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Aktuell Coronakrise

Stadt mit Leben füllen: »Tübinger Feierabend« startet am Donnerstag

Immer donnerstags: Gastronomen, Einzelhändler und weitere Institutionen starten gemeinsame Aktion

Auch die Kultur  leistet ihren Beitrag. Ernst Seidl hat sich kostenlose Kurzführungen durch die Uni-Sammlungen im Tübinger Schlo
Auch die Kultur leistet ihren Beitrag. Ernst Seidl hat sich kostenlose Kurzführungen durch die Uni-Sammlungen im Tübinger Schloss ausgedacht. FOTO: LY PHAM
Auch die Kultur leistet ihren Beitrag. Ernst Seidl hat sich kostenlose Kurzführungen durch die Uni-Sammlungen im Tübinger Schloss ausgedacht. FOTO: LY PHAM

TÜBINGEN. »Wir wollen Tübingen wieder zurückhaben.« Asli Kücük und ihre Mitstreiter sind entschlossen: Sie können die Coronakrise zwar nicht einfach für beendet erklären, aber die Unistadt gemeinsam wieder mit Leben füllen. Unter dem Slogan »Gönn Dir – Tübinger Feierabend« wollen Einzelhändler, Gastronomen, Hoteliers und Künstler einen kräftigen Impuls geben und gewissermaßen einen »langen Donnerstag etablieren – aber anders«, wie Hans-Peter Schwarz von Tübingen erleben ausführt.

Lamentieren hilft nichts, sagen sich die Initiatoren und haben sich daran gemacht, ein Netzwerk zu knüpfen. Die Resonanz ist enorm. Statt der ursprünglich anvisierten 30 machen doppelt so viele Geschäftsleute mit. »Unser Städtchen zeigt, dass es etwas Besonderes ist«, freut sich Barbara Rongen vom Handels- und Gewerbeverein. Alte Animositäten seien vergessen.

Zum Auftakt am morgigen 18. Juni gibt’s von 17 bis 20 Uhr fünf Dutzend Aktionen in der Unistadt. Alles dezentral, also vor den einzelnen Läden, Lokalen und Instituten. »Wir wollen keine Menschenaufläufe produzieren«, sagt Thorsten Flink von der Wirtschaftsförderung. »Aber neuen Schwung erzeugen«, ergänzt Hans-Peter Schwarz.

»Die Leute gehen zwar wieder raus. Aber sie gehen nicht wirklich rein«

Nach den Lockerungen raus ins Freie, rein in die Läden? Von allein hat das nicht funktioniert, hat Thorsten Flink beobachtet. »Die Leute gehen zwar wieder raus. Aber sie gehen nicht wirklich rein.« Der lange Donnerstag soll das ändern.

Vor einigen Lokalen ist Live-Musik angekündigt. Vor dem Bartista in der Kirchgasse wird Ex-DSDS-Kandidat Simone Mangiapane dabei sein, vor dem Speicher beim Nonnenhaus Delia »Mimi« Hofmann als Clown. Ein Friseur bei der Fruchtschranne nimmt Föhnen und Glätten vor der Ladentür ins Programm. Viele bieten besondere Verkostungen an: Beim Neckarmüller gibt’s ein neues Hölderlinbier, das Weinhaus Schmid in der Jakobsgasse lockt mit Weinen vom Jakobsweg, das »Mauganeschtle« mit einem Aperitif-Tasting.

Doch es soll nicht nur gastronomisch-kulinarisch zugehen. Das Institut Culturel in der Doblerstraße hat eine Lesung aus Camus’ »Pest« ins Programm genommen. Das Zimmertheater bietet seinen Audio-Walk »Freund Hein« an.

Ganz neu ist das »Speed Guiding« im Schloss Hohentübingen. Museumschef Ernst Seidl und seine Mitarbeiter zeigen künftig immer donnerstags um 18 Uhr die Highlights bei einer kostenlosen Schnellführung. Seidl verspricht, dass dies sehr kurzweilig geschehen soll. An Superlativen herrscht ja kein Mangel: Von den ältestesten Kunstwerken aus der Eiszeit, über ägyptische Sarkophage und Mumien bis zu den schönsten Statuen der Antike – da lässt sich viel Staunenswertes erzählen.

Asli Kücük, die die Gastro-Einheit Tübingen vertritt, und Hans-Peter Schwarz betonen, dass es nicht bei einer einmaligen Aktion bleiben soll. Durchaus erwünscht ist, dass weitere Geschäftsleute und Künstler dazustoßen. »Es ist aus der Not geboren, wird aber nachhaltig sein«, sagt die Gemeinderätin. Rongen und Flink nicken. Mirjam Kirschmann vom »Neckarmüller« glaubt, dass die Menschen »hungrig auf Erlebnisse sind«, und versichert, dass man diesem Wunsch gerne nachkomme.

Alexander Stagl, Chef des Hotels Krone und Sprecher der Tü-Gast, die bisher die Sommerinsel am Anlagensee ausrichtete, hat die Hoffnung, dass sich die Tübinger Initiative herumspricht. Der »Gönn-Dir-Feierabend« könnte durchaus auch Übernachtungsgäste anlocken, die das lebendige Tübingen erleben wollen und dann eben schon donnerstags anreisen und nicht erst am Wochenende. (GEA)