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Aktuell Inklusion

Lebenshilfe Tübingen hat eine Stiftung mit prominenten Rat gegründet

Vor Kurzem fand die Gründungsversammlung der Tübinger »Lebenshilfe Stiftung« in der Mensa Uhlandstraße statt. Der Stiftungsrat ist prominent besetzt.

Der Stiftungsrat (von links): Uli Kunz, Elsbeth Meinzer, Heinrich Riethmüller, Jackie Haller, Klaus Niederwieser, Annette Krafft
Der Stiftungsrat (von links): Uli Kunz, Elsbeth Meinzer, Heinrich Riethmüller, Jackie Haller, Klaus Niederwieser, Annette Krafft und Vorsitzende Elisabeth Stauber. Auf dem Bild fehlt Daniela Harsch. Foto: Foto: Michael Sturm
Der Stiftungsrat (von links): Uli Kunz, Elsbeth Meinzer, Heinrich Riethmüller, Jackie Haller, Klaus Niederwieser, Annette Krafft und Vorsitzende Elisabeth Stauber. Auf dem Bild fehlt Daniela Harsch.
Foto: Foto: Michael Sturm

TÜBINGEN. Wo der Staat nicht helfen kann oder will, muss es privates Engagement richten, vor allem im sozialen Bereich. Der Tübinger Ortsverein der Lebenshilfe für geistig Behinderte gründete am Samstag eine vom Verein unabhängige Stiftung mit einer Einlage von 250.000 Euro. Das Geld soll innovative Projekte fördern, vor allem aber Einzelne in der Bewältigung ihres Alltags helfen, welcher Lebensbereich auch immer betroffen ist.

Laut Uta Schwarz-Österreicher, Verwaltungsratsvorsitzende des Lebenshilfe-Vereins, bestand seit einem Jahr der Wunsch, eine Stiftung aufzubauen. Den entscheidenden Anschub lieferte eine großzügige Spende von Elsbeth Meinzer, die einen großen Teil zum Grundkapital der Stiftung beisteuerte. »Das ist nicht selbstverständlich«, betonte die Tübinger Sozialbürgermeisterin Gundula Schäfer-Vogel in ihrem Grußwort.

250.000 Euro als Startkapital der Lebenshilfe-Stiftung

Die Stadt Tübingen selbst steuerte einen vierstelligen Betrag zum Kapital der Stiftung bei. »Die Stadt schreibt Inklusion groß«, sagte die Sozialbürgermeisterin. Das von der Lebenshilfe betriebene Café Frieda in der Weststadt sei nur ein erster Schritt. Ein barrierefreies Kino sei auf dem Weg, die Stadt arbeite sogar auf einen barrierefreien Marktplatz hin.

An Gundula Schäfer-Vogel gerichtet sagte Ralf Kümper, Geschäftsführer des Lebenshilfe-Vereins: »Angesichts der Haushaltslage wissen wir dieses großzügige Geschenk zu würdigen.« Die Stiftung wolle nicht die Kostenträger entlasten, sondern die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen zur Teilhabe unterstützen.

Stiftung soll unterstützen, die Förderschwerpunkte des Vereins umzusetzen

Kümper erinnerte an die Gründung des Vereins 1961, als Selbsthilfe-Einrichtung für betroffene Eltern: »Sie ermutigten einander, ihre Kinder nicht mehr zu verstecken, wie es in der Nachkriegszeit noch üblich war.« Seitdem habe sich die Lebenshilfe als ambulanter, mobiler Verein zu einem »Motor für Veränderungen« entwickelt, »manchmal unbequem, oft erfolgreich.«

Die Stiftung soll den Verein nun dabei unterstützen, dessen Förderschwerpunkte umzusetzen: Menschen mit kognitiven Einschränkungen in Tübingen zu Wohnraum zu verhelfen, sie für Arbeitsplätze zu qualifizieren, sowie ihnen Freizeit-, Bildungs- und Reiseangebote zu verschaffen. Darüber hinaus sollen etablierte Angebote, etwa gemeinsames Kochen und Kegeln, Sport und bildende Kunst ausgebaut werden und das am liebsten in Kooperationen mit Vereinen.

Basketball-Team und Kunstprojekt als Aushängeschilder

Ein erfolgreiches Beispiel sei das inklusive Basketball-Team. Ein anderes, das seit den 1970er Jahren bestehende Kunstprojekt. Iris Kästner, die vorwiegend Linolschnitt-Drucke produziert, ist eine von vieren aus der aktuellen Gruppe, deren Werke demnächst in Reutlingen ausgestellt werden. Angeleitet von Annette Frey arbeiten die Künstlerinnen und Künstler in einem Raum in der Friedrich-Dannenmann-Straße.

»Der Raum ist ziemlich klein«, merkte Iris Kästner an. »Wenn alle da sind, kann man sich kaum bewegen.« Das ist ärgerlich, denn das Kunstprojekt verfügt über neue, verstellbare Tische, die gerade für die Druckarbeiten gut geeignet sind. Die Stiftung hat nun vor, der Kunstgruppe einen größeren Raum zur Verfügung zu stellen.

Anträge können ab dem 1. Januar eingereicht werden

Elisabeth Stauber, Leiterin des Fachbereichs Soziales und zur Vorsitzenden des Stiftungsrats ernannt, stellte der Kunstgruppe weiterhin mehr Material in Aussicht. Auf einem Plakat mit Wünschen seitens der Künstler stehe etwa ein Brennofen für Tonarbeiten ganz weit oben. Für Unterstützung anderer Projekte und Menschen können ab 1. Januar 2025 Anträge gestellt werden: »Die werden wir zügig und unbürokratisch bearbeiten«, versprach Elisabeth Stauber.

Neben ihr als Vorsitzender gehören dem Stiftungsrat Elsbeth Meinzer, Uli Kunz, Daniela Harsch, Heinrich Riethmüller, Jackie Haller, Annette Krafft und Klaus Niederwieser an. Die frühere Top-Leichtathletin Jackie Haller, geborene Baumann, möchte die Verbindung zum Sport sein und die Lebenshilfe noch präsenter bei großen Veranstaltungen, etwa dem Erbe-Lauf, machen: »Dafür müssen wir nicht viel Geld in die Hand nehmen – wir müssen es mehr bewerben.« (GEA)