MÖSSINGEN. Und wieder ein großes Fest, das Tausende ins Steinlachtal lockte. Dieses Mal bat Mössingen im Jubiläumsjahr seiner Ortsnennung und Stadterhebung die Besucher sinnbildlich zu Tisch. Der alten Weisheit folgend: Ein Apfel pro Tag, mit dem Doktor kein' Plag'.
Gefeiert wurde von Vereinen, Organisationen und Händlern in der Streuobst-Hauptstadt das achtzehnte Apfelfest. Volljährigkeit also. Oder sagt man besser Vollreife?
Die beliebte, da nach Rosenmarkt und U&D-Festival wieder die Massen anziehende Veranstaltung, krönte den Abschluss einer wirklich bunten Apfelwoche. Die war mit zahlreichen Programmpunkten gefüllt wie ein Obstkörble. Zum Finale war es den Organisatoren vom Netzwerk Streuobst zusammen mit dem Handels- und Gewerbeverein (HGV) gelungen, nach fünf trübseligen Tagen zumindest teilweise für goldenes Oktober-Wetter am verkaufsoffenen Sonntag zu sorgen.
Es geht doch, wenn man will. Apropos Gehen: Hinaus auf die Wiesen, wo besagte Äpfel nicht weit vom Stamm fallen – und im Idealfall aufgelesen und verwertet werden –, hat die LG Steinlach-Zollern zu ihren Läufen geladen. Im Frühtau gings bereits auf den Halbmarathon über 750 Höhenmetern über den Dreifürstensteig. Es folgten die 11-Kilometer-Streuobst-Läufer und Apfelwalker; abgerundet vom Kinder-Apfellauf. Kein Wettkampf, keine Zeitnahme für die Hundertschaft in Laufschuhen – nur Genuss, von der herbstlichen Natur im Halbschatten des Albtraufs – und natürlich dann von den vielen Köstlichkeiten auf dem Festgelände des Löwensteinplatzes.
Wobei sich die Ess-, Verkaufs- und Festmeile von der Pausa über die von Flohmarktständen gesäumten Falltorstraße hinzog. Hingucker war die obstbauliche Schau der Traktorenfreunde Mössingen auf dem Marktplatz. Mit Wehmut bestaunte so Mancher die alten Mostfass-Anhänger und Balkenmäher. Umlagert auch die Neuwagen-Ausstellung der örtlichen Autohändler in der Bahnhofstraße.
Mössingens Apfelfest reiht sich in die großen kulinarischen internationalen Aktionstage im Jahreslauf, wie der Tag des Apfelkuchens (13. Mai), der Welttag des Mosts (World Cider Day, 3. Juni) und der Tag des Apfelstrudels (17. Juni). Und bekanntlich wird in drei Monaten schon wieder der »Tag des deutschen Apfels« gefeiert. So lange kann und will man in Mössingen nicht warten. Denn die Ernte hängt in den letzten Zügen - Pardon, Bäumen. Wie mannigfaltig das knackige Kernobst allein rund um Mössingen wächst, von dem laut Agrarmarkt-Studie bundesweit pro Haushalt im Durchschnitt 18 Kilo im Jahr verzehrt wird, konnten Besucher beim dicht umlagerten Sortentisch sehen.
In der Tonnenhalle waren von Obst- und Gartenbauvereins-Aktiven 111 verschiedene Apfelsorten in Tellern aufgereiht worden. Vom alten Erwerbsanbau-Apfel Alkmene über die seit 1510 nachgewiesene Goldparmäne bis zur Zuccalmaglios, einer 1878 zur Renette veredelten Frucht. Dazu 36 verschiedene Birnen und zwei Quitten. Joachim Reutter setzte die Betrachter mit weiteren 16 Frucht-Besonderheiten, die hierzulande weitgehend unbeachtet wachsen oder sich hier heimisch fühlen, in Erstaunen. Wer kennt schon die Indianerbanane oder die Wildpflaume Kriecherle? »Dabei spiegelte die Auswahl nur annähernd das wider, was Gütlesbesitzer an Sortenvielfalt in ihren Bäumen hängen haben«, sagt OGV-Chef Hans G. Wener. (GEA)