TÜBINGEN. Die einen sind zuletzt durch lautstarken Protest und eine enorme Zahl aufgefallen. Die anderen setzen auf leise Töne und sachliche Diskussionen. Mitstreiter der Initiative Pro Windkraft Neckar-Alb haben am Donnerstag mehr als 5.000 Unterschriften für den Ausbau der alternativen Energie-Erzeugung an Vertreter des Regionalverbands übergeben.
»Statt Tonnen toter Bäume haben wir diesen kleinen USB-Stick für Sie dabei - verbunden mit einer kleinen Häkelarbeit«, sagte Sprecher Florian Klebs und setzte sich deutlich ab vom Protest der Windkraft-Gegner, die im April auf Paletten tonnenweise Einwendungen abgegeben hatten (wir berichteten). Als Symbol hat die Gomaringerin Angela Schur einen Turm samt Windrad gehäkelt, der an Verbandsdirektor Dirk Seidemann übergeben wurde.
Gegen »künstlich aufgeblähte Blanko-Einwendungen«
Vertreter der Initiative kritisierten das automatisierte Verfahren, in dem Widersprüche bundesweit eingesammelt wurden, und stieß damit beim Vorsitzenden des Regionalverbands auf großes Verständnis. Auch Eugen Höschele hat starke Zweifel, ob es wirklich gerechtfertigt ist, wenn ein Gegner aus Bad Oldesloe im Norden der Republik Einspruch erhebt gegen Windräder auf der Schwäbischen Alb - Hunderte von Kilometern von seinem Wohnort entfernt.
Die Windkraft-Befürworter haben bewusst einen anderen Weg eingeschlagen. Drei Viertel der mehr als 5.000 Unterzeichner leben in den drei Landkreisen Tübingen, Reutlingen und Zollernalb. Dazu kommen weitere aus anderen Gegenden Baden-Württembergs, in denen das gleiche Verfahren angewendet wird. »Und einige haben bei der Postleitzahl geschlampt«, bedauert Klebs bei der Übergabe der Petition im Behördenviertel, vor dem Tübinger Landratsamt und nicht weit vom Regierungspräsidium. Das Stimmungsbild in der Region unterscheide sich signifikant von den »künstlich aufgeblähten Blanko-Einwendungen aus ganz Deutschland«.

Die Windkraft-Befürworter betonen: Es gibt detaillierte Vorgaben für die Planer. Zum Beispiel, was den Abstand der Wohnbebauung betrifft, den Schattenwurf, den Schallschutz oder den späteren Rückbau der Anlagen. Förster seien gar nicht prinzipiell gegen Eingriffe in »ihren« Wald. Bürger könnten finanziell profitieren und mit Einwendungen auf Schwachstellen in der Planung hinweisen. Auch aus dem eigenen Kreis habe man Verbesserungen vorgeschlagen. Und im Übrigen gehe es bei der Suche nach Standorten um zwei Prozent der Landesfläche. »98 Prozent sind davon ausgenommen.«
Eugen Höschele weiß, dass das Thema Windkraft zum Teil sehr emotional diskutiert wird. Der Regionalverband sei auf einem guten Weg. Man akzeptiere, dass manche Vorhalte hätten, und setze sich entsprechend damit auseinander, plädiere aber für eine nüchtern-sachliche Betrachtungsweise. Verbandsdirektor Seidemann berichtete, dass die Auswertung läuft und weitere Schritte in Vorbereitung sind.
Die rund fünfzig Aktiven der Initiative, die am Donnerstag bei der Übergabe der Petition dabei waren, betonten, dass andere Bundesländer beim Ausbau schon weiter vorangekommen seien. Man unterstütze alle Schritte, die zu klimafreundlichen, wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Lösungen führten. Klebs: »Wir freuen uns auf den Tag, an dem unsere Region sauberen und günstigen Strom für uns und unsere Industrie produziert.« (GEA)