MÖSSINGEN-ÖSCHINGEN. Als Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Juni letzten Jahres seinen Antrittsbesuch in Öschingen machte, sagte er angesichts des Know-hows der Gewebe-Spezialisten in der Siebfabrik Arthur Mauer: »Ich bin ja schwer beeindruckt!«. Ein Lobspruch, den am Samstagnachtmittag Geschäftsführer Christoph Leppla wortwörtlich weitergegeben hat – an die Feuerwehr- und DRK-Helfer. Es ist eher ungewöhnlich, dass sich der Leiter eines mittelständischen Unternehmens mit über achtzig Beschäftigten darüber freut, dass sein Firmengelände mit 16 Einsatzfahrzeugen zugestellt ist, zwischen denen und Hunderten Meter Schlauchleitungen rund achtzig Einsatzkräfte hektisch agieren und sieben Atemschutztrupps im Betriebsgebäude umhersuchen.
Man ahnt es schon: Im Öschinger Gewerbegebiet war nicht wirklich ein Großbrand ausgebrochen – es wurde lediglich geübt. Aber was heißt lediglich: Die Mössinger Gesamtwehr mit ihren vier Abteilungen, zu denen auch Talheim und Belsen zählen, spielte ein anspruchsvolles Szenario durch. Mit dabei war die DRK-Bereitschaft Mössingen-Ofterdingen.
Und – dieses Mal aus dem Mund des Gesamtwehrkommandanten Bernd Strohmaier: »Ich bin schwer beeindruckt von der Zuschauerkulisse!« Tatsächlich kann sich keiner der Aktiven daran erinnern, dass jemals rund vierhundert Schaulustige zu einer Übung gekommen wären. Und nicht nur aus dem nahen Dorf, sondern auch, geradezu in Wanderbewegungen, über den Radweg von der Kernstadt her herauf.
Feuerwehr-Pressemann Patrick Flammer, dessen Name quasi Programm ist, redete sich bei der simultanen Beschreibung des Einsatzablaufes für die interessierten Zuschauer heiser. Gelöscht wurde in dem einstündigen Szenario eher weniger, wiewohl »größere Brände zu bekämpfen nicht mehr die Einsatzstatistiken anführt«, so Strohmaier.
Dennoch: ein Feuerchen war dann doch die Ursache für das Spiel mit dem Feuer. Ein brennender Lkw vor der offenen Halle, dessen Rauch ins Gebäude eindringt. Den zahllosen Kindern dramatisch mit Kunstnebel verdeutlicht. Infolge gut zehn Mitarbeiter mit Rauchvergiftung, vermisstes Personal, gefährdete Propangasflaschen. Spätestens jetzt wäre Maschinenbauingenieur Leppla im Ernstfall die Düse gegangen. Als Nischenproduzent von Siebgeweben aus Kunststoffen, Buntmetallen und Edelstählen und guter Auftragslage, wäre ein Produktionsausfall verheerend.
Wäre – aber die gut eingespielten Helfer, die bestens ausgebildeten Gruppenführer und die erfahrenen Abschnittsleiter hatten die Gefahren im Blick, koordinierten die Löschwasserzufuhr vom Ortsrand und kontrollierten, wen sie ihrer Leute wohin schicken konnten. Nicht nur die vom Feuer für die PV-Anlage ausgehende Bedrohung auf dem Dach musste beachtet werden: Gefahrstoffe wie Acetylen, Noxal oder Argon mussten erkannt werden. Zu allem Pech war ausgerechnet jetzt ein Schornsteinfeger im Betrieb tätig und stürzte bei all der Aufregung – wer will es dem Mann verdenken – in den Steigschutz. Ein Fall für die Absturzsicherungsgruppe und die Drehleiter. Seine Rettung war dann nochmal so richtig spannend. (GEA)