GOMARINGEN/NEHREN/DUSSLINGEN. Die Advents- und Weihnachtszeit ist für viele Menschen die schönste im Jahr. Für Wohnungslose kann sie besonders schlimm sein. »Man kann sich das gar nicht vorstellen, alleine bei der Kälte draußen zu sein«, sagte Robin Harm aus Nehren. Vielleicht nur mit einer Decke bibbernd irgendwo sitzen, hungrig. Zusammen mit seinem Freund Sean-Luca Nill stand der Sechstklässler am Samstag vor dem Lidl-Markt in Gomaringen. Ebenso wie 200 andere Schülerinnen und Schüler der Merian-Gemeinschaftsschule animierten sie Leute, etwas für Wohnungslose in Reutlingen und Tübingen zu spenden. »Wir haben uns freiwillig gemeldet, weil wie helfen wollen«, sagte Nill. Viele Leute spendeten Nudeln, aber auch Salz und Zucker, Konserven, Fertiggerichte, Kaffee und Tee. Hauptsache lange haltbar.
»Bei diesem Großprojekt ist die ganze Schule beteiligt«
Mehrmals fuhr ein Transporter vorbei, um die Ware abzuholen und zur Arbeiterwohlfahrt Reutlingen und Wohnungslosenhilfe Tübingen zu bringen. Mit den Spenden wird dort ein tägliches Angebot von günstigem Frühstück und Mittagessen in den Tageseinrichtungen für Wohnungslose und Bedürftige ermöglicht. Außerdem werden Obdachlose in Notübernachtungen versorgt und Geschenkpäckchen für Weihnachten geschnürt.
Auch beim dm-Markt nebenan zeigten sich die Kunden spendenbereit. Viele kauften Shampoo, Zahnpasta und andere Hygieneartikel. "Wir sind mit unseren Schülern vor insgesamt elf Läden in Gomaringen, Nehren und Dußlingen", sagte Lehrerin Silke Vogelmann. Sie organisierte die Aktion, die es inzwischen im 23. Jahr gibt. »Bei diesem Großprojekt ist die ganze Schule beteiligt«, sagte Vogelmann. Die Listen mit Freiwilligen hätten sich schnell gefüllt. "Die Schüler sind sehr engagiert dabei", so Vogelmann. Beteiligt seien die Klassenstufen 5 bis 10.
Die jüngeren Schüler haben sich in Rollenspielen auf die Ansprache der Kunden vorbereitet. Das Ziel: Den Schülern zeigen, dass nicht alle Menschen auf der Sonnenseite des Lebens stehen. »Bei manchen war gar keine große Erklärung notwendig«, sagte Herbert Mang von der Arbeiterwohlfahrt Reutlingen. »Einige Leute haben selbst schon als Schüler die Kisten gefüllt und geben jetzt umso bereitwilliger«, sagte Mang. Doch sind die Probleme von Wohnungslosen nicht recht weit weg vom Durchschnittsjugendlichen? Die Aktion sensibilisiere gerade dafür, so die Verantwortlichen. Die Schüler befassen sich beispielsweise im Fach Sozialkunde mit Armut. »Vor zwei Jahren hatten wir beispielsweise Besuch von Schulklassen«, erzählte Mang. Einige Leute spendeten auch Geld. Die Schüler gingen dann in die jeweiligen Geschäfte und kauften, was noch fehlte. (GEA)