TÜBINGEN. Tausende Badegäste sind mittlerweile eher etwas achtlos am knallroten Hochsitz für die Bademeister im Tübinger Freibad vorbeigelaufen. Nur ein einfaches rot-weißes Absperrband an der silbern glänzenden Leiter ist ein Hinweis darauf, dass hier etwas anders ist: »Da oben brütet unsere Bachstelze«, hat Freibadleiter David Letzgus-Maurer dem GEA verraten und er fügt hinzu: »Mal wieder!« Dass die Vogelfrau mit dem natürlichen Bezug zu Wasser sich die allzu menschliche Umgebung aus dem leuchtend roten Kunststoff und nur knapp zwei Meter vom Beckenrand entfernt als Aufzuchtstation für ihren Nachwuchs auserkoren hat, ist für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen nichts wirklich Außergewöhnliches. »Vögel haben auch schon im Mast unserer Schwimmbad-Uhr gebrütet«, erklärt er und zeigt auf ein winziges Loch im Metallpfosten, der die weit sichtbare Uhr trägt.
Immer wenn sich gefiederter Nachwuchs im Freibad sprichwörtlich einniste, werde dann nicht nur der Bademeister-Hochsitz gesperrt, sondern eben auch mal die Fläche rund um die große Uhr. Warum die Vögel gerade diese ziemlich untypischen Nistplätze aussuchen, dafür hat David Letzgus-Maurer keine Erklärung: »Schließlich ist ja gerade jetzt bei schönem Badewetter richtig viel Trubel.« Davon schienen die Tiere bislang jedenfalls nicht besonders beeindruckt zu sein. Vor Kurzem seien sie dennoch ausgezogen, so der Freibadleiter: »Wahrscheinlich aber nur, weil der Nachwuchs mittlerweile flügge geworden ist.« (GEA)