choristen werden allen Stilen souverän und einfühlsam gerecht. Exquisite, poetische Vokalkunst ist zu erleben in »Sure on this shining night« von Lauridsen.

Das Mysterium wird Klang

Man staunt immer wieder über die hohe Qualität der Männerchöre, die aus Knabenchören hervorgehen. Auch hier kommt sie zur Geltung in einem »kleinen Gebet« von Poulenc und einem romantischen »Ave Maria« von Karl Biebl, bei dem Solistenterzett und Chor das Mysterium Klang werden lässt. Es folgen weitere Mariengesänge: in kühlem Ebenmaß Palestrina, schlicht und schwierig zugleich Reger.

Die letzten Nummern singt der Knabenchor auf der Orgelempore, die Raumakustik bildet den Gesang hier genauso natürlich ab wie vorn am Altar. Nur den Text hätte man gern gelesen: Mit Charles V. Stanfords »Arise, shine« für Chor und Orgel bringt der Chor seinen Stimmklang zu facettenreichem Leuchten und lässt ihn zart verlöschen. Zum Schluss erklingt ein Auszug aus Mendelssohns unvollendetem Oratorium »Christus«: »Es wird ein Stern aus Jakob ausgehen«, lebhaft, hoffnungsfroh und anrührend. Das Publikum applaudiert im Stehen, der Chor antwortet mit Telemanns »Das ist meine Freude«. (GEA)