MÖSSINGEN. Neue Wege geht die evangelische Kirchengemeinde in Mössingen. Am Wochenende wurde zum Tag der "Friedhof(f)nung geladen unter dem Motto "Ein besonderer Tag an einem besonderen Ort". Pfarrer Joachim Rieger hatte viel Engagement in das Projekt gesteckt. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Führungen, Wort, Musik, Kunst, Trost, Hoffnung, Stationen und Begegnung". Musikalisch umrahmt vom Posaunenchor des CVJM Mössingen begrüßten Rieger und Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander die Besucher.
Die Mitveranstalter Bestattungen Werner, Claudia Amina Diegner (Muslima), der Verein Hospiz- und Trauerarbeit, die katholische Kirchengemeinde, die Neuapostolische Kirche, das Nachbarschaftshilfswerk und die Stadt Mössingen hatten einiges auf die Beine gestellt. So gab es bei Führungen von Dr. Franziska Blum zum Thema »Vom Kirchhof zum Friedhof – Leben und Sterben in früheren Zeiten« Einblicke in die Entwicklung des Friedhofs von damals zu heute, Bestatter Jochen Werner hielt Vorträge zur Bestattungsvorsorge und über Bestattungswege heute, Claudia Diegner gab Erläuterungen zum muslimischen Gräberfeld, Pfarrer Rieger hielt einen Vortrag über christliche Symbole auf Mössinger Grabsteinen, zudem gab es Verpflegung bis zum Abend für die Interessierten.
Als Daueraktionen gabt es die Ausstellung »Hoffnungsbretter« an der Kirchenmauer, einen Erinnerungsort bei den Stelen an der Steinlach, einen Infostand des Friedhofmanagements und in der Friedhofshalle regte die Videoinstallation »Hoffnungsworte« zum Nachdenken an.
Oberbürgermeister Michael Bulander kündigte den Besuchern einen Nachmittag an, "den Sie so hier in Mössingen noch nie erlebt haben". Er nannte die Friedhöfe in Belsen, Öschingen, Talheim und Mössingen nicht nur "Orte für Trauernde" sondern bezeichnete die Friedhöfe als "Aufenthaltsräume, Ruheoasen, Erholungsorte und Orte der Begegnung.
Gerade letzterer Punkt soll dabei eine zentrale Rolle spielen. Zusammen mit Pfarrer Rieger weihte Bulander das »Schwätzbänkle« auf dem Friedhof ein. Dies soll als Platz dienen, an dem man sich zufällig trifft, gemeinsam trauert, sich Hoffnung macht und Mut schenkt. Bulander zitierte hier den französischen Philosophen Albert Camus, der das Gefühl der Hoffnung wie folgt umschrieb: »Mitten im Winter habe ich in mir einen unbesiegbaren Sommer entdeckt«. (GEA)

