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Aktuell Integration

Warum es den Tafelgarten in Mössingen künftig nicht mehr gibt

Nach vier Jahren ist das gemeinschaftliche Gärtnern von Mössingern und Geflüchteten zu Ende. Das städtische Gelände wird für ein Bauprojekt benötigt.

Da haben Said Ali, Michael Lechler, Soussane Abdulal, Regina Mayer-Adibzadeh, Lilli Beck, Peter Looser, Erich Schneider und Joac
Da haben Said Ali, Michael Lechler, Soussane Abdulal, Regina Mayer-Adibzadeh, Lilli Beck, Peter Looser, Erich Schneider und Joachim Funk (von links) noch zusammen gegärtnert. Jetzt wurde das Projekt beendet. FOTO: HAILFINGER
Da haben Said Ali, Michael Lechler, Soussane Abdulal, Regina Mayer-Adibzadeh, Lilli Beck, Peter Looser, Erich Schneider und Joachim Funk (von links) noch zusammen gegärtnert. Jetzt wurde das Projekt beendet. FOTO: HAILFINGER

MÖSSINGEN. Rund vier Jahre lang existierte das Mössinger Integrationsprojekt »Tafelgarten«. Jetzt wurde es beendet. Das städtische Gelände wird für ein Bauprojekt benötigt. Außerdem ließ die Pandemiesituation keine gemeinsamen Treffen mehr zu, sagt Joachim Funk. Er sieht das Ende des Gemeinschaftsprojekts aber durchaus positiv: Die beteiligten Menschen seien mittlerweile gut integriert. Einige von ihnen bewirtschaften nun eigene Gärten.

Der Tafelgarten bot Geflüchteten die Möglichkeit, eigenes Gemüse anzubauen. Gepflanzt wurde alles – von der Okraschote bis zu Tomaten und Kartoffeln. Auch an einer Bananenstaude versuchten sich die Gemeinschaftsgärtner. Selbstverständlich durfte in der Rosenstadt auch eine Rose im Garten nicht fehlen. Das Grundstück sollte nicht nur für die eigene Versorgung dienen, es sollte auch schön bepflanzt sein. Gedacht war das Projekt aber in erster Linie als kleiner Baustein, um Menschen zu helfen, sich in ein für sie neues Land zu integrieren. Jetzt ist damit Schluss. Pünktlich und vereinbarungsgemäß wurde der Schlüssel an die Stadt zum Ende des Monats April zurückgegeben.

Projekt sollte Brücken schlagen

Das Projekt sei in vielerlei Hinsicht ein gelungener Versuch, Brücken von Einheimischen zu neu Hinzugezogenen zu schlagen gewesen, berichtet Funk. Viele Mössinger Bürger haben sich dabei eingebracht mit ihren Spenden von Gartengeräten, Pflanzmaterial, Bargeld und vielem anderen mehr. Hobbylandwirte boten mit ihren Gerätschaften Bearbeitungshilfe an, Mitbürger spendeten Saatgut und nahmen an gemeinsamen Treffen mit den Neubürgern teil. Sie zeigten damit, wie positiv die hiesige Bevölkerung agieren kann, wenn Hilfe gefragt ist.

Es wurden Erntedankfeste gefeiert, bei denen die Geflüchteten Speisen aus ihren Heimatländer mitbrachten und Lieder von zu Hause anstimmten. Sie zeigten den Mössinger Gärtnern ihre eigene Art der Gartenanbausysteme und machten sie mit fremden Gemüsesorten vertraut. So entstand ein multikulturelles Gärtnern.

Unterstützt wurde das Projekt auch von der Stadt Mössingen, die unbürokratisch das Gelände und die dazugehörige Infrastruktur zur Verfügung stellte. Der Bauhof lieferte immer mal wieder bei Anforderung eine große Ladung Erde an. Eine große Hilfe war auch Peter Looser von der Mössinger Tafel. Als weitere Unterstützer nennt Funk den Integrationsbeauftragten der Stadt, Boris Kühn. Hilfe kam auch aus dem Mütterzentrum.

Viele Begegnungen ermöglicht

Der Garten habe viele Begegnungen mit Neubürgern und hilfsbereiten Mössingern ermöglicht und damit geholfen, »die kleine Mössinger Welt ein bisschen besser zu machen«, ist das Fazit von Funk. Jetzt wird das Grundstück bebaut. An eine Neuauflage an anderer Stelle ist nicht gedacht. »Das macht im Moment wenig Sinn«, so Funk, »man kann nichts planen, wenn sich nicht mehr als zwei Menschen treffen dürfen.« (pm/GEA)