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Aktuell Prozess

Missbrauch von Pflegekindern: Angeklagter wieder aufgetaucht

Sechs Tage lang war ein Angeklagter aus dem Steinlachtal, der zwei seiner Pflegekinder missbraucht haben soll, verschwunden. Nun hat er sich der Polizei gestellt.

Eine Statue der Justitia
Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Symbolbild
Eine Statue der Justitia hält eine Waage in ihrer Hand. Foto: David-Wolfgang Ebener/dpa/Symbolbild

TÜBINGEN. Der Angeklagte im Prozess um den mutmaßlichen sexuellen Missbrauch zweier Pflegekinder in einer Familie im Steinlachtal ist wieder aufgetaucht. Nach Auskunft von Landgerichtspräsident Reiner Frey hat sich der 65-Jährige der Polizei gestellt. Er sitzt jetzt in U-Haft.

Vergangenen Mittwoch hätte der Angeklagte vor der 3. Großen Strafkammer des Tübinger Landgerichts zu den Vorwürfen gegen ihn Stellung beziehen sollen, was allerdings nicht geschah, weil er untergetaucht war. Er hatte in der Nacht zuvor das Haus der Familie verlassen, ohne irgendwelche persönlichen Gegenstände wie Handy, Geldbeutel und Schlüssel mitzunehmen. Niemand wusste, wo er sich seit der Zeit aufhielt. Die Familie machte sich große Sorgen, dass er sich etwas antun könnte.

Der Prozess war dann auf vergangenen Freitag verschoben worden. Weil das Gericht davon ausging, dass sich der Angeklagte abgesetzt hat, was sich jetzt ja als wahr herausgestellte, verhandelte es ohne den 65-Jährigen weiter. Am vergangenen Freitagnachmittag folgten dann die Plädoyers von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung in nicht öffentlicher Sitzung.

Am Montag wollte die Jugendkammer dann eigentlich das Urteil verkünden. Doch nachdem er Angeklagte sich jetzt überraschend zurückgemeldet hat, wurde die Verhandlung auf Donnerstag verschoben. Sehr wahrscheinlich wird dann aber noch kein Urteil verkündet.

Die Jugendkammer müsse jetzt rechtlich prüfen, ob das Verfahren wieder aufgenommen werden muss und dem 65-Jährigen somit die Möglichkeit zu einer umfangreichen Aussage vor Gericht gegeben wird, erklärte Frey. Es sei selten, dass ein Angeklagter in einem Verfahren vor Gericht »weg und dann wieder da ist«. Frey vermutet, dass die Jugendkammer so entscheiden könnte und den 65-Jährigen noch zu den Vorwürfen und zur Person hören wird. Dies wird sich aber erst am Donnerstag zeigen. (GEA)