KREIS TÜBINGEN. Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Ländern weltweit herrscht Lehrkräftemangel. Deshalb werden oft Quer- und Seiteneinsteiger an Schulen eingesetzt, die ursprünglich eine andere Ausbildung absolviert haben als ein klassisches Lehramtsstudium. Doch diese sind in ihrem neuen Job oft weniger zufrieden als ihre Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits vor oder im Studium für den Lehrberuf entschieden haben. »Das kann deshalb zum Problem werden, da die Arbeitszufriedenheit nicht nur mit dem persönlichen Wohlbefinden, sondern auch negativ mit der Qualität des Unterrichtes zusammenhängen kann«, sagt Tim Fütterer vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen, der an der Studie beteiligt war.
Die Unzufriedenheit von Lehrkräften an ihrem Arbeitsplatz kann mit einer niedrigeren Unterrichtsqualität einhergehen und sich letztendlich negativ auf das Lernen der Schülerinnen und Schüler auswirken. »Zudem bleiben zufriedene Lehrkräfte länger im Beruf«, so Fütterer, was angesichts des sich immer weiter verschärfenden Personalmangels an den Schulen ein wichtiges Ziel sei.
Hilfe in Übergangsphase
Wissend, dass sich viele Lehrkräfte nur unzureichend durch alternative Zertifizierungsprogramme vorbereitet fühlen, könnten Bildungspolitikerinnen und -politiker die Qualität und Wirksamkeit von Berufseinstritts- und Arbeitsbedingungen prüfen, um Übergangsschocks und geringe Arbeitszufriedenheit zu vermeiden. »Deshalb ist es wichtig, Quer- und Seiteneinsteiger in der Übergangsphase intensiv zu unterstützen, beispielsweise durch Mentoring und Vernetzungsinitiativen«, sagt Fütterer.
Für die Studie wurden Daten aus den Pisa-Erhebungen der Jahre 2015 und 2018 herangezogen, an denen sich auf internationaler Ebene erstmals auch Lehrkräfte beteiligten. Rund 125 000 Lehrkräfte aus 13 Ländern und mit durchschnittlich 16 Jahren Berufserfahrung berichteten darin von ihrer Arbeitszufriedenheit. Etwa zwei Drittel von ihnen hatte eine klassische Ausbildung durchlaufen, die sie für das Lehramt befähigte, ein Drittel waren Quereinsteiger, die ein alternatives Zertifizierungsprogramm absolvierten und mehr oder weniger auf ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorbereitet wurden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werteten nur Daten aus Ländern aus, die an beiden PISA-Studien teilgenommen hatten. Dazu gehörten neben Deutschland auch die Vereinigten Staaten, Spanien, Portugal, Brasilien, Chile, Peru, die Vereinigten Arabischen Emirate, Korea und Taiwan. Außerdem die chinesischen Sonderverwaltungszonen Hong Kong und Macau. (pm)