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Stockacher Hans Spielmann: »Ich habe meine Heimat in mir«

Hanns Fuchs, alias Hans Spielmann, schaut mit seiner CD "Meine Seele singt in mir". Eine kleine Liederapotheke" zurück. Was die nächsten Pläne des 75-Jährigen sind.

Hans Spielmann möchte in seinem Haus einen Begegnungsraum schaffen.
Hans Spielmann möchte in seinem Haus einen Begegnungsraum schaffen. Foto: Nadine Nowara
Hans Spielmann möchte in seinem Haus einen Begegnungsraum schaffen.
Foto: Nadine Nowara

GOMARINGEN-STOCKACH. Hanns Fuchs strahlt eine besondere Ruhe aus. Wenn er singt, scheint es fast so, als ob er einen in eine andere Sphäre hineinzieht. »Ich möchte Lebensfreude teilen«, sagt er. Wenn der Stockacher seine rote Kappe aufzieht, verwandelt er sich in Hans Spielmann. Sein Markenzeichen war ursprünglich einfach praktisch gedacht, um die Bügel seines Mikrofons zu verdecken, schmunzelt er. Noten lesen hat er nie gelernt. »Das waren für mich kleine schwarze Pünktchen, die nichts mit Musik zu tun haben«, sagt er.

Frei gemacht hat er sich schon früh, von seiner streng pietistischen Familie. »Freiheit ist für mich, das machen zu können, was ich wirklich möchte«, sagt er. Gelernt hat er: »Das Leben lässt sich nicht planen.« Viele Jobs und viele Orte hat der ausgebildete Heilerzieher hinter sich gebracht. Möbelpacker, Staubsaugervertreter, Platzanweiser bei Veranstaltungen – im Herzen war er aber immer ein fahrender Sänger. »Ich bin ein Glückspilz. Zum Leben hat es immer gereicht. Was ich im Leben gebe, bekomme ich auch zurück«, sagt Fuchs.

Dann die Entscheidung, die sein Leben verändert hat: Bei einem mehreren Monate langen Aufenthalt im Osho International Meditation Resort in Indien beschloss er, hauptberuflich Musiker zu werden. »Dort haben wir mit tausenden Menschen gemeinsam unter dem Sternenhimmel gesungen«, erzählt er.

Auf Augenhöhe

»Ich habe immer gesungen, mich dann aber erst getraut, alles auf eine Karte zu setzen. Musik mache ich in erster Linie für mich selbst«, sagt er. Fünf Jahre lebt er mittlerweile in Stockach. Das ist die längste Zeit, in der er sesshaft war. »Ich bin in mir verankert und habe meine Heimat in mir«, sagt er. Viele Jahre war er unterwegs, hat auf Wochenmärkten und auf verschiedensten Bühnen gespielt. Seine größten Fans sind Kinder. »Wenn ich im Altersheim spiele, schlage ich vor, dass man doch den Kindergarten dazu einladen könnte. Das ist lustiger und die alten Menschen haben dann auch noch Freude an den Kindern«, sagt er. Musik könne viel bewegen: Wenn er in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung spielt, würden auch dir Hyperaktiven ganz ruhig, sagt er. Viele seiner Zuhörer seien mit ihm über Jahrzehnte verbunden. Manch einer, der ihn als Kind entdeckt hat, bringt Jahre später die eigenen Kinder zu den Konzerten mit.

Häufig sitzt Spielmann bei seinen Konzerten auf dem Boden. »Ich möchte auf Augenhöhe sein«, sagt er. Er breitet Teppiche aus und hat diverse Rasseln für die Kinder im Gepäck. Schließlich mache es ja viel mehr Spaß, wenn man Mitmachen darf. »Mir ist der persönliche Kontakt wichtig«, sagt er. In der Coronazeit hatte Spielmann ein »Liedertelefon« angeboten. Gegen eine Spende konnte man sich bei ihm ein Lied wünschen.

Singen hat eine heilende Kraft

Spielmann einen Musiker für Kinder zu nennen, wäre sehr reduziert. Der Liedermacher hat auch etliche CDs für Erwachsene veröffentlicht. Unter anderem hat er Gedichte und Geschichte von Novalis, Hermann Hesse bis Michael Ende vertont. Seine aktuelle CD mit dem Titel "Meine Seele singt in mir". Eine kleine Liederapotheke" ist ein Best-of-Album mit 42 Liedern. Zu hören sind viele Musikerkollegen aus der Region, etwa Matthias Graf, mit dem Fuchs jahrelang zusammengearbeitet hat.

»Ich habe die Sammlung zusammengestellt, als ich sehr schwer an Krebs erkrankt bin. Man hat mir gesagt, dass ich nur noch ein paar Monate zu leben habe«, sagt Fuchs. Er blieb dennoch zuversichtlich. Er ist davon überzeugt: »Die Musik ist mein Rettungsanker. Singen hat eine heilende Kraft.« Nun habe der Krebs aufgehört zu streuen und sich teilweise zurückgebildet. »Alt werden ist nichts für Feiglinge«, sagt er. Angst vor dem Tod hat er nicht. »Der Tod ist nur ein Übergang auf eine andere Seite. Es geht darum, das Leben zu greifen.«

Fuchs lässt sich weiterhin nicht unterkriegen, und möchte auch anderen Menschen Mut machen, ihren eigenen Weg zu gehen. In seinem Haus in Stockach Spielmann hat er einen Begegnungsraum eingerichtet. Lieder, Märchen, Gedichte und Geschichten sollen hier Menschen zusammenbringen. Wer Ideen hat, oder sich einbringen möchte, kann sich direkt an Spielmann wenden. (GEA)

07072-9237966
liedersonne@hans-spielmann.com