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Tipps von Tübinger Medizinern: Ohne Risiko in den Urlaub

Urlaub in den Tropen – das klingt nach Palmen am feinsandigen weißen Strand. Leider aber auch nach exotischen Krankheiten. Tübinger Mediziner erklären, wie man sich schützt.

Stechmücke »Anopheles quadrimaculatus«: Weltweit lebt etwa jeder zweite Mensch in einem Malaria-Risikogebiet. Foto: EPA/U.S.
Stechmücke »Anopheles quadrimaculatus«: Weltweit lebt etwa jeder zweite Mensch in einem Malaria-Risikogebiet. Foto: EPA/U.S. Centers for Disease Control and Prevention
Stechmücke »Anopheles quadrimaculatus«: Weltweit lebt etwa jeder zweite Mensch in einem Malaria-Risikogebiet. Foto: EPA/U.S. Centers for Disease Control and Prevention

TÜBINGEN/BONN. Wer in den Tropen sicher reisen will, sollte sich gegen das tödlichste Tier wappnen, das der Planet zu bieten hat: Die Mücke. Laut dem Weltmalariabericht 2022 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken weltweit rund 247 Millionen Menschen pro Jahr. Davon sterben etwa 620.000 Menschen, drei Viertel von ihnen sind Kinder unter fünf Jahren.

Zwar sind die meisten Opfer keine Reisenden, doch die Mücke macht erst mal keine Unterschiede. »Im Fall einer Infektion ist eine rasche Behandlung essenziell«, sagt Peter Kremsner. Er ist Direktor des Instituts für Tropenmedizin, Reisemedizin und Humanparasitologie am Universitätsklinikum Tübingen. Vor allem, wenn es sich um den Erreger der Malaria tropica, Plasmodium falciparum, handelt. Denn, so Kremsner, »unbehandelt oder zu spät behandelt ist sie tödlich«.

Wichtigster Schutz unterwegs sind Mückennetze über dem Bett und ein sogenannter Moskito-Repellent, der abweisend wirkt. Allein dadurch lässt sich das Erkrankungsrisiko enorm verringern. In Malaria-Gebieten kann zudem die Chemoprophylaxe wichtig sein: Im Grunde bedeutet das, über den Zeitraum der Reise hinaus Anti-Malaria-Medikamente zu nehmen, als wäre man bereits infiziert.

»Lassen Sie sich rechtzeitig vor der Reise von einem Reise- oder Tropenmediziner beraten, ob eine Chemoprophylaxe wegen des häufigen Vorkommens der Malaria in Ihrem Reisegebiet empfohlen wird«, rät Achim Hoerauf. Eventuell genügt auch ein Standby-Medikament für den konkreten Fall einer Infektion. Achim Hoerauf ist Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Parasitologie am Universitätsklinikum Bonn.

Es kommt auf die Region an

Doch wo kann man sich eigentlich überall mit Malaria infizieren? Viele Webseiten und Ratgeber liefern nur grobe Karten, die meist ganze Länder darstellen. Doch gerade in Asien und Südamerika sind Differenzierungen wichtig, denn dort tritt Malaria oft nur regional auf.

»Im tropischen Afrika wiederum ist Malaria überall präsent«, sagt Kremsner. In der Tat, allein die vier afrikanischen Länder Nigeria, Demokratische Republik Kongo, Uganda und Mosambik haben laut WHO fast die Hälfte aller Malariafälle weltweit.

In Asien sind es vor allem Papua-Neuguinea und Indien sowie in Südamerika Venezuela, Brasilien und Kolumbien. »Lassen Sie sich vor der Reise unbedingt in einer der tropenmedizinischen Einrichtungen wie es sie in Berlin, Hamburg, München, Tübingen und vielen anderen Städten gibt, beraten«, sagt Kremsner – und das schon zwei Monate vorher, denn mit der Malaria-Prophylaxe ist es oft nicht getan.

Zahlreiche weitere Impfungen gibt es, die teilweise für die Einreise in bestimmte Länder verpflichtend sind: von der japanischen Enzephalitis und Gelbfieber bis zu Tollwut, Typhus oder Hepatitis. Da sich nicht alles an einem einzigen Termin erledigen lässt, braucht es eine gewisse Vorlaufzeit.

Manchmal lauern auch dort Krankheiten, wo man sie nicht sofort vermutet. So ist barfuß laufen nicht immer ohne Gefahr.

»Wurmlarven können sich auch durch die gesunde Haut bohren«, erklärt Hoerauf. Gleiches gilt für Badestrände.

Manchmal ist es auch schlicht das Leitungswasser, das zu Problemen führt. Stehen im Hotel im Badezimmer Wasserflaschen, sollte man sich damit nur die Zähne putzen. Aus gleichem Grund empfiehlt es sich, in den Tropen auf frischen Salat und andere rohe Speisen zu verzichten.

Der Grundsatz »Hauptsache gekocht oder gebraten« ist zwar richtig, aber nicht immer ausreichend. »An Straßenständen kann es sinnvoll sein, seine eigene Schüssel und Gabel mitzubringen«, sagt Hoerauf.

Nicht zuletzt rät er, immer ein Desinfektionsmittel und Pflaster bei sich zu haben, um bei einer Verletzung – auch kleinen Hautabschürfungen – sofort reagieren zu können. (dpa)