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Nehrener Bolzplatz - ein Kompromiss, der allen ein bisschen weh tut

In einer Sondersitzung des Gemeinderats Nehren am Donnerstag ging es darum, wie die Gemeinde den Zugang zu Schulhof und dem Bolzplatz regelt. Ein Vorwurf: Die Gemeinde habe die Kinder und ihre Aufenthaltsmöglichkeiten lange vernachlässigt.

Diese Benutzungsordnung für den »Käfig« an der Nehrener Kirschenfeldschule ist bald obsolet: Der Gemeinderat entwarf am Donnerst
Diese Benutzungsordnung für den »Käfig« an der Nehrener Kirschenfeldschule ist bald obsolet: Der Gemeinderat entwarf am Donnerstag eine neue. Foto: Michael Sturm
Diese Benutzungsordnung für den »Käfig« an der Nehrener Kirschenfeldschule ist bald obsolet: Der Gemeinderat entwarf am Donnerstag eine neue.
Foto: Michael Sturm

NEHREN. Allen kann man es nicht recht machen. Der Gemeinderat Nehren mühte sich in einer Sondersitzung um eine salomonische Lösung: Zum einen ging es darum, Kindern und Jugendlichen öffentlichen Raum zu geben, zum anderen, lärmgeplagte Anwohner zu schützen. Steine des Anstoßes sind der Schulhof der Kirschenfeldschule und der Bolzplatz-Käfig gleich daneben – und deren Nutzung.

Bei der Gemeinde gingen immer wieder Beschwerden ein: Lärm, Feuer, Alkohol und daraus resultierende Belästigungen. Vor wenigen Wochen eskalierte die Situation, berichtete Anwohnerin Pia Dürr in der Ratssitzung: Es seien Böller gezündet worden. Es habe Versuche gegeben, in ihren Garten zu klettern. Als der Käfig jüngst mit E-Scootern befahren wurde, sperrte die Gemeinde den Bolzplatz.

Gemeinde schloss den Käfig und untersagte Ballspiele

Die neue Nutzungsordnung auf dem Schulhof untersagte Ballspiele außerhalb der Schulzeiten und sprach ein Verbot für motorisierte Fahrzeuge und Skateboards auf dem Schulhof aus. Von 20 Uhr abends bis 8 Uhr morgens, sowie nachmittags zwischen 13 und 14 Uhr sei die Nutzung des Schulhofs als Aufenthaltsfläche untersagt.

Das erzürnte die Eltern. Sprecherin Christina Apostolidis erklärte: »Vor allem im Bereich um die Schule herum gibt es keinen anderen Treffpunkt.« Die Gemeinde habe die Kinder und Jugendlichen seit zehn Jahren vernachlässigt. Damals sei der Festplatz, bis dahin ein beliebter Treffpunkt, zugunsten einer Seniorenresidenz aufgegeben worden, ohne die Aufenthaltsmöglichkeit zu ersetzen.

Die Eltern gingen auf die Barrikaden

Zu Beginn der Gemeinderatssitzung schickte der Schultes voraus, dass der Verzug in Sachen Treffpunkt für Jugendliche auch finanzielle Gründe hatte: Die Gemeinde wollte abwarten, bis ihr eine Förderung von 60 Prozent der Kosten für einen Jugendspielplatz zugesichert worden war, die in diesem Jahr bewilligt wurde. »Dafür mussten wir zwei Jahre warten«, bedauerte Betz.

Das betreffe eben den Käfig und weitere Spielgeräte, eines musste jüngst als »gefährlich« deklariert werden. »Den Käfig haben wir zusammen mit einem Baustatiker angeschaut«, so der Schultes weiter. Der Käfig sei in gutem Zustand. Mithilfe von Schrauben und Gummiunterlagen könne der Lärm etwas gedämpft werden, riet der Statiker. Dazu könnten auch Netze helfen, die seien von der Gemeinde bereits bestellt, so Betz, der wiederum vorschlug, im Käfig könne man doch künftig auch mit Schaumstoffbällen bolzen.

In Nehren muss mehr Raum für Jugendliche geschaffen werden

»Die nächtliche Ruhestörung muss gelöst werden – aber nicht auf Kosten der Kinder, die dort spielen«, sagte Apostolidis mit Blick auf Schulhof und Bolzplatz. SPD-Fraktionssprecherin Tanja Schmidt stimmte ihr zu: Gerade Jugendliche hätten in der vergangenen Dekade, speziell während Corona, immer weniger Möglichkeiten gehabt, sich in Nehren altersgemäß zu treffen – »wir sind dieser Gruppe als Gesellschaft etwas schuldig!«

Dazu beantragte die SPD-Fraktion Bürgerbeteiligung im Sinne der Kinder- und Jugendarbeit und der Schaffung öffentlicher Räume im Ort. Nicht zu vergessen: personeller Ersatz für Maria Asal, bis vor zwei Jahren Leiterin des Jugendbüros Steinlach-Wiesaz. Sie fehlt als Ansprechpartnerin für die Jugendlichen.

Neue Nutzungszeiten: Einschränkungen am Sonntag

Bald dreht sich die Diskussion um eine neue Benutzungsverordnung von Schulhof und Käfig. Gerd Klett warf ein: »Ein guter Kompromiss ist, wenn es jedem a bissle weh tut.« In diesem Fall: etwas weniger Lärm für die Anwohner, etwas weniger Zeit für die Kinder und Jugendlichen, den Platz zu nutzen. Der Vorschlag von Karl-Bernd Stocker fand eine Mehrheit: montags bis samstags können Schulhof und Bolzplatz – außerhalb der Schulzeiten – nun zwischen acht und 20 Uhr genutzt werden, sonntags von 13 bis 20 Uhr. (GEA)