KUSTERDINGEN. Auf den Tischen stehen kleine Namenskärtchen. Jeder Platz ist nett geschmückt mit Blättern und einer Rose aus Papier. Die ehrenamtlichen Betreuerinnen haben Kuchen gebacken. Vieles ist wie immer. Aber Karin Koch schreibt gerade noch den Anlass für dieses besondere Treffen auf eine Tafel: Die Betreuungsgruppe für Hilfsbedürftige und an Demenz Erkrankte feiert Geburtstag. Eine mutige und kluge Idee hat sich durchgesetzt.
Vor 15 Jahren traf sich die Gruppe erstmals im Martinshaus in Kirchentellinsfurt. Sechs feste Ehrenamtliche, ebenso viele Springer – und nur drei Teilnehmerinnen. »Dann wurde auch noch eine Teilnehmerin krank«, erinnert sich Gabi Mötzung, Geschäftsführerin der Diakoniestation Härten, an die Anfänge.
Doch Pflegedienstleiterin Gisela Weber und ihre Mitstreiterinnen ließen sich nicht beirren und haben durchgehalten. Vor wenigen Jahren ist die Diakoniestation umgezogen in die Braike in Kusterdingen, und für die Treffen gibt’s eine lange Warteliste. »Wir könnten sogar eine zweite Gruppe anbieten«, sagt Mötzung. »Aber dafür müssten wir mehr Ehrenamtliche haben.«
Jeden Montag trifft man sich in der Braike zu einem bunten Nachmittag. Die Krankenschwestern Karin Koch, Hildegard Kurz und Sigrun Franz-Nadelstumpf im Wechsel plus drei Ehrenamtliche aus einem Kreis von etwa einem Dutzend treffen die nötigen Vorbereitungen und gestalten das Programm. Sehr zur Zufriedenheit für alle Beteiligten. »Der Montag ist mein Sonntag«, hat eine Teilnehmerin einmal treffend bemerkt.
Franz-Nadelstrumpf schildert das Erfolgsrezept ganz sachlich. »Die Angehörigen sind entlastet und wissen die Teilnehmer gut betreut. Diese haben Spaß und Freude.« Und die Betreuungskräfte haben das befriedigende Gefühl, allen schöne Augenblicke ermöglicht zu haben.
Von Gymnastik bis Denksport
Die Teilnehmer bei der Geburtstagsfeier zählen an diesem Montag auf, was ihnen gefällt: Gymnastik. Singen. »Schwätza«. Basteln, malen, spielen. Denksport. »Gemeinsamkeit«, ruft eine der Anwesenden nach vorn. Alle nicken. Und Kaffee und Kuchen. Koch notiert die Stichworte auf der Tafel.
An diesem Tag gibt’s auch kleine Geschenke für die Ehrenamtlichen. »Ohne die könnten wir einpacken«, sagt Franz-Nadelstrumpf, und Mötzung bittet die Helferinnen unter Applaus nach vorn. Weil man das 15-jährige Bestehen feiert, sind mehr als sonst gekommen. Drei davon sind seit den Anfängen in Kirchentellinsfurt dabei.
Mötzung fragt in die Runde, wer aus dem Einzugsgebiet Kirchentellinsfurt, Kusterdingen oder Wannweil kommt und wer später zugezogen ist. Ergebnis: Die meisten leben seit der Jugend hier oder stammen aus Gemeinden, die nicht allzu weit entfernt sind. Eine Teilnehmerin verweist darauf, dass Wankheim, Mähringen, Immenhausen und Jettenburg extra genannt werden müssen, weil diese Orte zu Zeiten, als man selber jung war, noch eigenständig waren und nicht zusammen mit Kusterdingen firmierten.
Musik mit Andacht
An diesem Nachmittag greift Pfarrerin Susanne Fleischer zur Gitarre und singt mit den Anwesenden. Später hält sie eine kleine Andacht. Koch spielt »Urlaub« mit der ganzen Gruppe und verknüpft das mit Übungen: Wer wegfahren will, muss an viele Dinge denken. Wenn der Koffer vom Schrank geholt wird, gehen alle Hände dazu passend nach oben, danach werden Dinge links und rechts aus Schubladen geholt.
Zur besonderen Feier ist auch Berthold Grauer in den Mehrzweckraum der Diakoniestation gekommen. »Berthold und sein Akkordeon« sind vielen ein Begriff, nicht nur auf den Härten, in Wannweil oder in Gomaringen.
Er sagt: »Ich mache gerne Musik und ich kenne auch viele Leute.« Der Kusterdinger spielt in den Heimen und auf Geburtstags- oder Familienfesten. Am allerliebsten aber tritt er auf Festen auf. Das Mostfest in Jettenburg im September ist auch diesmal wieder fest im Kalender notiert. (-jk)