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Eine Frau gibt den harten Jungs den Ton an: Melodic-Death-Metal-Bands in Stuttgart

Mit Soilwork, Arch Enemy und In Flames waren drei der aktuell wichtigsten Vertreter des Melodic Death Metal zu Gast in der Stuttgarter Schleyerhalle.

Alissa White-Gluz, Sängerin der Band Arch Enemy.
Alissa White-Gluz, Sängerin der Band Arch Enemy. Foto: Martin Zimmermann
Alissa White-Gluz, Sängerin der Band Arch Enemy.
Foto: Martin Zimmermann

STUTTGART. Melodic Death Metal, kurz Melodeath, ist seit Jahren eine schwedische Domäne. Deshalb wird es auch als New Wave of Swedish Death Metal oder als Göteborger Schule bezeichnet. Die Stilrichtung zeichnet sich durch das harte und aggressive Growling und Screaming des Death Metal, allerdings unterlegt durch melodische Riffs aus zwei Gitarren und einem Keyboard, aus. Am Freitag waren mit Soilwork, Arch Enemy und In Flames drei der aktuell wichtigsten Vertreter dieses Genres zu Gast – alle drei aus Südschweden: In Flames aus Göteborg, Arch Enemy aus Halmstad, Soilwork aus Helsingborg.

Den Anfang machten Soilwork (Bodenbearbeitung), eine Art Luxusvorgruppe, da die Band ihre letzten beiden Alben in den Top 15 der deutschen Charts platzierte. Der glatzköpfige Sänger Björn »Speed« Strid machte seinem Namen alle Ehre und heizte den Fans mit seinem Wechsel von Screaming und Growling ordentlich ein.

Auch guter Klargesang

Dann kamen Arch Enemy, die mit ihrer kanadischen Sängerin Alissa White-Gluz ein Alleinstellungsmerkmal haben. Denn White-Gluz, deren Markenzeichen die blau gefärbten Haare sind, ist eine der wenigen Growlerinnen in der sehr männlich dominierten Melodeath-Szene. Anders als ihre Vorgängerin, die Deutsche Angela Gossow, die White-Gluz 2014 ersetzte, streut die Kanadierin aber auch einen guten Klargesang in der Stimmlage Mezzosopran in das gutturale Gegrunze ein. Eine Frau, die meistens, aber nicht immer klingen will wie ein Mann. Mit »Liars & Thieves« präsentierte White-Gluz, die sich zu Straight Edge (kein Fleisch, kein Alkohol, keine Drogen) bekennt und in ihre Texte häufig politische Botschaften einstreut, auch einen Song aus dem Album »Blood Dynasty«, das erst im März 2025 erscheint.

Als letzte Band des Abends trat In Flames auf. Die Band um Sänger Anders Friden hat Anfang der 90er-Jahre den Melodeath mitbegründet. Mittlerweile werden einige der neueren Songs eher dem moderneren Metalcore zugerechnet. Obwohl die Band keinen festen Keyboarder hat, prägen die Keyboard-Sounds im Duett mit zwei harmonierenden Leadgitarren den opulent orchestrierten Sound der Band. Bei einigen Refrains wechselt Friden vom Screaming und Growling in den Klargesang, was einige Lieder leichter mitsingbar macht.

Einige Diebstahlanzeigen

Bei allen drei Bands ließen sich zahlreiche Crowdsurfer auf Händen über die Menge tragen. Allerdings fehlten einigen Crowdsurfern danach ihre Handys, weshalb die Polizei im Verwaltungsbereich der Schleyerhalle einige Diebstahlanzeigen aufnahm. Der Großteil des Publikums aber feierte eine unbeschwerte vierstündige Schwedenparty. (GEA)