TÜBINGEN. Im Sommer 1920 wurde die »Tübinger Studentenhilfe« als Vorgängerin des heutigen Studierendenwerks Tübingen-Hohenheim gegründet. Seit 100 Jahren kümmert sich das Studierendenwerk um die sozialen Belange seiner Studierenden, damit Studieren gelingt.
Die Geschichte des Studierendenwerks beginnt nach dem Ersten Weltkrieg. Wirtschaftlicher Notstand veranlasste Studierende, Professoren und Dozenten zur Gründung der studentischen Selbsthilfeorganisation »Tübinger Studentenhilfe«. Neben Dresden, München oder Aachen gehörte Tübingen zu den ersten Universitätsstädten in Deutschland mit einem solchen Verein. Er sollte sich in organisierter Form den sozialen Belangen der damals rund 3 000 Studierenden annehmen.
Als Hilfe zur Selbsthilfe war die Tübinger Studentenhilfe gedacht. So heißt es in einem Bericht aus dem Jahr 1922: »Wir haben es vermieden, aus dem Verein eine Wohltätigkeitsanstalt zu machen, wir wollen die Studentenschaft in die Lage versetzen, sich selbst über Wasser zu halten. Alles ist so organisiert, dass Studenten selbst für Studenten sorgen.«
Zentraler Vereinszweck war die »studentische Speisung« im vom Verein gekauften Hotel »Prinz Karl«, das seinen Sitz in der Hafengasse hat und eine der ältesten bis heute existierenden Mensen in Deutschland ist. Etwa ein Drittel der Studentenschaft aß dort zu Mittag. Ermöglicht wurde die Essensversorgung zu günstigen Preisen vor allem durch die Unterstützung der regionalen Landwirtschaft mittels verbilligter Lebensmittel. Im »Prinz Karl« gab es auch ein studentisches Café und ein Lesezimmer mit vielen Zeitungen.
Darüber hinaus dienten verschiedene Einrichtungen wie eine Schuhmacherwerkstatt, eine Wäscherei, eine Buchbinderei oder eine Schreibmaschinenstube der »Verbilligung des Konsums«. In diesen Werkstätten und in der Mensa arbeiteten viele Studierende und verdienten sich etwas dazu. Außerdem vermittelte die Studentenhilfe während des Semesters oder in den Semesterferien sogenannte »werkstudentische Arbeit« in weiteren Werkstätten, Büros, Fabriken, Torf- und Bergwerken oder in der Landwirtschaft.
Nur durch diese zusätzlichen Einkünfte konnten sich damals wie auch heute viele junge Menschen ihr Studium leisten. Ab 1923 betrieb die Studentenhilfe das »Martinsstift« in der Münzgasse 13 gegenüber der Stiftskirche als erstes Wohnheim für Studierende in Tübingen mit günstigen Mieten.
Heute gehört das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim, das 2007 aus einer Fusion der beiden Studentenwerke Tübingen und Hohenheim hervorging, mit einem jährlichen Umsatz von 42 Millionen Euro und 400 Beschäftigten zu den großen Studierendenwerken in Deutschland. Es betreut rund 52 000 Studierende an neun Hochschulstandorten und bietet Dienstleistungen in den Bereichen Hochschulgastronomie, studentisches Wohnen, Studienfinanzierung, Kinderbetreuung und Beratung. (v)