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Tübinger Forscher wollen Schizophrenie besser verstehen

Unter Federführung Tübinger Forscher wird individuelle Krankheitsentwicklung auf Gen-Ebene erforscht

Foto: Oliver Berg/Symbolbild
Foto: Oliver Berg/Symbolbild

TÜBINGEN. Etwa ein Prozent der Bevölkerung sind mindestens einmal im Leben von Schizophrenie betroffen, eine äußerst belastende Erkrankung mit einer Vielzahl an charakteristischen Symptomen wie Halluzinationen, Stimmenhören und Wahnvorstellungen. Die Patienten leiden an Freudlosigkeit, Antriebslosigkeit und mangelndem sozialen Kontakt, was sich häufig in Depressionen und Suchterkrankungen manifestiert. Entsprechend hoch ist die Suizidrate. Behandelt wird Schizophrenie mit Medikamenten und Psychotherapie. Allerdings kann damit nicht allen Patienten geholfen werden, möglicherweise, weil sie unterschiedliche Symptome haben. Aber wie ist es möglich, die individuellen Ursachen dieser Erkrankung sowie neue Behandlungswege in lebenden Nervenzellen zu erforschen, wenn doch solche Zellen aus Menschengehirnen verständlicherweise nicht isoliert werden können?

Unter Tübinger Federführung, der Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, des NMI Naturwissenschaftlichen und Medizinischen Instituts in Tübingen/ Reutlingen und der Firma CeGaT GmbH, hat ein internationales Konsortium einen wichtigen Fortschritt erzielt, der in der renommierten Fachzeitschrift »Translational Psychiatry« veröffentlicht wurde. Unter Leitung von Professor Andreas Fallgatter, Uniklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, wurden Hautzellen von Schizophrenie-Patienten entnommen und im Team um Professor Hansjürgen Volkmer am NMI in sogenannte induziert-pluripotente Stammzellen (iPSC) genetisch umprogrammiert. iPSCs können in eine Vielzahl unterschiedlicher Zelltypen ausreifen, darunter auch in Nervenzellen. »Diese Zellen enthalten ein Abbild der Gene jedes einzelnen Patienten. Somit kann aus biochemischen und zellbiologischen Experimenten Aufschluss über die individuelle Krankheitsentwicklung gewonnen werden«, sagt Volkmer. Die Forscher hoffen, die individuellen Ursachen der Schizophrenie besser zu verstehen und somit die Behandlungsmöglichkeiten zu verbessern. (u)