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Prozess um Volksverhetzung in Tübingen: Corona-Jahre aufarbeiten!

Der Volksverhetzungs-Prozess um den ehemaligen Ofterdinger und Querdenker Manuel Tharann zeigt einmal mehr, was für einen Keil die Corona-Pandemie in die deutsche Gesellschaft getrieben hat, findet Journalist Michael Sturm.

Der Angeklagte hatte während der Corona-Pandemie zwei Kundgebungen in Ofterdingen veranstaltet.
Der Angeklagte hatte während der Corona-Pandemie zwei Kundgebungen in Ofterdingen veranstaltet. Foto: Julian Rettig/dpa
Der Angeklagte hatte während der Corona-Pandemie zwei Kundgebungen in Ofterdingen veranstaltet.
Foto: Julian Rettig/dpa

OFTERDINGEN. Die Ofterdinger wehrten sich, als sich die Querdenken-Bewegung mit ihren Verbindungen zur extrem Rechten im Frühjahr 2021 im Ort festsetzen wollte. Sie verhinderten, dass die Querdenker ihre Kundgebungen weder am Jugendhaus, noch an der Schule durchführen konnten. Gut 130 Ofterdinger protestierten während der zweiten Kundgebung friedlich. Veranstalter Manuel Tharann war ein Jahr vorher in den Ort gezogen.

Nun stand Tharann wegen Äußerungen, die er während beiden Kundgebungen getätigt hatte, vor Gericht. Es steht einem Angeklagten frei, auf einen Verteidiger zu verzichten. In seinem Fall war es ein törichtes Vorgehen: Tharann redete sich in Rage, wetterte gegen Staatsorgane, beleidigte Polizisten und die demokratische deutsche Gesellschaft per se. Dabei ließ er es an jenem Respekt vermissen, den er gleichermaßen für sich und seine Familie einforderte.

Unter den nicht ganz 20 Zuschauern des Verfahrens befanden sich offenbar einige, welche die Gedanken des Angeklagten während der Corona-Zeit geteilt und gleichermaßen die staatlichen Maßnahmen der Pandemie-Bekämpfung als feindlich eingeordnet hatten. Das Verfahren gestern verdeutlichte, dass die bleierne Corona-Zeit die Demokratie hierzulande geschwächt und einen Keil ins Volk getrieben hat. Diese Zeit ist vorüber, bislang ist sie jedoch noch nicht aufgearbeitet worden. Dies ist ein Versäumnis und dringend nachzuholen. (GEA)