NEHREN. Der Nehrener Forst steht gut da. Zwar ist ein Teil des Premium-Wanderwegs gerade nicht passierbar – ein umgestürzter Baum zerstörte eine Brücke am Jägerweg. Die Baumbestände sind aber weitestgehend gesund. »Unsere große Stellschraube ist, klimastabile Baumarten durchzubringen«, sagte Revierförster Reinhold Gerster. Daher setze man vor allem auf die Eiche, die 26 Prozent des Bestands ausmache.
Junge Eichen sind wiederum eine leckere Mahlzeit für Rehe. Im Nehrener Gemeindeforst gibt es Flächen, in denen junge Pflanzen mit Verbiss-Schutz ausgestatten worden sind – aber halt nicht alle jungen Eichen. Förster Gerster betonte, zum Schutz der jungen Pflanzen müsse der Rehbestand verringert werden. Er plädierte dafür, dass die Jäger mehr der Tiere erlegen dürfen: »Wir müssen die Abschüsse um 50 Prozent hochbringen.«
Förster fordert mehr Abschuss von Rehen
Wie sich ein Wald selbst regenerieren kann, zeigte eine Fläche, die vor 25 Jahren vom Sturm Lothar verwüstet worden war. Dort wächst ein Mischwald heran: Buche, Ahorn, Kirsche, Eiche, Bergahorn auf Seite der Laubbäume, sowie die Nadelhölzer Tanne, Douglasie und Fichte. Letztere »wird immer noch als Bauholz gebraucht«, betonte Nehrens Bürgermeister Egon Betz.
Für ordentlich Schwund im Nehrener Forst sorgte ein Käferbefall im November 2023: »Mir sind fast die Augen rausgefallen«, sagte Revierförster Gerster. Durch das milde Klima bis weit in den Herbst hinein einwickelte sich eine dritte Generation an schädlichen Käfern – normalerweise reifen maximal zwei Generationen im Jahr heran. »Bei Befall muss man schnell reagieren«, so Gerster, und die befallenen Bäume schnellstmöglich entfernen. Markus Nill, Leiter des Nehrener Bauhofs, reagiere in diesen Fällen stets schnell, lobte Gerster.
Vier Flächen des Nehrener Forsts sollen stillgelegt werden
Die drei Forstbeamten zeigten den Teilnehmern des Waldumgangs aber auch sechs Flächen, die zu Habitaten erklärt werden, also für immer stillgelegt werden könnten. Forsteinrichter Andreas Kaphegy betonte: »Die Refugien, die wir vorschlagen, werden anerkannt!« Später am Abend gab der Nehrener Gemeinderat grünes Licht für die Forsteinrichtung. Das Gremium beschloss zudem, vier der vorgeschlagenen Flächen stillzulegen, die anderen beiden jedoch auszuklammern.
Auf diesen beiden Flächen, die im Gegensatz zu den anderen vier in Ebenen liegen, käme die Installation von Windkraftanlagen auf Nehrener Gemarkung in Frage. Laut Nehrens Bürgermeister Egon Betz könnte die Gemeinde bis zu drei Anlagen vertragen. Die Diskussion darüber müsse die Gemeinde allerdings in Absprache mit den Nachbargemeinden und dem Regionalverband angehen. Da sei noch nichts spruchreif.
Stillgelegte Flächen bringen einer Gemeinde Punkte auf ihr Ökokonto. Diese Punkte können als Ausgleich dafür eingesetzt werden, wenn die Gemeinde ein neues Wohn- oder Gewerbegebiet erschließen möchte. Und daran ist die Gemeinde Nehren durchaus interessiert. (GEA)