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Schönbuch strotzt vor Kleindenkmälern

Mit 86 Prozent Waldanteil auf einer Fläche von 156 Quadratkilometern umfasst der Schönbuch eines der größten geschlossenen Waldgebiete Süddeutschlands. Der Naturpark Schönbuch, 1972 gegründet, ist der älteste seiner Art in Baden-Württemberg. 2013 wurde er erstmals als Qualitätsnaturpark ausgezeichnet. Für die alle fünf Jahre nötige Rezertifizierung kam Qualitätsscout Peter Gärtner vom Verband der deutschen Naturparke für zwei Tage vorbei.

Fritz-Eberhard Griesinger vom Förderverein, Kleindenkmal-Experte Christoph Morrissey, Anja Peck, Leiterin des Naturparks Schönbu
Fritz-Eberhard Griesinger vom Förderverein, Kleindenkmal-Experte Christoph Morrissey, Anja Peck, Leiterin des Naturparks Schönbuch und der ehemalige Revierleiter Günther Schwarz (von links) hoffen, dass Naturpark-Scout Peter Gärtner (rechts) den Schönbuch als Qualitäts-Naturpark anerkennt. Foto: Michael Sturm
Fritz-Eberhard Griesinger vom Förderverein, Kleindenkmal-Experte Christoph Morrissey, Anja Peck, Leiterin des Naturparks Schönbuch und der ehemalige Revierleiter Günther Schwarz (von links) hoffen, dass Naturpark-Scout Peter Gärtner (rechts) den Schönbuch als Qualitäts-Naturpark anerkennt.
Foto: Michael Sturm

DETTENHAUSEN. Peter Gärtner ist Geschäftsführer des Naturparks Barnim in Brandenburg, dessen Gebiet auch Teile des Nordens Berlins umfasst. Bei seinem Besuch im Herzen Baden-Württembergs, im Naturpark Schönbuch, agierte er als vom Verband der deutschen Naturparke gesandter Qualitätsscout. Das Ziel seines Besuchs sei es, den Naturparken den aktuellen Zustand des Naturparks Schönbuch einzuschätzen und Vorschläge zur Qualitätsaufbesserung der Arbeit und der Angebote im Naturpark zu machen.

Am Donnerstag letzte Woche ging es für Gärtner in den Herrenberger Stadtwald. Am Freitag wurde er von der Leitung des Naturparks Schönbuch um die Vorsitzende Anja Peck mit an die Nordost-Seite des Gebiets genommen. Vom Wanderparkplatz Braunacker zwischen Dettenhausen und Waldenbuch aus lief die Gruppe zunächst grob in Richtung Walddorfhäslach, in die Gegend rund um den Bezenberg.

Naturpark-Scout schätzt den Schönbuch ein

Dort, im Waldgebiet, finden sich rund 400 Kleindenkmale: Einzelschöpfungen wie Gedenksteine, Brunnen, historische Grenzsteine, Wegkreuze und Trockenmauern. Es zählen aber auch flächenhafte Kulturlandschaftselemente wie Grabhügel, Bodendenkmäler, historische Steinbrüche, Tongruben und Wassergräben dazu. Besonders ergreifend: Ein Grabstein für einen 22-jährigen Waldarbeiter aus Waldenbuch, der 1919 von einer Tanne erschlagen wurde. Verwandte pflegen den Grabstein, hier im Bild, noch heute.

Die meisten andern der Kleindenkmäler rund um den Bezenberg sind deutlich älter. Im östlichen Schönbuch siedelten einst die Kelten. Sie bauten einen Wall, den man hier noch nachvollziehen könne, sagte der als Experte hinzugezogene Historiker Christoph Morrissey. Er stellte fest, der Wald des Schönbuchs habe die Kleindenkmäler gut konserviert: »Auf Ackerflächen sind sie über die Jahrhunderte meist verschwunden.«

Kleindenkmäler am Bezenberg bisher nur in privaten Datenbanken zu finden

Diese Kleindenkmäler waren bisher in acht Datenbanken verschiedener Besitzer erfasst. Sie zu sichten und zu katalogisieren gilt aktuell als das herausragende Projekt des Naturparks Schönbuch. Damit setzte man sich von anderen Naturparks ab. Dazu gründete der Naturpark Schönbuch letztes Jahr die AG Kleindenkmale. Sie fasst nun die Daten zusammen und möchte diese durch digitalisierte Karten Forstbehörden zugänglich machen, die in den Schutz der Kleindenkmäler einbezogen sind. Das Projekt soll auf die gesamte Naturparkfläche ausgedehnt werden.

Die Fülle an Kleindenkmälern ist das große Plus des Naturparks Schönbuch auf dem Weg zum Qualitätsnaturpark. Ein Manko, das Qualitäts-Scout Gärtner feststellte, müsse allerdings noch behoben werden: »Wir haben nur 3,7 Arbeitsstellen. Wir brauchen mindesten fünf«, sagte Anja Peck. So schreibt es das Regularium des Verbands der deutschen Naturparke vor.

Neben der Geschäftsführung muss demnach jeweils eine volle Stelle für die vier »Säulen« eines Naturparks besetzt sein: Erholung, Regionalentwicklung, Naturschutz und Landschaftspflege, sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung. Ob der Naturpark Schönbuch den Qualitätsstandard erreicht, es wäre das dritte Mal, erfahren Anja Peck und ihr Team erst im Herbst. (GEA)