TÜBINGEN. Einen 50. Geburtstag zu feiern, stellt den Jubilar vor gewisse Herausforderungen. Man hat immerhin ein halbes Jahrhundert geschafft, weswegen eine klassische Party mit viel Musik zugunsten einer gediegenen Feier mit anspruchsvollem Programm vorzuziehen ist. Das dachte sich auch die Tauchergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Tübingen. Gegründet 1970, nach wie vor als einzige Einsatzabteilung im Landkreis, ist sie mittlerweile auf 17 ausgebildete Rettungstaucher angewachsen.
Die Arbeit der Ehrenamtlichen ist hart: Rettung von Menschen und Tieren aus Notlagen an den Flüssen und in den Seen der Region, Sucheinsätze und vor allem die Bergung von Wasserleichen. Rund acht solcher Einsätze gibt es im Jahr. Nachvollziehbar der Wunsch, einmal im Jahr ein bisschen Gaudi machen zu dürfen. Am Sonntagabend bewegte sich eine ungewöhnliche Geburtstagsgesellschaft den Neckar abwärts. Rettungstaucher der Feuerwehren aus Reutlingen, Esslingen, Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Heidelberg, sowie DLRG-Taucher der Wasserrettungsgruppe Neckar-Alb und aus Tübingen, zudem Hobby- und Sporttaucher aus der Region waren der Einladung gefolgt.
Ihr 2 200 Meter langer Spazierweg im Flussbett führte vom Campingplatz entlang der Plantanen-Allee bis zur Neckarbrücke. Rund 120 Taucher, darunter viele Frauen und Jugendliche, kamen wegen des niedrigen Wasserstands oft nur watschelnd zu Fuß weiter, manchmal schwammen sie oder ließen sich, »Toter Mann« spielend, einfach den Fluss hinuntertreiben. Die Temperaturen konnten die Teilnehmer nicht abhalten: Die Rettungsschwimmer fackelten bei null Grad Außentemperatur nicht lange, um in das mollig, fünf Grad warme Neckarwasser einzutauchen.
Um in der Dunkelheit nicht zu stranden, hielten die Froschmänner und -frauen Wachsfackeln in die Höhe. Die brannten gerade so lange, wie die bunte Neoprenschar für die Strecke benötigte. Etwas mehr als eine halbe Stunde war die singende Gesellschaft unterwegs. Auf den drei Brücken und entlang des Ufers folgten Hunderte von Schaulustigen dem außergewöhnlichen Treiben.
Das Rettungsboot der Stadtmitte-Wehr bildete mit seinen Scheinwerfern den Abschluss des ungewöhnlichen Fackelzugs – nicht auszudenken, wenn einer der Gasttaucher auf dem Weg zum Warmbaden ins Uhlandbad auf der Strecke geblieben und ein Sucheinsatz nötig geworden wäre. (mey)