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2GPlus: Frust bei Veranstaltern und Publikum in der Region

Die verschärften Corona-Regeln machen Kultureinrichtungen zu schaffen. Bei den Veranstaltern in der Region ist der Ärger groß: Testpflicht und halbierte Saalbelegung verringern die Einnahmen, erhöhen die Kosten, schrecken Publikum ab.

Katharine Mehrling beim Auftritt mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen
Testpflicht auch für geimpfte Besucher: Sängerin Katharine Mehrling beim Auftritt mit der Württembergischen Philharmonie am Donnerstagabend in der Stadthalle Reutlingen. FOTO: KNAUER
Testpflicht auch für geimpfte Besucher: Sängerin Katharine Mehrling beim Auftritt mit der Württembergischen Philharmonie am Donnerstagabend in der Stadthalle Reutlingen. FOTO: KNAUER

REUTLINGEN/TÜBINGEN. Von einem Tag auf den anderen mussten diese Woche auch geimpfte Konzert- und Theaterbesucher einen Schnelltest vorweisen. Zudem sollten die Veranstalter die Säle nur maximal zur Hälfte auslasten. Die Landesregierung hatte wegen der hohen Intensivbetten-Auslastung die »Alarmstufe II« ausgerufen.

Die Aussicht, eventuell Leute mit Tickets wieder heimschicken zu müssen, fand LTT-Intendant Thorsten Weckherlin äußerst unerfreulich. Beim Sudhaus Tübingen und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen fand man unterdessen heraus, dass das Land für den Rest der Woche noch eine Kulanz gewährt, was die Saalauslastung betrifft.

Bei der Philharmonie hatte man erst im November die Abo-Inhaber zurück in den Saal geholt – daran will man auch im Dezember festhalten. Zwar übersteigt die Zahl der Abonnenten in der Sinfoniekonzertreihe 50 Prozent der Saalauslastung (rund 800 bei 1240 Plätzen) – die Erfahrung sei jedoch, dass im Moment viele von sich aus daheim blieben, so Intendant Cornelius Grube.

Eine Beobachtung, die auch andere machen. Anne-Kathrin Klatt, Leiterin des Theaters am Torbogen in Rottenburg, klagt über massiven Besucherschwund durch die Verunsicherung der Zuschauer. Die Testpflicht auch für Geimpfte, schrecke Besucher zusätzlich ab. Aus diesem Grund hat Tobias Festl zwei erst kürzlich eingeführte Reihen im Pappelgarten auf Eis gelegt: die donnerstägliche Reihe »BassBar Live-Acts« und die Reihe »Und nach der Kirch ins Wirtshaus« am Sonntagmittag. Es sei unter den 2Gplus-Bedingungen nicht vorstellbar, dass genügend Leute kämen.

Am franz.K ist man von sich aus vorsichtshalber erst gar nicht zur Normalauslastung zurückgekehrt. Weniger als die Hälfte der maximal 400 Besucher dürfen dort nach wie vor rein. Aber auch dort spürt man, dass weniger Publikum kommt.

Ein Blick in die Konzertkalender zeigt: Viele Auftritte werden abgesagt – Besucher wie Künstler sind verunsichert. Die geplante Show von Kabarettist Bodo Wartke in der Stadthalle diesen Samstag ist ebenso gestrichen wie das Herbstkonzert des Reutlinger Kammerorchesters, die Verleihung des Landesjazzpreises kommende Woche an die Tübingerin Lauren Newton im Stuttgarter Theaterhaus oder der Auftritt von Timo Wopp beim Kleinkunstherbst nächste Woche im franz.K. Bei den Staatstheatern Stuttgart gilt die Regel: Je früher man sein Ticket gekauft hat, desto eher die Chance, reinzukommen. Ab 50 Prozent Saalbelegung geht der Rest leer aus.

Sarah Petrasch, Pressefrau beim franz.K, gibt zu bedenken, ob nicht ein kurzer konsequenter Lockdown besser wäre, als die Kultur mit immer neuen Restriktionen in die Knie zu zwingen. Die Aussichten für die Kulturszene sind auch ohne kompletten Lockdown derzeit alles andere als rosig. (GEA)