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Corona wird museumsreif

Das Museum für Alltagskultur in Waldenbuch zeigt Alltagsobjekte aus der virusbedingten Krisenzeit

Zwei Papprollen, die als Anti-Viren-Schutz bei Einkaufswagen dienten.  FOTO: VEY
Zwei Papprollen, die als Anti-Viren-Schutz bei Einkaufswagen dienten. FOTO: VEY
Zwei Papprollen, die als Anti-Viren-Schutz bei Einkaufswagen dienten. FOTO: VEY

WALDENBUCH. Wie hat Corona den Alltag verändert? Und welche Momente oder Objekte belegen das? Mit diesen Fragen richtete sich das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart an die Bevölkerung. Mehr als 600 Zusendungen kamen. Eine Auswahl davon stellt nun das Museum für Alltagskultur in Waldenbuch aus, das zum Verbund des Landesmuseums zählt.

»Mama kannst du bitte leise sein. Danke« steht auf einem Zettel. Geschrieben von der Tochter, die in Ruhe ihre Hausaufgaben machen möchte, während die Mutter ihrer Arbeit am PC nachgeht. »Homeschooling trifft auf Home-Office«, ist der Titel dieses Exponats – und ein Beleg, welche neuen Anforderungen Corona an Berufstätige und ihre Kinder stellt.

Probleme gab es auch in einer Praxis für Physiotherapie: Die Masken gingen aus, die Schließung der Praxis drohte. Kurzerhand nähten Patienten den benötigten Schutz für Nase und Mund. Eine dieser selbst gefertigten Masken ist in einer Glasvitrine zu sehen. Die Beerdigung der Mutter hält eine Fotografie fest. Nur zehn Personen waren zugelassen. Der Mindestabstand war auch unter diesen Bedingungen erforderlich. Und der Personalmangel brachte mit sich, dass sich die Hinterbliebenen selbst um Stühle und Musik kümmern mussten.

»Wir greifen die erste Phase der Corona-Krise auf. Es ist eigentlich schon eine Rückblende, die Zeit, als noch die strenge Kontaktsperre galt«, erklärt Museumsleiter Markus Speidel. »Die Schau soll außerdem spiegeln, wie Menschen trotzdem neue Wege gefunden haben, sich zu begegnen.« »Virtuelles Stößchen«, so der Titel eines Fotos, zeigt eine solche Alternative, bei dem der Stammtisch per Skype abgehalten wurde. »In der Ausstellung geht es zudem darum zu zeigen, welche Ideen mittlerweile Normalität geworden sind«, meint Speidel.

Home-Office zählt dazu. Wie man dieses Arbeiten am Laptop mit Sport verbinden kann, hält ein weiteres Foto fest. Der Nutzer hat dafür sein Laufband mit einem Stehpult ausgestattet. Online-Studium fällt ebenfalls unter die Neuerungen. Der ironische Titel »Full House« spielt darauf an: Im gezeigten Hörsaal sind keine Studenten, dafür Videokameras, die alles aufzeichnen. Und beim Einkauf im Supermarkt halten sich jetzt alle an Hygiene-Regeln. »Antiviren-Griffe« hat sich dazu eine Kundin einfallen lassen. Gemeint sind leere WC-Rollen, die über die Stange des Einkaufswagens gezogen werden und so Schutz vor Virenübertragung bieten.

Mitmachen ist in dieser Ausstellung auch erwünscht. Dafür steht jeden Freitag von 14 bis 18 Uhr das »Amt für Corona-Angelegenheiten« zur Verfügung. Besucher können an einem Automaten eine Nummer ziehen und werden dann – ähnlich wie in einer gängigen Behörde – aufgefordert, eine Amtstube zu betreten.

Dort sitzt ein »Beamter« (die Rolle übernimmt ein Mitarbeiter des Museum) hinter einer Plexiglasscheibe am Schreibtisch und notiert, was der Besucher über seine Erlebnisse in Corona-Zeiten erzählt. Es besteht auch weiter die Möglichkeit, Fotos oder Objekte abzugeben. Die Dauer der Schau ist offen. »Wir werden die Exponate so lange zeigen, wie Corona die Leute beschäftigt«, erklärte Speidel. (dpa)