TÜBINGEN. Neben dem Riesenweinfass hat das Schloss Hohentübingen nun noch etwas anderes Großes zu bieten. Eine neue Heizzentrale hat ihren Platz gefunden. »Eine Erneuerung war nötig, da die alten Kessel in die Jahre gekommen waren«, betonte Rolf Bieg, Projektleiter der Stadtwerke Tübingen, bei einer Presseführung.
Mit der Erneuerung ist nicht nur eine bessere Heizleistung zu erzielen, sondern das Schloss Hohentübingen kann als erstes großes Gebäude an das Fernwärme-Netz der Stadt Tübingen angeschlossen werden. »Dies ist ein großer Schritt um dem Ziel der Universität - Treibhaus neutral bis 2030 - näher zu kommen«, so Prorektor Samuel Wagner.
Start des Bauvorhabens
Das Bauvorhaben startete im September 2023 in der Rappstraße in Tübingen. Die Diskussion über eine neue Heizzentrale wurde schon 2017 angestoßen und bis dahin mehrmals verworfen. Die Trassenführung war eine große Herausforderung, am Ende wurde sich dafür entschieden, das Innenstadt-Netz zu nutzen.
Die Leitungen verlaufen nun aus der Rappstraße, über den Ammerkanal, hoch an die Schlossmauern, von dort durch den Gewölberaum des historischen Riesenweinfasses und quer über den Innenhof des Schlosses in den Heizungskeller. Eine bauliche Schwierigkeit war der Höhenunterschied. Es mussten insgesamt 25 Meter Höhe überwunden werden. Dabei wurde ein flexibles Material für die Leitungen genutzt.
Für das Bauvorhaben gab es einen kurzen Zeitraum. Die Verlegung der Rohre im Raum des Riesenweinfass mussten innerhalb von sechs Wochen abgeschlossen sein, denn das Fass teilt sich den Raum mit einer großen Fledermaus-Kolonie. Auch gab es den Druck bis zum Start der Heizperiode diesen Jahres fertig zu sein. »Das wurde geschafft und im September waren die ersten Heizkörper bereits wieder warm«, erklärte Rieg.
Gelungene Zusammenarbeit
Seit 1816 ist die Universität im Schloss Hohentübingen angesiedelt, das Gebäude gibt es jedoch schon seit dem 11. Jahrhundert. Um eventuelle Funde während der Bauarbeiten zu dokumentieren wurde das Projekt von Archäologen der Universität begleitet.
Alle Beteiligten von Stadt, Land und Universität, betonten die gute Zusammenarbeit. »So eine Zusammenarbeit erlebt man nur einmal im Leben«, sagte Bruno Müller, der Projektleiter im Amt für Vermögen und Bau. Das Land investiert rund 3,7 Millionen Euro in das Projekt. Gisela Splett, Staatssekretärin des Finanzministeriums Baden-Württemberg betonte, dass sich die jährliche CO2-Emission um rund 200 Tonnen auf 53 Tonnen reduziert. Außerdem ist das Projekt ein Erfolg für die Erschließung weitere Bauwerke der Stadt. (GEA)