MÖSSINGEN. Kaum eine Woche, in der es auf der B 27 zwischen Bodelshausen und Bad Sebastiansweiler nicht kracht. Der rund 500 Meter lange Abschnitt vor der Abfahrt nach Bästenhardt und Belsen gilt als Unfallhotspot im Kreis Tübingen, was Auffahrunfälle betrifft. Der Grund dafür ist die Ampelanlage, die den fließenden Verkehr an der Kreuzung vor dem Kurort gezwungenermaßen alle paar Minuten abbremst.
Meist sind es nur Blechschäden mit keinen oder leicht Verletzten, wobei dieser Begriff noch aus der Zeit stammt, als man den vierspurigen Ausbau der Bundesstraße in den 1970er Jahren forcierte. Mittlerweile muss man von Kunststoffschäden sprechen. Denn Stoßfänger aus Schaumstoff haben die metallenen Stoßstangen schon lange verdrängt. Nichtsdestotrotz geht auf dieser Strecke viel kaputt. Zu viel. Schwerere Unfälle sind zwar seltener, dann aber meist spektakulär. Wie jener Auffahrunfall am 5. Januar, als eine Frau »wegen einer kurzen Unachtsamkeit übersah, dass die vorausfahrenden Fahrzeuge verkehrsbedingt an der Ampel anhalten mussten«, so die Polizei. Ihr Peugeot rammte ungebremst einen Opel am Stauende, wurde dabei ausgehebelt und in Schräglage auf die Gegenfahrbahn geschleudert. Dort schlitterte das Auto in zwei weitere Wagen.
Warnschild zeigt wenig Wirkung
Unaufmerksamkeit ist der Hauptgrund für die Auffahrunfälle. Die Behörden hatten das schon vor Jahren erkannt. Eine Radaranlage wurde am Ende des zweispurigen Ausbaus der B 27 von Hechingen kommend installiert, später kamen die Gefahrenzeichen »Stau« hinzu. Das Schild mit den drei nahe hintereinander stehenden Auto-Symbolen zeigt aber wenig Wirkung. »Die getroffenen Maßnahmen zur Abmilderung der Unfallhäufigkeit haben nicht zu Verbesserungen geführt«, musste die Verkehrsbehörde feststellen. Weswegen bereits vor einem Jahr mit den 150.000 Euro teuren Vorarbeiten für die Erstellung einer Stauwarnanlage begonnen wurde. Nach dem unterirdischen Verlegen der Stromleitungen geriet die weitere Beschaffung der oberirdischen Verkehrszeichen zunächst in einen einjährigen Beschaffungs- und Ausführungsstau. Seit dem 4. November wird aber mit Hochdruck am Aufbau der Stauwarnlage gearbeitet. Sinnigerweise mit zwei weiteren Ampelanlagen, die bei halbseitiger Sperrung unvermeindlich zu weiteren Stauungen führten. Immerhin begrenzt auf die Nachtzeit von 20 bis 6 Uhr.
Die neuen vier Wechselverkehrszeichen sind mit LED-Technik ausgestattet, die bei Staugefahr die Verkehrsteilnehmer darauf hinweist und entsprechende Geschwindigkeitsreduktionen vorgibt.
Die Stauwarnanlage besitzt zwei Geschwindigkeitsmessstellen. Die erste befindet sich etwa 200 Meter vor der Kreuzung mit der Kreisstraße K6933 Richtung Bästenhardt. Und die zweite Messstelle rund 450 Meter vor dieser Abzweigung. An diesen Punkten wird die tatsächlich gefahrene Geschwindigkeit gemessen.
LED-Verkehrszeichen sind rund einen Kilometer vor Ampelanlage installiert
Entsprechend den gemessenen Geschwindigkeiten werden dann Hinweise oder Vorgaben auf den LED-Verkehrszeichen angezeigt.
Die beiden ersten LED-Schilder sind beidseitig am Beginn des kleinen Wäldchens rund 200 Meter vor den Parkbuchten an der Abfahrt zum Waldhof installiert. Also rund einen Kilometer vor der Ampelanlage in Bad Sebastiansweiler. Das zweite LED-Schilderpaar befindet sich 450 Meter näher zum Ortsanfang.
Erfasst die erste Messstelle nun einen zähfließenden Verkehr, so wird dies als »Staugefahr« auf den 250 Metern vorgesetzten Schildern angezeigt. Verkehrsteilnehmern wird optisch eine erhöhte Aufmerksamkeit angezeigt und sie werden darauf hingewiesen, die Geschwindigkeit zu verringern.
Sollte es sich, wie zu den Stoßzeiten üblich, an der ersten Messstelle bereits ein Stau gebildet werden, »wird der tatsächliche Stau an der vorgenannten Anzeige mit «Stau» und der zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h vorgegeben«, so das Landratsamt.
In beiden Fällen wird zusätzlich ein Vorhinweis an den zweiten Anzeigetafeln angezeigt. Hierdurch werden die Verkehrsteilnehmer vor dem eigentlichen Ereignis informiert, dass ein Stau oder ein zähfließender Verkehr nach der Kurve zu erwarten ist. (GEA)