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Aktuell Solidarität

Tübingen besiegelt Partnerschaft mit Stadt in der Ukraine

Delegation aus Krementschuk in Tübingen. Bald Austausch auf dem Gebiet der Kultur möglich?

Solidaritätspartnerschaft zwischen Krementschuk und Tübingen offiziell unterschrieben: Boris Palmer und Vitallii Maletskyi halte
Solidaritätspartnerschaft zwischen Krementschuk und Tübingen offiziell unterschrieben: Boris Palmer und Vitallii Maletskyi halten die Dokumente in den Händen. Foto: Nachtigall
Solidaritätspartnerschaft zwischen Krementschuk und Tübingen offiziell unterschrieben: Boris Palmer und Vitallii Maletskyi halten die Dokumente in den Händen.
Foto: Nachtigall

TÜBINGEN. 2022 stellte die SPD Fraktion einen Antrag für eine Solidaritätspartnerschaft mit einer ukrainischen Stadt. Nach längerer Suche wurde beschlossen, dass es Krementschuk sein soll. Für drei Tage kamen nun eine Delegation mit dem Oberbürgermeister Vitalii Maletskyi nach Tübingen. Als Herzstück des Besuches bezeichnet die Stadt Tübingen die Unterzeichnung des Vertrags zur Solidaritätspartnerschaft.

Unterzeichnet wurde der Vertrag im Tübinger Rathaus in dem Saal, in dem früher das Hofgericht beherbergt war. Oberbürgermeister Boris Palmer griff dies auch in seiner Begrüßung auf. Die Wände des Raumes sind mir Gemälden geschmückt, die eine Seite des Raums steht für die Gerechtigkeit, die andere für die Weisheit, die den Lenkern von Völkern gewünscht wird. »Beides wünsche ich von Herzen der Ukraine«, sagt Palmer.

Die Solidaritätspartnerschaft zwischen Tübingen und Krementschuk entstand auch durch bereits bestehende Verbindungen. Die in Tübingen lebende Künstlerin Anna Arlamova organisiert schon seit 15 Jahren Reisen in ihre Heimatstadt Krementschuk. Sie hat diese privat organisiert, vor Ort wurden sie zusätzlich vom ansässigen Kulturamt unterstützt. Mit 50 Jahren kam die Künstlerin und Kunstdozentin für die Liebe nach Deutschland. »Es fühlt sich an wie mein Geburtstag«, sagte Arlamova am Freitag. So glücklich ist sie darüber, dass die Partnerschaft nun unterzeichnet ist und ein Austausch zwischen den beiden Städten von offizieller Seite stattfinden kann.

Ingeborg Höhne-Mack hat die Solidaritätspartnerschaft mit ihrer Partie der SPD im Gemeinderat angestoßen. Sie sieht es als Verpflichtung, die Partner zu unterstützen. Höhne-Mack hofft, dass die Partnerschaft durch die gemeinsamen Werte gestärkt werden. Die Gemeinderätin wünscht sich, dass auch zwischen den Schulen einen Austausch entsteht.

Transporter übergeben

Die Stadtwerke Tübingen haben bereits am Morgen der Vertragsunterzeichnung feierlich einen VW-Transporter an die Delegation aus Krementschuk übergeben. Oberbürgermeister Maletskyi sagt, dass die Hilfsgüter, die geschickt wurden, stark genutzt werden. Er berichtet von dem Feuerwehrwagen, der von Tübingen übergeben wurde. Er gibt den Bürgern auch eine Möglichkeit, ihre Handys aufzuladen. Maletskyi hofft, dass bald wieder der Austausch der Städte auch auf kultureller Basis stattfinden kann. (lina)

»STECKBRIEF« KREMENTSCHUK

Am Dnjepr, 215 000 Einwohner, nicht direktes Kriegsgebiet

Krementschuk liegt in der Zentral-Ukraine am Dnjepr. Die Entfernung beträgt rund 2 200 Kilometer. Unter 24 Stunden Fahrtzeit mit dem Auto ist da nichts zu machen. Einwohner: 215 000 Alter: 1571 als Festung gegründet, 1765 zur Stadt erhoben. Charakter: Handels- und Industriestadt, wirtschaftliches Zentrum des Bezirks Poltava. Knotenpunkt von Erdöl- und Erdgas-Pipelines. Mit Theater und Kulturpalast. Zerstörungen: Krementschuk ist nicht direktes Kriegsgebiet. Wärmekraftwerk, Raffinerie und ein Einkaufszentrum wurden beschossen. Viele Binnenflüchtlinge suchen hier Schutz. Name: Er leitet sich von Kremin = Feuerstein ab. Weitere Partnerschaften: 13, darunter zwei mit chinesischen Städten und eine in Providence, Rhode Island, USA. (-jk)