GOMARINGEN-STOCKACH. Bei sommerlichen Temperaturen hatte sich am Mittwochabend am Alten Schulhaus ein Grüppchen Stockacher zum Bürgerspaziergang versammelt. »Ich haben den Bürgerspaziergang vor ein paar Jahren ins Leben gerufen, damit man sich unkompliziert austauschen und sich die Dinge vor Ort anschauen kann«, sagte Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß. Ortsvorsteherin Christa Stöhr war natürlich auch mit von der Partie.
Ein Thema liegt ihr besonders am Herzen: Durch das Projekt »Region der Lebensretter« im Tübinger Landkreis könnte Stockach einen kostenlosen Defibrillator bekommen. Für das Projekt werden Menschen gesucht, die beispielsweise eine Sanitäts- und eine Reanimationsausbildung haben, und ehrenamtlich in ihrer Freizeit Leben retten wollen, der GEA berichtete. Diese werden über eine App benachrichtigt und können so schnell zur Hilfe eilen. An welcher Stelle würde sich ein Defibrillator eignen? Am besten direkt am Alten Schulhaus. »Hier finden viele Aktivitäten statt, und die Kirche ist auch nebenan«, sagte Heß, der sich über das Thema schlau machen möchte.
Ein großes Thema ist für viele die Verkehrssituation an der Ecke Gerichtshof / Friedrichstraße und an der Hauptstraße. »Das ist richtig gefährlich. Da ist immer ein Gehupe. Manche parken in der Kurve vor einer Ausfahrt, andere auch im Halteverbot. Busse müssen rückwärtsfahren, da es einfach zu eng ist«, beschwerte sich ein Stockacher. Wie sieht es mit Parkbuchten aus? Heß vermutet auch, dass dann vieles geordneter sein könnte, aber es auch weniger Parkplätze gibt. Er nimmt das Thema mit den Gemeinderat, sagte er.
Weiter ging es an Gärten, in denen »gewildert« wurde. »In Stockach gibt es Blumendiebstähle. Hier wurden die Hortensien einfach abgeschnitten«, sagte eine Anwohnerin. Auch auf dem Spielplatz scheint es wilder herzugehen. »Ich habe hier zehn leere Bierdosen und eine Wodkaflasche aufgesammelt«, sagte ein Mann. Da seien wohl Jugendliche unterwegs. Über Lärm habe sich jedoch keiner beschwert. Heß möchte sich erkundigen, ob der Sicherheitsdienst, der regelmäßig Orte wie die Gomaringer Schule abfährt, seine Streife ergänzen könnte. Stöhr sieht das Thema entspannter: »Das haben wird doch auch gemacht, als wir jung waren.«
Sandeln unter der brennenden Sonne
Die nächste Station war der Spielplatz. Den Kindern ist es in der grellen Sonne zu heiß, um im Sandkasten zu buddeln. »Ein Sonnensegel wäre schon was«, sagte eine Mutter. Heß befürchtet hier jedoch Vandalismus. Die Idee der jungen Frau: Ehrenamtliche könnten sich um das Segel kümmern, und es nachts zu Hause aufbewahren. Eine schattenspendende Alternative könnte auch ein Baum sein, meinte Heß. »Der braucht aber lang, um zu wachsen«, warf ein Mann ein.
Ein Baum, der schon viele Jahre erlebt hat und unter der seit Ende des 19. Jahrhunderts schon viele Feste gefeiert wurden, ist die über 150 Jahre alte Friedenslinde am Friedhof. Sie wirkt zwar noch mächtig, aber an einigen Stellen scheint sie doch schon morsch. »Sie zu erhalten ist vergebene Liebesmüh. Investieren Sie doch lieber in den Spielplatz«, sagte ein Stockacher. Ein paar Meter daneben wächst eine junge »Jubiläumslinde« heran. Sie wurde im vergangenen Jahr anlässlich der Eingemeindung Stockachs nach Gomaringen vor 50 Jahren gepflanzt, wie der GEA berichtete.
Die Friedhofsmauer hat ebenfalls schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Im Gemeinderat wurde mehrfach diskutiert, ob eine Sanierung oder eine neue Mauer sinnvoller wäre. Der Ortschaftsrat hat sich für die Streichung und Sanierung der Mauer entschieden. Im Gemeinderat wird das Thema nochmals beraten. Manch ein Stockacher wünscht sich die Mauer ganz weg, damit das Gelände »offener« wirkt. Heß möchte sie lieber erhalten. »Sie ist schließlich historisch und Ortsbild prägend. Eine Hecke an ihrer Stelle würde zum Beispiel Kosten fürs regelmäßige Schneiden bedeuten«, merkte er an. Der Bürgermeister, der sich alles mitnotiert hatte, konnte sich nach dem etwa anderthalbstündigen Spaziergang mit einer Liste an Hausaufgaben wieder auf den Weg nach Gomaringen machen. (GEA)