TÜBINGEN. Mit einer ganzen Reihe Veranstaltungen gedenken die Tübinger Verwaltung, Geschichtswerkstatt, die Kirchen und andere Gruppen der Reichspogromnacht, die sich am Freitag, 9. November, zum 80. Mal jährt.
Mit einer Straßenaktion um 10 Uhr auf dem Holzmarkt erinnert die Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste an den flächendeckenden Auftakt des nationalsozialistischen Terrors gegen die jüdische Bevölkerung.
Die Gedenkstunde der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in Tübingen findet um 11 Uhr in der Stiftskirche statt. 80 Jahre nach der Zerstörung der Tübinger Synagoge und der Verfolgung jüdischer Bürger soll neben dem Gedenken der Blick auf gegenwärtige Formen des Antisemitismus und die Frage nach gebotenen Reaktionen dagegen im Mittelpunkt stehen.
Neben David Holinstat und Claudia Marx Rosenstein, Mitgliedern der Repräsentanz der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, wirken auch Schüler und Lehrkräfte des Keplergymnasiums mit dem dortigen Kammerchor bei der Gedenkstunde mit.
Zur Gedenkveranstaltung im Ratssaal im Rathaus am Markt um 14 Uhr sprechen der Baubürgermeister Cord Soehlke, Jeffrey Marque als einer der Gäste, David Holinstat von der israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg sowie Jugendguides der Geschichtswerkstatt Tübingen. Im Anschluss geht die Gedenkfeier um 16 Uhr am Synagogenplatz in der Gartenstraße weiter.
Am Ort des Pogroms erinnert eine Namenslesung an die ermordeten Tübinger Juden, und es wird das Kaddisch-Gebet gesprochen. Ein Kurz-Video stellt eine virtuelle Rekonstruktion der Synagoge vor.
Gespräche mit Nachfahren
Eine Gesprächsrunde mit den Kindern und Enkeln der ehemaligen Tübinger Juden ist am Sonntag, 11. November, um 17 Uhr im Ratssaal. Unter dem Titel »Rückblicke, Einblicke, Ausblicke« geht es um die Auswirkungen der NS-Vergangenheit auf die Nachfahren und um die Zukunft des Erinnerns. Die Runde wird von Wiebke Ratzeburg, Leiterin des Stadtmuseums, und von Benedict von Bremen von der Geschichtswerkstatt Tübingen moderiert.
Der Film »Wege der Tübinger Juden – Eine Spurensuche« der Geschichtswerkstatt Tübingen ist am Montag, 12. November, um 18 Uhr im Kino Museum erstmals in einer Neuedition mit englischen Untertiteln zu sehen.
Der Film zeigt Interviews, die Mitglieder der Geschichtswerkstatt zwischen 1999 und 2001 mit ehemaligen Tübinger Juden in den USA, Israel und Tübingen geführt haben. (s)