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Dieser Metzinger legt eine Science-Fiction-Trilogie vor

Nach Gedichtbänden und mehreren Krimis legt der Metzinger Walther Stonet, im Hauptberuf IT-Experte, nun eine Science-Fiction-Trilogie vor. Und analysiert dabei, was uns angesichts multipler Krisen in naher Zukunft blühen könnte.

1.200 Seiten Zukunfts-Analyse: Walther Stonet mit seiner Science-Fiction-Trilogie »Batgenes«.
1.200 Seiten Zukunfts-Analyse: Walther Stonet mit seiner Science-Fiction-Trilogie »Batgenes«. Foto: Thomas Kiel
1.200 Seiten Zukunfts-Analyse: Walther Stonet mit seiner Science-Fiction-Trilogie »Batgenes«.
Foto: Thomas Kiel

METZINGEN. Er ist ein unfassbar produktiver Autor, dieser Walther Stonet aus Metzingen. Und das, obwohl er als Werner Theis gemeinsam mit seiner Frau eine eigene IT-Firma namens Systag GmbH hat. Gedichtbände hat er vorgelegt, im Oertel+Spörer-Verlag zwei Krimi-Thriller um seinen psychologisch gewieften, mit allen IT-Raffinessen arbeitenden Ermittler Graf von Brühlsdorf vorgelegt. Nun serviert Stonet einen ganz anderen Coup: eine dreiteilige Science-Fiction-Reihe namens »Batgenes«.

Auf drei mal vierhundert Seiten breitet Stonet, gewürzt mit reichlich Dramatik, Sex, Politik, Liebe und Verrat, aus, was der Menschheit in naher Zukunft blühen könnte, wenn sie das Ruder nicht herumreißt. Daneben geht es um die titelgebenden »Fledermausgene«, in deren Besitz eine Minderheit nach mysteriösen Gen-Experimenten gekommen ist. Was ihnen besondere Fähigkeiten verschafft, sie jedoch auch ins Visier von Rassisten geraten lässt.

Durch Krisen dezimiert

Die Erde in acht Generationen: Eine Serie von Pandemien hat die Menschheit dezimiert, der Klimawandel weite Teile des Festlands in Wüste verwandelt. Den Rest besorgen Monster-Hurrikane. Die Demokratien sind kollabiert, im Norden und Süden haben sich zwei autoritäre Regime namens »Die Ordnung« und »Die Ordnung Süd« etabliert. In den Breiten dazwischen herrscht Anarchie. Die Energieversorgung ist unter der Kontrolle einer Organisation namens »Die Energie«. Sie funktioniert über riesige Stelen, die über Satelliten per Laserstrahl befeuert werden. Dieses System droht zu versagen, da auch die Weltraumfahrt zum Erliegen gekommen ist.

In der gesetzlosen Zone streift von Desperados verfolgt der Protagonist Lou umher. Wo den einst gefragten Risiko-Analysten die kluge Beth aufgabelt, die eine der Energiestationen betreut. Zusammen werden sie zum Power-Paar, das die Probleme der Zeit angeht. Was schwierig wird, weil ein indischer General darangeht, zwischen den Machtblöcken der »Ordnung« einen rassistischen Nazistaat aufzubauen.

Pandemie als Auslöser

Auslöser für die Reihe sei die Pandemie gewesen, bestätigt Stonet. »Plötzlich hatte man Zeit.« Die Coronakrise habe zudem seinen Blick geschärft für die vielen anderen Krisen: Klimakrise, Wirtschaftskrise, Nazismuskrise. Als politisch denkender Mensch habe er durchspielen wollen, wozu das alles führen könnte, wenn man nicht gegensteuert. Sein Resümee: »Der Absturz ist möglich.« Aber auch: »Es gibt Hoffnung.«

Es wird viel über gesellschaftliche Entwicklungen nachgedacht in der Trilogie, über politische Systeme und ihre Dysfunktionalitäten. Die avancierte Computertechnik samt KI, mit der Stonet beruflich umgeht, spielt auch in seiner Trilogie eine zentrale Rolle.

Kommunikation durch Gedanken

Auf der anderen Seite hat Stonet wunderliche Fantasy-Elemente in die Serie gepackt. Die Besitzer der Fledermausgene können mit Fledermäusen kommunizieren. Und sich gegenseitig per Gedankenaustausch verständigen. Was zu einer reizvollen Erzählstruktur führt: Akteure, die räumlich nicht da sind, sind per Gedankenaustausch doch mit dabei. Er habe dieses Element der Fledermausgene gebraucht, weil es im Kern um die Ausgrenzung Andersartiger geht. Zudem habe er darauf spekuliert, dass sich Fantasy-Fans daran freuen. Weil ansonsten sehr viel »Bildungsbürgerkram« verhandelt wird, wie er es nennt.

Erzählt wird der erste Band aus Sicht von Lou, der zweite aus Sicht von Beth, der dritte von beiden im Wechsel. Lou ist dabei ein frotzelnder Ironiker, mit seinen flapsigen Sprüchen und seiner anarchischen Art habe er Leichtigkeit in die ansonsten schwere Thematik bringen wollen, sagt Stonet. Beth hingegen sei das Korrektiv: pflichtbewusst und überlegt. »Ich trage von beiden was in mir«, sagt Stonet. »Ich halte mich schon an die Regeln, aber in manchen Momenten habe ich auch was von einem Systemsprenger.«

Autor und IT-Führungskraft

Seine zwei Weltenretter haben es nicht leicht, aber sie machen sich mit Intelligenz und Menschlichkeit ans Werk. Und versuchen daneben, sogar so etwas wie ein Familienleben samt Kindern in einer komplizierten Patchwork-Konstellation aufrecht zu erhalten. Bei Stonet gestaltet sich die Balance zwischen IT-Hauptberuf und Schriftsteller hingegen unkomplizierter. Wenn er als Werner Theis mit einem Marketingkonzept nicht weiterkomme, tippe er eben als Walther Stonet an einem Roman weiter. Festgetackerte Arbeitszeiten sind in seinem Betrieb nicht vorgesehen, das verschafft Spielräume.

Was ist nun die Erkenntnis nach 1.200 Seiten Zukunftsanalyse in Fantasy-Form? »Wir brauchen mehr Altruismus und weniger Egoismus«, betont Stonet. »Und wir müssen von diesen ganzen 'Ismen' weg, vor allem von Rassismus und Antisemitismus. Wir müssen uns gegenseitig mit Respekt behandeln.« Seine Protagonisten Lou und Beth würden da vorbehaltlos zustimmen. Sein Graf Brühlsdorf ebenso. Apropos: Den dritten »Brühlsdorf« hat Stonet inzwischen auch fertig. Er ist einfach unfassbar produktiv. (GEA)