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Aktuell Zweckverband

Von der Vision zur Umsetzung der Regionalstadtbahn

Zweckverband hat nun hauptamtlichen Geschäftsführer, der das Projekt noch stärker vorantreiben soll

Gemeinsam für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb (von links): Dirk Seidemann, Thomas  Reumann, der neue hauptamtliche Zweckverband
Gemeinsam für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb (von links): Dirk Seidemann, Thomas Reumann, der neue hauptamtliche Zweckverbands-Geschäftsführer Dietmar Knerr und Öffentlichkeitsarbeiterin Corinna Reik. FOTO: LENSCHOW
Gemeinsam für die Regionalstadtbahn Neckar-Alb (von links): Dirk Seidemann, Thomas Reumann, der neue hauptamtliche Zweckverbands-Geschäftsführer Dietmar Knerr und Öffentlichkeitsarbeiterin Corinna Reik. FOTO: LENSCHOW

MÖSSINGEN. Rund ein Jahr nach seiner Gründung will der Zweckverband Regionalstadtbahn Neckar-Alb durchstarten. »Wir sind auf dem Weg von der Vision zur Umsetzung«, sagt der Zweckverbandsvorsitzende und Reutlinger Landrat Thomas Reumann und betont, dass es »kein wichtigeres Projekt in der Region gibt«. Beim Modul eins, das im Wesentlichen in der Elektrifizierung von Ammertal- und Ermstalbahn besteht, gab es schon einige Spatenstiche. Reumann sorgt sich aber, dass sich die aktuellen Zugausfälle und Verspätungen negativ auf die Akzeptanz des Projekts Regionalstadtbahn auswirken. »Wir müssen aufpassen, dass nicht zu viel Porzellan zerschlagen wird.«

Emotionen fürs Projekt

Deshalb gibt es auch ein Kommunikationskonzept, das die neue Öffentlichkeitsarbeiterin Corinna Reik umsetzen soll. Dabei soll für Aha-Effekte gesorgt werden, um die Menschen zum Umsteigen zu bewegen und sie auch emotional für die Stadtbahn zu begeistern. Zuletzt war Reik für die Stuttgarter Straßenbahnen tätig, wohnt aber im Zollernalb-Kreis.

Auch eine andere wichtige Position ist seit 1. Februar besetzt. Mit dem 59-jährigen Dietmar Knerr gibt es nun einen hauptamtlichen Geschäftsführer, der bundesweit viel Erfahrung mit Bahnprojekten einbringt, von Hamburg bis Bayern. Er stammt aus einem Dorf in der Hinterpfalz und hat jetzt auch eine Wohnung in Mössingen. Das Projekt Regionalstadtbahn findet er »äußerst spannend« und freut sich, hier ein »Modell für neue Mobilität« mitgestalten zu können. Mit ihm sind nun sechs der acht Stellen, die im Zweckverband geschaffen wurden, besetzt. In Gebäude der Kreissparkasse, in denen sich der Zweckverband eingerichtet hat, könnte sich der Kreis der Mitarbeiter noch auf zwölf erweitern.

Was in diesem Jahr auch ansteht, ist die Bestellung neuer Fahrzeuge. Rund dreißig dürften dies im ersten Schritt sein. Insgesamt glaubt man, 80 bis 90 Fahrzeuge zu brauchen. Zusammen mit anderen Verkehrsverbünden, unter anderem dem Stadtbahn-Pionier Karlsruhe, wurde ein Konsortium gebildet, das die Anforderungen an die neuen Bahnen formuliert, die sowohl auf Bahngleisen als auch Straßenbahnschienen fahren sollen.

Regionalverbandsdirektor Dirk Seidemann, zugleich ehrenamtlicher Geschäftsführer des Zweckverbands, spricht von fünf Jahren, die zwischen Bestellung und Auslieferung liegen. Als Konsortium würden die Fahrzeuge für alle Beteiligten pro Exemplar rund eine Million Euro billiger. Trotzdem liegt der Preis pro Stück zwischen vier und fünf Millionen Euro. Daran will sich das Land mit 20 Prozent beteiligen, so Reumann.

Entlastung des Wohnungsmarkts

Geschäftsführer Knerr weiß, was auf ihn zukommt, wenn die Auslieferung der Züge ansteht, nämlich die Suche nach Lokführern. Vorerst steht aber erst noch die Fahrplanentwicklung an. »Ziel ist ein robustes Betriebskonzept«, sagt Seidemann. Mit der Streckenplanung will man früher beginnen. Man habe sich von dem Gedanken verabschiedet, so Reumann, dass die Dinge aufeinander aufbauen müssten. Stattdessen läuft manches parallel. Optimistisch sieht Reumann dem Bürgerentscheid der Tübinger über die Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn entgegen, die ja auch für Entlastung auf dem Wohnungsmarkt sorgen werde und damit auch Tübingen helfe.

Auch wenn der Bund nun einen viel größeren Teil am Projekt trägt wie früher, stehen trotzdem Verhandlungen über den Kostenschlüssel an. Auch über die Verteilung der Betriebskosten muss noch gesprochen werden. Und bei der Lokführerre-krutierung hat Reumann eine eigene Idee: »Autonomes Fahren könnte es doch zum Teil auch auf Schienen geben.« (al)