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Kostenlose Tampons - Tübingen, Karlsruhe und Heidelberg sind Vorreiter

Von ihrer Periode überraschte Frauen können in sehr unangenehme Situation kommen, wenn sie keine Binden oder Tampons zur Hand haben. Einige Städte im Land kommen Frauen und Mädchen mit Gratisangeboten zu Hilfe.

Foto: Sebastian Kahnert/zb/dpa Foto: Sebastian Kahnert
Foto: Sebastian Kahnert/zb/dpa
Foto: Sebastian Kahnert

TÜBINGEN. Der Kauf von Tampons und Binden schlägt im Leben einer Frau mit hohen Summen zu Buche - Kosten, die Männer nicht haben. Diesem Mangel an Geschlechtergerechtigkeit wirken einige Kommunen im Südwesten entgegen: In Karlsruhe und Heidelberg erhalten Frauen und Mädchen im Rahmen von Pilotprojekten von September an kostenlose Binden und Tampons. In Tübingen gibt es bereits seit Anfang des Jahres insgesamt 23 Binden- und Tamponspender in Schulen und öffentlichen Gebäuden sowie in zwei öffentlichen Toiletten.

Die Stadt Karlsruhe will ab diesem Schuljahr zunächst einem Gymnasium, einem städtischen Amt und allen Jugendhäusern ein Jahr lang Menstruationsprodukte gratis zur Verfügung stellen. In Heidelberg werden ab Anfang September an vier Standorten kostenlose Menstruationsartikel in Holzkistchen bereitgestellt, im Rathaus, im Bürgeramt Mitte, in einer Gemeinschaftsschule und in einem Kulturzentrum. Für das zunächst auf ein Jahr befristete Angebot werden 20.000 Euro veranschlagt. In beiden Städten ist eine Evaluation des Projekts geplant.

Kosten von 10.000 Euro pro Jahr in Tübingen

In Tübingen werden kostenlose Hygieneartikel unter anderem im Rathaus, in der Stadtbücherei, im Stadtmuseum und im Hölderlinturm angeboten. Die Einrichtung der Hygieneartikelspender ging auf Anträge der SPD-Gemeinderatsfraktion und des Jugendgemeinderates zurück. Die Stadt lässt sich diesen Service 10.000 Euro im Jahr kosten.

Als nach eigenen Angaben erste nationale Regierung haben die Schotten den kostenlosen Zugang zu Tampons und Binden ab Mitte August gesetzlich verankert.

Pilotprojekt »perioHDe«
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Marie-Luise Löffler (r) und Mitarbeiterin im Fachbereich Geschlechtergerechtigkeit Nicoline Erichsen vor dem Rathaus Heidelberg. Foto: Uwe Anspach
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragte Marie-Luise Löffler (r) und Mitarbeiterin im Fachbereich Geschlechtergerechtigkeit Nicoline Erichsen vor dem Rathaus Heidelberg.
Foto: Uwe Anspach

Die Stadt Heidelberg verweist auf die sogenannte Perioden-Armut; sie erschwere einkommensschwachen Frauen wegen der Kosten für Hygieneartikel eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen und öffentlichen Leben. Einer britischen Umfrage zufolge gäben Frauen im Durchschnitt etwa 500 Euro pro Jahr für ihre Periode aus. Menstruation sei auch in Deutschland besonders für Mädchen und junge Frauen weiterhin ein schambesetztes Thema - das Projekt perioHDe soll dazu beitragen dieses Tabu zu brechen.

Junge Frauen, die von der Periode überrascht werden, trauten sich nicht, andere Frauen oder Mädchen um Binden oder Tampons zu bitten, sagt Nicoline Erichsen. Die Mitarbeiterin im Fachbereich Geschlechtergerechtigkeit der Stadt Heidelberg fügt hinzu: »Alle Frauen haben schon gespürt, dass das Thema nicht normal genug ist.«

Das von den Fraktionen der Grünen und der Linken im Heidelberger Gemeinderat angestoßene Angebot richte sich an Frauen mit spontanem Bedarf, erläuterte die Gleichstellungsbeauftragte der Universitätsstadt, Marie-Luise Löffler. Wenn dennoch große Mengen auf einmal mitgenommen würden, müsse über eine andere Form des Angebotes nachgedacht werden.

Pro Familia begrüßt das Engagement der Städte. Es müsse eine Gleichstellung bei der Verteilung der Kosten für Menstruationsartikel geben. »Im Laufe eines Lebens kommen hohe Summen zusammen, auf denen alleine die Frauen sitzenbleiben«, monierte Landesgeschäftsführerin Gudrun Christ.

Eine Mehrheit der deutschen Bevölkerung würde kostenlose Menstruationsprodukte in öffentlichen Gebäuden befürworten. In einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sprachen sich 66 Prozent der Befragten dafür aus, Menstruierenden etwa in Gemeindezentren oder Apotheken einen unentgeltlichen Zugang zu Artikeln wie Tampons oder Binden zu ermöglichen. 18 Prozent lehnen dies ab, 16 Prozent der Befragten machten keine Angabe. (dpa)