TÜBINGEN. Tübingen gönnt sich einen weiteren Jugendraum – für Spezialisten oder solche, die es werden wollen: Das erste Obergeschoss des Casinos am Neckar, im Besitz der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG, wurde umgewidmet und heißt jetzt KI-Makerspace. An diesem Lernort außerhalb der Schule sollen Kinder und Jugendliche erste Erfahrungen im Arbeiten mit künstlicher Intelligenz sammeln können.
Das Angebot sei niederschwellig und gehe an alle möglichen Jugendlichen, nicht nur die Technik-affinen, betonte Lennart Schmid, Pressesprecher des Tübinger Cyber Valley. Das Cyber Valley gehörte neben der Uni Tübingen, dem Tübinger Jugendgemeinderat und dem Bundeswettbewerb KI des Tübingen AI- Centers zu den Anschiebern des Projekts.
Nun wurde das Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Der KI-Makerspace umfasst eine ganze Etage, 250 Quadratmeter groß, mitten in der Stadt. »Eine ganz Schulklasse passt rein«, so Schmid. »Hier können sich Jugendliche außerhalb der Schule dem Thema spielerisch und experimentell nähern.« Eigene Projekt-ideen der Besucher sollen gefördert werden. Die Räume bieten genügend Platz, um gemeinsam zu kochen, zu spielen und zu diskutieren.
Start am 28. Januar
Ab dem 28. Januar 2022 werden an vier Tagen in der Woche strukturierte Kurse angeboten. Den zukünftigen Besuchern wird es möglich sein, Programmieren zu lernen, Software-Kurse zu besuchen, Hardware zu bauen und einen Einblick in die Robotik zu erhaschen. Mit Blick auf KI soll es auch Kurse über Podcasting und Internetsicherheit geben. Es soll noch eine Person eingestellt werden, die das Kursprogramm leitet.
Die Einrichtung der Räume für den KI- Makerspace begann mit einer Idee von Patrick Klügel, dem Manager des Tübinger Cyber Valleys: Er wollte einen Raum in den alten Baracken schaffen, den ehemaligen KI-Garagen – dem Mythos des originalen Cyber Valleys entsprechend. Das soll ebenso in Garagen entstanden sein. Recht schnell war Caroline Schmidt vom Bundeswettbewerb KI mit an Bord, die das Konzept mitentwickelte.
Der Jugendgemeinderat wurde in die Überlegungen mit einbezogen: Ratsmitglied Jonathan Vogel, über das Cyber Valley bereits in Kontakt mit Klügel, bildete mit diesem, Caroline Schmidt und Danil Droxner die Keimzelle, aus deren Mitte die Ideen wuchsen. »Wir wollten eine möglichst enge Anbindung an die Zielgruppe, mit Raum für bis zu 50 Jugendliche«, so Vogel.
Schließlich gingen Klügel und Schmidt auf die Stadt in Person von Oberbürgermeister Boris Palmer zu und baten um seine Unterstützung. Palmer holte die GWG mit ins Boot, die wiederum das Casino vorschlug. »Wir zahlen eine handelsübliche Miete«, betonte Pressesprecher Schmid. Hauptgeldgeber für den KI- Makerspace ist die Stuttgarter Vector-Stiftung. Deren Projektmanagerin Bildung, Christina Luger, betonte: »KI-Anwendungen sind längst Bestandteil des allgemeinen Lebens und werden immer wichtiger für den Wirtschaftsstandort Deutschland.« Sie erhoffe sich eine »Sichtbarkeit« des Themas durch den zentralen Standort in Tübingen.
Großes Interesse bei Schülern
»Ich hoffe, das Angebot spricht sich herum, spätestens im Sommer, wenn man draußen auf der Terrasse sitzen kann«, sagte Caroline Schmidt. Sie hoffe zudem auf Synergien mit der im Hochparterre untergebrachten Gaststätte Freistil, die über eine Lounge und einen Biergarten verfügt: »Eine tolle Location, eine ähnliche Zielgruppe«, so Caroline Schmidt.
Unter den Interessierten, die sich den KI-Makerspace anschauten, waren Maike Keppler und Simon Rothkamm, Schülersprecherin und SMV-Mitglied des Kepler-Gymnasiums. »Am Kepi gibt es extrem viele Interessierte«, sagte Maike Keppler. Sie sagte, allein aus ihrer Klassenstufe hätten sich 30, 40 Leute zum Informatikpool angemeldet, der ab der zehnten Klasse gewählt werden kann.
»Wir wollen die Idee vermitteln, hierher zukommen«, ergänzte Simon Rothkamm. Der KI-Makerspace sei ja vom Kepler-Gymnasium aus leicht zu erreichen. »Ich habe Lust, hier hinzugehen«, warf Maike Keppler ein. »Ich bin positiv überrascht. Es ist so gemütlich.« (GEA)