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Tübinger Forscher: Keine Thrombosen durch Antikörper gegen Corona

Tübinger Forscher konnten zeigen, dass die durch Vakzine gebildeten Antikörper gegen Corona als Ursache für Entstehung der Krankheit VITT ausscheiden.

Corona-Impfung
Eine Mitarbeiterin eines Impfteams überprüft eine Spritze mit einem Impfstoff gegen Covid-19. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild
Eine Mitarbeiterin eines Impfteams überprüft eine Spritze mit einem Impfstoff gegen Covid-19. Foto: Thomas Frey/dpa Pool/dpa/Symbolbild

TÜBINGEN. Ein Forschungsteam um Professor Dr. Tamam Bakchoul vom Zentrum für Klinische und Experimentelle Transfusionsmedizin am Uniklinikum Tübingen untersucht in mehreren Studien die Entstehung, Diagnose und mögliche Behandlungsmethoden der vakzin-induzierten immunthrombotischen Thrombozytopenie (VITT). Das Ergebnis: Ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Impfung und der Entstehung dieser Thrombosen war in den Studien nicht festzustellen. Von daher wäre bei der Benennung de Krankheit eigentlich auch die Formulierung »vakkzin-induziert« zu streichen. Aktuell wurde ein Studienergebnis in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift New England Journal of Medicine publiziert.

Als die Impfungen mit Astra Zeneca begannen, wurden die Menschen verunsichert durch die Vermutung, dass es einen Zusammenhang geben könnte zwischen dem Impfstoff und dem Auftreten von Gehirnvenen-Thrombosen. Diese Erkrankung ist eine seltene, aber potenziell gefährliche Nebenwirkung von vektorbasierten SARS-CoV-2-Impfstoffen wie dem von Astra Zeneca. Patientinnen und Patienten mit VITT entwickeln innerhalb von bis zu sechs Wochen nach der Impfung Blutgerinnsel, oft an ungewöhnlichen Stellen wie den Venen im Gehirn oder im Bauch und leiden gleichzeitig unter einer verminderten Anzahl von Blutplättchen. Bei den mRNA-basierten Impfstoffen von Biontech und Moderna sind diese Wirkungen nicht aufgetreten.

Aktivierung der Blutplättchen

Die Tübinger Forschungsgruppe hat in vorangehenden Untersuchungen bereits gezeigt, dass die Bildung von Antikörpern gegen ein Protein namens »Plättchen-Faktor 4 (PF4)« die Ursache von VITT ist. Diese Antikörper sind in der Lage, die Blutplättchen zu aktivieren, Blutgerinnsel und eine Verringerung der Blutplättchenzahl zu verursachen.

Der Zusammenhang zwischen einer Impfung und der Bildung von Anti-PF4-Antikörpern ist jedoch bislang nicht geklärt. Als möglicher Grund wurde die Kreuzreaktivität zwischen Antikörpern, die nach einer Impfung gegen das SARS-CoV-2-Virus entwickelt werden, und Antikörpern gegen PF4 vermutet.

In der aktuellen Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen der Immunantwort auf den Impfstoff und der Entwicklung von Anti-PF4-Antikörpern: Bei geimpftem medizinischen Personal und bei Patienten mit klinischem Verdacht auf VITT nach Impfung mit Vaxzevria (Astra Zeneca) verglichen die Forschenden die Anti-PF4-Antikörper und die Antikörper gegen verschiedene antigenische Punkte des SARS-CoV-2-Spike-Proteins.

Sie fanden keine Korrelation zwischen der Menge an Anti-PF4 – und Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern in allen Gruppen. Darüber hinaus unterschieden sich die Werte der Anti-SARS-CoV-2-Antikörper nicht signifikant zwischen geimpften Personen ohne Komplikation und Patientinnen und Patienten mit VITT. Die Tübinger Forscherinnen und Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass die Immunantwort gegen SARS-CoV-2-Proteine nicht zur Bildung von Anti-PF4-Antikörpern bei VITT führt, also kein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Impfung und der Entstehung von VITT besteht.

Besseres Verständnis

Immerhin hat diese Studie zu einem besseren Verständnis des Zusammenspiels zwischen der Impfung und dem seltenen Krankheitsbild der VITT beigetragen, betonen die Wissenschaftler, die daraus die Konsequenz ziehen, dass es nun notwendig sei, die Therapieansätze für diese Krankheit weiter zu erforschen.

Dazu untersucht das Tübinger Forschungsteam um Professor Bakchoul aktuell die unterschiedlichen Wirkungen von Antikoagulantien (Blutverdünnern). Was es damit auf sich hat, hätte der GEA gerne gewusst, wurde aber nicht zurückgerufen. (ukt)