ROTTENBURG. Seit 2022 bereichert der Amannhof die Rottenburger Museumslandschaft. Der Sülchgauer Altertumsverein, der das Museum aufgebaut hat und es betreibt, ist nun für dieses Engagement mit dem Bürgerpreis der Denkmalstiftung Baden-Württemberg gewürdigt worden. »Mit dem Sülchgauer Altertumsverein zeichnen wir einen der ältesten Geschichtsvereine Baden-Württembergs aus«, sagte Nicole Razavi, die Kuratoriumsvorsitzende der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, bei der Verleihung in der Rottenburger Festhalle in ihrer Laudatio. »In 172 Jahren Vereinsgeschichte haben Sie Einzigartiges geleistet. Ohne Sie und den Einsatz Ihrer Vorgänger wäre die Historie Rottenburgs vermutlich nicht annähernd so umfangreich dokumentiert.« Die Landesministerin für Landesentwicklung und Wohnen hob hervor, dass »das denkmalgerecht sanierte Kerker- und spätere Ackerbürgerhaus ein sichtbares Zeugnis der Rottenburger Stadtgeschichte« sei.
Mit der Ehrung ist ein Preisgeld von 10.000 Euro verbunden. »Das wird unter anderem in digitale Angebote fließen«, sagt Karlheinz Geppert, der Geschäftsführer des Sülchgauer Altertumsverein, im Gespräch mit dem GEA. »Das Besondere an unserem Museum ist, dass es ein originales Gefängnis von 1715 ist. Wir haben noch zwei originale Gefängniszellen.«
Seit 2012 hat der Verein den Amannhof gepachtet. Ein großer Teil der nötigen Finanzen für die Sanierung steuerten die Eheleute Agnes und Günter Kessler bei, die ihr Erbe zu dem Zweck vermachten. »Ihnen war wichtig, dass die Heimatgeschichte der Öffentlichkeit gezeigt werden kann«, sagt Geppert. Mehrfach haben die Vereinsmitglieder Spendenprojekte ins Leben gerufen, so zum Beispiel eine Patenaktion für die historischen Fenster. 2022 wurde das Museum eröffnet. Da die Grundmauern des Hauses unter die Stadtmauern reichen, wird davon ausgegangen, dass ein mittelalterliches Adelshaus an der Stelle gestanden haben könnte, worauf auch der Name Amannhof (von Amtmann-Hof) hindeutet. 1715 wurde das Gebäude als Gefängnis mit 18 Zellen von der vorderösterreichischen Regierung für die Stadt Rottenburg und die vorderösterreichischen Besitzungen bis zur Donau, errichtet. 1833 wurde das Gebäude an private Ackerbürger und Handwerker verkauft und zum bäuerlichen Wohnhaus mit Scheuer und Stall umgebaut. Als Wohngebäude wurde es bis 2000 genutzt. »Die Kerkerräume sind erhalten geblieben und dienten als Keller«, erläutert Geppert, der das Projekt Amannhof bereits begleitet hat, als er noch Kulturamtsleiter der Stadt war.
Was es im Museum zu entdecken gibt
Was gibt es im Museum zu sehen? Im Erdgeschoss geht es durch einen engen Eingang in ein dunkles Verließ. Durch einen engen Spalt fällt nur wenig Licht in die Zelle. Mit einem Beamer werden die Namen und Jahreszahlen von ehemaligen Insassen an die Wand geworfen. Bekannt sind sie aus den Rechnungen der Henker. In einem Raum geht es um den Beruf des Henkers. Der Aspirant musste sein Meisterstück in Form einer sauberen Hinrichtung mit dem Schwert vollbringen. Mit der Ausübung des Berufs war es nicht getan. Er musste auch noch die Witwe seines Amtsvorgängers heiraten.
Im Museum geht es jedoch auch um Alltagskultur. Neben der Hausgeschichte liegt ein weiterer Schwerpunkt auf Objekten aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Den Verein gibt es seit 1852. Bereits seit 1900 wurde in vielen Haushalten eifrig zusammengetragen, was für die Nachwelt erhalten bleiben soll. Einige der Gegenstände – wie etwa eine Blechwanne – stammen aus dem Besitz von Landesverkehrsminister Winfried Hermann. Der Amannhof ist dienstags und sonntags von 15 – 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet. (GEA)