TÜBINGEN. Astrophysiker der Uni Tübingen sind an einem neuen Projekt der europäischen Raumfahrtagentur ESA beteiligt: Als eines von drei Konzepten wurde die Mission »THESEUS«, bei der das Institut für Astronomie und Astrophysik (IAAT) eine wichtige Rolle spielt, in das Wissenschaftsprogramm aufgenommen. Der Satellit könnte 2032 starten und soll das frühe Universum erkunden, insbesondere die ersten 1,5 Milliarden Jahre nach dem Urknall.
Insgesamt hatten sich 25 Forschungsgruppen aus ganz Europa mit Satellitenprojekten beworben, von denen drei ausgewählt wurden. In den kommenden drei Jahren werden sie ihre Konzepte parallel weiterentwickeln und um den Starttermin im Jahr 2032 konkurrieren. Der Satellit THESEUS (Transient High-Energy Sky and Early Universe Surveyor) kann mit seinen Instrumenten einen großen Teil des Himmels auf einmal unter Beobachtung halten und soll sofort auf kurzzeitige Helligkeitsveränderungen reagieren, die von aufflackernden hochenergetischen Quellen wie Gammastrahlenausbrüchen (Gamma-Ray-Bursts) ausgehen. Diese können durch Verschmelzung zweier Neutronensterne ausgelöst werden oder auch von einer Kernkollaps-Supernova, dem kurzzeitigen Aufleuchten eines sterbenden sehr massereichen Sterns, bevor er vernichtet wird. Weil dies in der Astronomie auch immer einem Blick zurück in die Zeit entspricht, geben sie Aufschluss über Ereignisse aus dem frühen Universum, langer vor unserer Zeit.
Entdeckt THESEUS ein solches Ereignis, kann er rasch dessen Koordinaten bestimmen und sich selbst automatisch für eine Nachbeobachtung ausrichten. Zudem gibt er die Koordinaten in Sekundenschnelle an eine Bodenstation weiter, sodass andere Teleskope auch beobachten können. Von der Uni Tübingen ist Professor Andrea Santangelo, Leiter der Hochenergieastrophysik-Arbeitsgruppe am IAAT, direkt beteiligt, an der wissenschaftlichen Planung der Mission wie durch Hardware-Beiträge zur Echtzeit-Datenverarbeitung des Satelliten. (u)