MÖSSINGEN-BELSEN. Eine Speisung armer und bedürftiger Menschen an Heiligabend zu veranstalten, »diese Idee geisterte schon ein paar Jahre herum«, sagt Eberhard Bazlen, Vorsitzender des DRK Mössingen. Vor vier Jahren setzten das DRK und der damalige evangelische Pfarrer von Belsen, Andreas Kopp, diese Idee im DRK-Gebäude in Belsen erstmals um. Damals gab es das Essen noch »to go«, wegen Corona.
Der DRK-Vorsitzende sorgte sich vor Beginn noch, ob er seinen freiwilligen Helfern zumuten könne, am Heiligabend ehrenamtlich tätig zu sein. Von wegen: "Alle sagten, wenn, dann am 24. Dezember!" Bazlen schrieb eine Rundmail mit der Frage, wer sich zur Verfügung stellen könne. Er bekam prompt Antworten: Die zehn Leute, die man braucht, waren ratzfatz da."
»Die zehn Leute, die man braucht, waren ratzfatz da - Eberhard Bazlen, Vorsitzender des DRK Mössingen«
Seitdem etablierte sich die Speisung an Heiligabend. Die Speisekarte wechselt jedes Jahr. Die Tischdekoration übernahm das DRK in diesem Jahr von einer Veranstaltung wenige Tage zu vor, von der Weihnachtsfeier des Clubs der Junggebliebenen. Wie letztes Jahr spielt Christoff Herrmann Ziehharmonika. »Wir mussten ihn nicht einladen«, betont Eberhard Bazlen. »Er kam von allein und wollte wieder spielen.«
Ein Blick in die Küche: Neben den Warmhalteplatten mit Fleischküchle, beziehungsweise Falafeln und den Töpfen mit Kartoffelpüree, mit Blaukraut sowie den drei verschiedenen Soßen steht ein Kessel mit dampfender Blumenkohlsuppe, dem ersten Gang. Lukas Scheuble füllt drei Terrinen, stellt sie auf das Tablett an der Durchreiche und garniert die Suppe mit Petersilie. Dagmar Radler, seit dem ersten Mal vor vier Jahren dabei, holt das Tablett ab und serviert.
»Jetzt macht es riesig Spaß! Jetzt sind auch die Menschen da - Dagmar Radler«
Nebenbei sagt sie: »Jetzt macht es riesig Spaß! Jetzt sind auch die Menschen da.« Obwohl mit rund 40 Gästen an diesem Tag im Vergleich zu letztem Jahr nur die Hälfte am Menschen kamen? »Ich hatte heute schon mein Weihnachtserlebnis.« Eine Frau sei da, die sich letztes Jahr herein getraut hatte. Ihr sei es damals offensichtlich nicht gut gegangen. Sie habe die Frau zu einer Gruppe anderer Frauen gesetzt. »Dieses Jahr«, so Dagmar Radler, »kam sie ohne Zögern.«
Das war Sandra Benkendorff. »Mir ging es letztes Jahr richtig schlecht. Ich habe mich geziert, herein zu kommen,« bestätigt sie. Dagmar Radler setzte sie zu Antje Schwarz, die ihr heute gegenüber sitzt: »Ihr wart eine lustige Truppe. Ihr habt mich aufgefangen. Ein Glücksgriff für mich«, sagt Sandra Benkendorff. »Sie saß ganz verloren da. Irgendwann kamen wir ins Schwätzen«, erinnert sich Antje Schwarz. Die Vorsitzende der Naturfreunde Mössingen, schickte ihrer neuen Bekannten zuerst ein Programm mit Veranstaltungen ihres Vereins. »Mir ging es darum, dass sie unter Leute kommt.« Seit diesem ersten Treffen haben die beiden Frauen regelmäßig Kontakt.
Die letzten Gäste genießen ihren Nachtisch, Bratapfel- oder Kirsch-Zimt-Creme. Ehe sie gehen bekommen sie ein kleines Weihnachtsgeschenk: Eine Papiertasche, gefüllt mit Nüssen, Mandeln, Lebkuchen, Handcreme und einem Weihnachtswichtel. Danach setzten sich die Helfer zum Essen. Es ist noch so viel da, dass die DRK’ler über verschiedene Kanäle publik machten, wer möchte kann sich noch etwas abholen. (GEA)